Montag, 17. November 2014
Die Staufer
Vollkommen überraschend bespricht REZENSIONEN FÜR MILLIONEN ein aktuelles Spiel. Alle Leser bitte ich um Entschuldigung wegen des gewaltigen Schrecks, den sie sicherlich bekommen haben.
Wie geht DIE STAUFER? Ja, es geht mal wieder in gewisser Form um Mehrheiten. Nämlich so: Pro Durchgang werden eine oder zwei Regionen gewertet. Wer dort die meisten Figuren besitzt (Adlige zählen wie zwei), gewinnt mehr Punkte als der mit den zweitmeisten Figuren usw.
Spannender wird die Sache dadurch, dass sich manchmal erst während des Durchgangs herausstellt, welche neben der feststehenden ersten die zweite Wertungsregion sein wird. Außerdem ist das Einsetzen von Figuren eine Frage des Preises. Die besseren (da im Falle eines Gleichstandes entscheidenden) Plätze kosten bis zu sieben Figuren. Und setzt man nicht in der aktuellen Königsregion ein, fallen obendrein Reisekosten an.
Figuren sind also auch Währung. Das heißt, man braucht viele davon. Und weil das so ist, besteht ein Spielzug entweder im Einsetzen einer Figur oder dem Nachholen neuer. Am Ende eines Durchgangs kriegt man üblicherweise einige zurück. Zwar sind die gewerteten Männchen futsch, aber die zur Bezahlung verwendeten werden in bestimmten Zonen des Spielplans zwischengelagert. Die Königsfigur reist nach jedem Durchgang um eine bis drei Regionen weiter. Unterwegs angetroffene Bezahlmännchen dürfen wieder nach Hause.
Und schließlich: Punkte zu gewinnen, ist nicht der einzige Anreiz, um Figuren einzusetzen. An jedem Ort lockt auch mindestens ein Truhen-Plättchen. Das zählt entweder Zusatzpunkte oder bringt Figuren-Nachschub. Oder es lässt sich in einem späteren Zug vorteilhaft einsetzen, um beispielsweise einmalig keine Reisekosten zu bezahlen. Einige Truhen (die violetten) darf man im Doppelpack gegen ein Privileg eintauschen, das für den Rest des Spieles gilt und beispielsweise besagt: Bei der Nachschub-Aktion bekommt man immer eine Figur mehr. Oder das Einsetzen von Figuren kostet nie mehr als drei. Oder jede orangefarbene Truhe zählt zwei Punkte extra. Oder... oder...
Was passiert? DIE STAUFER ist ein sehr verzahntes Spiel. Jeder Spieler hat nur exakt 15 Züge. Weil jeder einzelne diverse Konsequenzen nach sich zieht, reichen diese 15 Züge tatsächlich aus, um eine vollständige Dramaturgie herzustellen.
Zum Punkterwerb durch Wertungen addiert sich bei Spielende ein meist beträchtlicher Bonus durch drei persönliche Aufträge. Beispielsweise soll ich die Mehrheit in Augsburg haben, die Regionen, in denen ich stehe, sollen ein bestimmtes Muster ergeben, und innerhalb der Regionen sollte ich wiederum ganz bestimmte Felder besetzen. Ab der Mitte der Partie empfiehlt es sich dringend, neben dem Mehrheiten-Tagesgeschäft auch die Erfüllung der Aufträge anzuvisieren.
Wer will, kann das sogar schon von seinem ersten Zug an tun. DIE STAUFER ist durch und durch planbar. Außer den persönlichen Aufträgen gibt es keine geheimen Informationen. Der Weg des Königs ist von Anfang an klar, die Truhen liegen offen, und selbst Kleinigkeiten wie die Spielreihenfolge des nächsten Durchgangs befinden sich komplett in Spielerhand.
Glücklicherweise habe ich trotzdem nie schlimme Grübeleien erlebt. Im Kampf gegen die Überinformation setzten meine Mitspieler auf Filterung. Um die Sache einfach zu halten, werden manche Aspekte erst mal außer Acht gelassen. Lerneffekte ergeben sich mit wachsender Erfahrung. Vor allem entwickelt man ein besseres Gefühl für die Schlusswertung und kann gezielter auf dicke Punkteboni hinarbeiten.
DIE STAUFER ist nicht so schnell ausgelotet. Erstens ist das Spielfeld variabel. Zweitens und vor allem spielen immer nur sechs von 16 Privilegien mit. Deren Mischung bewirkt unterschiedliche Verläufe.
Was taugt es? DIE STAUFER ist ein typisches Spiel, das meinen Kopf anspricht, aber nicht mein Herz. Ich sehe, dass hier durchaus Neues enthalten ist. Ich bin im richtigen Maße gefordert, und nichts ist überkompliziert oder zu viel. Nur fühlt es sich trotz allem so an, als hätte ich das so ähnlich schon häufiger gespielt. Das enthaltene Neue bewirkt kein neues Spielgefühl. Und auch wenn die Spielregel den historischen Hintergrund sehr betont: Viel übrig geblieben ist von den Staufern, den Reisekönigen und Heinrich VI. nicht.
Der Grafikstil von DIE STAUFER gefällt mir gut. Allerdings habe ich große Probleme, die Schriften zu lesen, insbesondere über Kopf. Und für unpraktisch und unübersichtlich und somit misslungen halte ich das Wertungsrondell.
