Mittwoch, 6. November 2013

Sanssouci

Nach der Messe ist vor der Messe. Deswegen der Hinweis auf eine Messevorschau. Die der Pöppelhelden hatte sich mit Autoren und Verlagen aus dem Bremer Raum beschäftigt und gefiel mir besonders gut. Hier ist der Teil über Michael Kiesling. SANSSOUCI kommt natürlich auch vor.

Apropos SANSSOUCI...
Wie geht eigentlich das Spiel?
Jeder hat einen neun mal fünf Felder messenden Garten, in dem zu Spielbeginn noch nicht allzu viel los ist. 18 Spielrunden lang legt man jeweils ein Teil an. Der Garten blüht dann zwar noch immer nicht vollständig, aber das ist auch gar nicht der Plan. Vielmehr besitzt jeder Spieler für jede der neun Gartenspalten eine Adeligenfigur, die in eine möglichst tiefe Zeile laufen soll. Das tut sie nur über gebaute Gartenplättchen. Plättchen lege ich also, um meinen Figuren einen Weg zu bahnen. Eine Figur darf unterwegs ihre Spalte verlassen. Am Ende der Bewegung muss sie aber wieder dort angekommen sein. Sie zählt entsprechend der erreichten Zeile sofort Punkte. Jeder Zug besteht darin, erst ein Plättchen zu legen und danach per Adligenspaziergang zu punkten.
Das offene Angebot umfasst immer zehn Plättchen. Die Stelle, wo sie im eigenen Garten platziert werden müssen, ist exakt vorgegeben: Die Illustration bestimmt die Spalte, eine Farbcodierung die Zeile. Nur wenn der vorgesehen Ort besetzt sein sollte, darf abweichend gelegt werden.
Um ein Plättchen nehmen zu dürfen, spielt man eine seiner beiden Handkarten. Im Falle einer Doppelfarbkarte muss ein Plättchen mit einer der beiden Farben genommen werden; im Falle einer Symbolkarte ein Plättchen mit dem entsprechenden Symbol. Nur wenn kein entsprechendes da sein sollte, herrscht Wahlfreiheit.

Was passiert? Aus den Nehm- und Legeregeln ergeben sich ziemliche Einschränkungen. Also will man die Zwänge möglichst oft umgehen – wobei natürlich die Karten mitspielen müssen. Ziehe ich beispielsweise eine Brunnenkarte nach und es liegen aktuell keine Brunnenplättchen aus, hoffe ich sehr, dieser Zustand möge bis zu meinem nächsten Zug anhalten.
Bin ich an der Reihe, überprüfe ich, welche Möglichkeiten mir meine Handkarten bieten, und manchmal ist die beste Wahl ziemlich offensichtlich. Ansonsten wäge ich eine eher konservative oder spekulative Bauweise ab. Oder ich verbrauche einfach diejenige meiner beiden Karten, die mir langfristig schwächer erscheint.
Auch die Adeligenbewegung ergibt sich bisweilen wie von selbst. Wenn auch nicht jedes Mal: Ziehe ich, sobald ich es kann, direkt in Zeile 4 und kassiere vier Punkte, oder mache ich für drei Punkte erst mal einen Zwischenstopp in Zeile 3? Das könnte ein Tempoverlust sein. Aber vielleicht komme ich zwischenzeitlich nirgends mehr vorwärts und wäre dann froh, noch eine passable Zugmöglichkeit in petto zu haben.

Was taugt es? Mich hat erstaunt, wie schwer sich manche Spieler mit den Nehm- und Legeregeln taten. Oft wurde automatisch geschlussfolgert: „Wenn ich beim Nehmen freie Auswahl habe, darf ich das Teil an beliebiger Stelle einbauen.“ Dem ist aber nicht so! SANSSOUCI spielt sich kniffliger, als es den Anschein hat. Schwierigkeiten machte teilweise auch die Grafik. Die Idee, jedes Gartenelement auf jedem Plättchen unterschiedlich zu gestalten, geht zu Lasten schneller Erkennbarkeit.
In manchen Partien zeichnet sich der Sieger früh ab: Jemand konstruiert mit Glück und Geschick rasch eine mittige Verbindung von ganz oben bis ganz unten und zieht über diese Linie nach und nach immer mehr Figuren in lukrative Zeilen. Im Regelfall verläuft SANSSOUCI aber spannend und man fiebert mit, ob die eine entscheidende Verbindung noch gelingt, ob bitte mal jemand die störende Statue aus der Auslage nimmt oder ob vielleicht endlich etwas Passendes für die violette Zeile ins Angebot rutscht.
SANSSOUCI reizt zu Wiederholungspartien. Man hofft, den Garten beim nächsten Mal besser hinzukriegen; und trotz aller Zufälle, die da mitspielen, lässt sich taktisch etwas herausholen. SANSSOUCI ist ein interessantes, gut funktionierendes Legespiel mit klarer Eigenständigkeit und stabilem Spannungsbogen. Unter den Familienspielern richtet es sich an die Taktikerfraktion. Interaktion besteht kaum.

SANSSOUCI von Michael Kiesling für zwei bis vier Spieler, Ravensburger.

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