Die Welt finde ich toll, die Bücher ziemlich langweilig: Ich bin ein Herr der Ringe-Fan, ohne ein Tolkien-Fan zu sein. Auch wenn man das ja eigentlich kaum trennen kann. Denn ohne Tolkien keine Tolkien-Welt. – Ist diese Einleitung also komplett unlogisch? Hm, ja, könnte sein. Aber indem ich spöttelnde oder naseweise Kommentare einfach nicht freischalte, werde ich wohl trotzdem damit durchkommen. Höhö, raffiniert von mir.
Wie geht DER HOBBIT? Bilbo Beutlin zieht mit einer Ladung Zwerge von Beutelsend zum Einsamen Berg. Unterwegs bestehen sie Abenteuer und erhalten dafür Schätze. Der Reichste gewinnt.
DER HOBBIT kombiniert zwei Spiele. Zwischen den Abenteuern wird Strecke gemacht. Jeder besitzt Zahlenkarten zwischen eins und 60 und wählt geheim eine aus. Der mit der niedrigsten Zahl zieht die gemeinsame Bilbo-Figur als Erster um ein Feld weiter, und das Symbol auf dem erreichten Feld gibt an, welche Eigenschaft der Spieler hinzugewinnt. Anschließend zieht der mit der zweitniedrigsten Zahl und so weiter.
Sind wir nach ein paar Runden bei einem der Abenteuerfelder angekommen, beginnt das zweite Spiel. Vom Kartenstapel werden Würfelaufträge aufgedeckt, einer nach dem anderen. Die Spieler können Edelsteine gewinnen, indem sie bestimmte Symbole erwürfeln. Ihre unterwegs erworbenen Eigenschaften geben dabei Boni oder erlauben das Nachwürfeln. Einen Auftrag zu verpatzen, zieht Strafe nach sich. Weshalb man auch mal freiwillig aufs Würfeln verzichtet.
Während des Marsches werden hin und wieder noch Fähigkeitskarten verlost und ab der zweiten Etappe wird zum Ringträger, wer auf ein bestimmtes Feld trifft. Der Ringträger darf in Abenteuern einen Würfel auf eine beliebige Seite drehen, was einen riesigen Vorteil bedeutet.
Was passiert? DER HOBBIT kann sehr unterschiedlich verlaufen: gut oder schlecht. Gut läuft es, wenn alle einigermaßen vorankommen, der Schwächling auch mal Ringträger wird und am Ende noch aufholt. Schlecht läuft es, wenn immer derselbe die Fähigkeitskarten abgreift, zu allem Überfluss auch noch den Ring bekommt und alle Abenteuer locker erledigt, während die Konkurrenz, die halb aus Verzweiflung auch mal mitmischen will, für ihr Scheitern abgestraft wird.
Was taugt es? Ich halte große Stücke auf Knizias Fähigkeit, Spiele zu balancieren. Deshalb bin ich überrascht von den Seltsamkeiten in DER HOBBIT. Nicht nur die Stärke des Ringes bei weniger als vier Spielern irritiert, sondern auch die Verteilung der Feldsymbole. Nach dem dritten Abenteuer gibt es den Ring gleich auf dem ersten Feld. Wer eine Eins hat, kann sie einfach bis dahin aufsparen. Er wird nun Ringträger bis zum Ende des Spiels. Übel dran ist (im Vier-Personen-Spiel), wer nach dem zweiten Abenteuer keine niedrigen Karten besitzt. Denn das vierte und das achte Feld sind negativ. Und wer wird jetzt wohl drauflatschen?
Trotzdem: Auch wenn viel Glück im Spiel ist, auch wenn es sich nicht neu anfühlt – in seiner Gesamtheit ist DER HOBBIT stimmig und enthält viele Spannungsmomente. Fähigkeiten zu verbessern und sich anschließend Abenteuern zu stellen, macht schon seit Rollenspiel-Zeiten Spaß. Aufgrund ihrer unterschiedlich ausgeprägten Eigenschaften entwickeln die Spieler auf simpelster Basis eine Art Charakter. Bestimmte Aufgabentypen kommen ihnen entgegen, andere sind unmöglich.
Als leichte Kost mit thematisch schönem Rahmen gefällt mir das Spiel, obwohl mir einige Spielverläufe überhaupt nicht gefallen. Und auch das ist vermutlich wieder unlogisch.
DER HOBBIT von Reiner Knizia für zwei bis fünf Spieler, Kosmos.
Montag, 4. Juni 2012
Der Hobbit
Label:
**** solide
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1 Kommentare:
Lieber Udo
Normalerweise stimmt unser Spielgeschmack ziemlich überein aber diesmal...
Ich muss zugeben, dass meine Meinung auf nur einer (nicht mal zu Ende gespielten) Partie beruht. Für mich ist der Hobbit das schlechteste Spiel, das mir in den letzten Jahren auf den Tisch kam. Es gehört viel dazu, dass ein Spiel abgebrochen wird aber hier haben wir wirklich jeglichen Spielspass vermisst.
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