In der spielbox 3/1989 wurde LIEBER BAIRISCH STERBEN besprochen, und der Rezensent Uwe Petersen war zu meinem völligen Erstaunen gar nicht so begeistert von dem Spiel, wie man es meiner Meinung nach hätte sein müssen. „Verhalten positiv bis verhalten negativ“ sei die Resonanz in seinem Spieltreff gewesen. Insbesondere „negativ“ konnte ich überhaupt nicht verstehen. LIEBER BAIRISCH STERBEN war doch so wunderbar komplex!
Komplex war nämlich gleichbedeutend mit gut. Ich war Ende der 80er Jahre dabei, die große weite Spielewelt jenseits der Schachteln mit dem blauen Dreieck zu erkunden und alles, was auffallend anders war als das, was ich kannte, zog mich besonders an. LIEBER BAIRISCH STERBEN hatte ich gemeinsam mit meinem damals besten Spielefreund im Laden am Schwarzen Bären entdeckt, und es war schnell klar, dass man das haben musste: viel Kram, lange Regeln, eine interessant wirkende Landkarte als Spielplan, dazu der Charme des Selbstgemachten und ein vom Cover grinsender Recke mit Che Guevara-Mütze und Zahnlücke. Super!
LIEBER BAIRISCH STERBEN hielt, was wir uns davon versprochen hatten: Es dauerte lange, war gerade noch so eben verständlich, und vor allem war es freakiger als alles Bisherige. Ich erinnere mich noch grob an einige schwer zugängliche Regelfeinheiten, die niemand, dem man das Spiel neu erklärte, auf Anhieb begriff. (Oder jemals.) Aber das störte nicht. Ich war sehr geduldig, wenn es darum ging, immer wieder anderen Menschen LIEBER BAIRISCH STERBEN näherzubringen. Und natürlich gewannen immer entweder mein Kumpel oder ich.
Was mir hätte auffallen können, aber lange Zeit nicht aufgefallen ist: Die neu angelernten Mitspieler lobten LIEBER BAIRISCH STERBEN als ganz interessant und sagten, das müsse man demnächst mal wieder spielen, um es endgültig zu durchdringen. Zustande gekommen sind diese vagen Verabredungen aber nie. Und erst etliche Partien und verschlissene Novizen später war ein Mitspieler mal ehrlich und konfrontierte uns glühende Fans mit der Aussage, dass ihm dieses Spiel in seiner Kompliziertheit überhaupt keinen Spaß mache. Wenn wir nächstes Mal nicht DOPPELKOPF spielten, sei er raus.
Gut. Er war also raus. Zwar spielten wir meiner Erinnerung zufolge nach diesem Tag tatsächlich nie wieder LIEBER BAIRISCH STERBEN, aber das lag eher daran, dass ich inzwischen DIE MACHER kennen gelernt hatte, und das war ja noch viel toller. Also mussten jetzt alle mit mir DIE MACHER spielen, und ich war sehr geduldig, wenn es darum ging, immer wieder anderen Menschen die Regeln näherzubringen. Und gewonnen haben natürlich mein Kumpel oder ich.
Teil 10: Maeatro
Teil 12: Das Schwarze Auge
Sonntag, 10. November 2013
Vor 20 Jahren (11): Lieber bairisch sterben
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Vor 20 Jahren
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1 Kommentare:
Gerade vorgestern mal wieder DIE MACHER aus dem Schrank geholt und dann das hier :D
Schön, dass es anscheinend nicht an mir liegt, dass ich dieses Spiel nicht wirklich verständlich erklären kann.
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