DIE STAUFER von Andreas Steding für zwei bis fünf Spieler, Hans im Glück.
Wie geht DIE STAUFER? Ja, es geht mal wieder in gewisser Form um Mehrheiten. Nämlich so: Pro Durchgang werden eine oder zwei Regionen gewertet. Wer dort die meisten Figuren besitzt (Adlige zählen wie zwei), gewinnt mehr Punkte als der mit den zweitmeisten Figuren usw.
Spannender wird die Sache dadurch, dass sich manchmal erst während des Durchgangs herausstellt, welche neben der feststehenden ersten die zweite Wertungsregion sein wird. Außerdem ist das Einsetzen von Figuren eine Frage des Preises. Die besseren (da im Falle eines Gleichstandes entscheidenden) Plätze kosten bis zu sieben Figuren. Und setzt man nicht in der aktuellen Königsregion ein, fallen obendrein Reisekosten an.
Figuren sind also auch Währung. Das heißt, man braucht viele davon. Und weil das so ist, besteht ein Spielzug entweder im Einsetzen einer Figur oder dem Nachholen neuer. Am Ende eines Durchgangs kriegt man üblicherweise einige zurück. Zwar sind die gewerteten Männchen futsch, aber die zur Bezahlung verwendeten werden in bestimmten Zonen des Spielplans zwischengelagert. Die Königsfigur reist nach jedem Durchgang um eine bis drei Regionen weiter. Unterwegs angetroffene Bezahlmännchen dürfen wieder nach Hause.
Und schließlich: Punkte zu gewinnen, ist nicht der einzige Anreiz, um Figuren einzusetzen. An jedem Ort lockt auch mindestens ein Truhen-Plättchen. Das zählt entweder Zusatzpunkte oder bringt Figuren-Nachschub. Oder es lässt sich in einem späteren Zug vorteilhaft einsetzen, um beispielsweise einmalig keine Reisekosten zu bezahlen. Einige Truhen (die violetten) darf man im Doppelpack gegen ein Privileg eintauschen, das für den Rest des Spieles gilt und beispielsweise besagt: Bei der Nachschub-Aktion bekommt man immer eine Figur mehr. Oder das Einsetzen von Figuren kostet nie mehr als drei. Oder jede orangefarbene Truhe zählt zwei Punkte extra. Oder... oder...
Was passiert? DIE STAUFER ist ein sehr verzahntes Spiel. Jeder Spieler hat nur exakt 15 Züge. Weil jeder einzelne diverse Konsequenzen nach sich zieht, reichen diese 15 Züge tatsächlich aus, um eine vollständige Dramaturgie herzustellen.
Zum Punkterwerb durch Wertungen addiert sich bei Spielende ein meist beträchtlicher Bonus durch drei persönliche Aufträge. Beispielsweise soll ich die Mehrheit in Augsburg haben, die Regionen, in denen ich stehe, sollen ein bestimmtes Muster ergeben, und innerhalb der Regionen sollte ich wiederum ganz bestimmte Felder besetzen. Ab der Mitte der Partie empfiehlt es sich dringend, neben dem Mehrheiten-Tagesgeschäft auch die Erfüllung der Aufträge anzuvisieren.
Wer will, kann das sogar schon von seinem ersten Zug an tun. DIE STAUFER ist durch und durch planbar. Außer den persönlichen Aufträgen gibt es keine geheimen Informationen. Der Weg des Königs ist von Anfang an klar, die Truhen liegen offen, und selbst Kleinigkeiten wie die Spielreihenfolge des nächsten Durchgangs befinden sich komplett in Spielerhand.
Glücklicherweise habe ich trotzdem nie schlimme Grübeleien erlebt. Im Kampf gegen die Überinformation setzten meine Mitspieler auf Filterung. Um die Sache einfach zu halten, werden manche Aspekte erst mal außer Acht gelassen. Lerneffekte ergeben sich mit wachsender Erfahrung. Vor allem entwickelt man ein besseres Gefühl für die Schlusswertung und kann gezielter auf dicke Punkteboni hinarbeiten.
DIE STAUFER ist nicht so schnell ausgelotet. Erstens ist das Spielfeld variabel. Zweitens und vor allem spielen immer nur sechs von 16 Privilegien mit. Deren Mischung bewirkt unterschiedliche Verläufe.
Was taugt es? DIE STAUFER ist ein typisches Spiel, das meinen Kopf anspricht, aber nicht mein Herz. Ich sehe, dass hier durchaus Neues enthalten ist. Ich bin im richtigen Maße gefordert, und nichts ist überkompliziert oder zu viel. Nur fühlt es sich trotz allem so an, als hätte ich das so ähnlich schon häufiger gespielt. Das enthaltene Neue bewirkt kein neues Spielgefühl. Und auch wenn die Spielregel den historischen Hintergrund sehr betont: Viel übrig geblieben ist von den Staufern, den Reisekönigen und Heinrich VI. nicht.
Der Grafikstil von DIE STAUFER gefällt mir gut. Allerdings habe ich große Probleme, die Schriften zu lesen, insbesondere über Kopf. Und für unpraktisch und unübersichtlich und somit misslungen halte ich das Wertungsrondell.
DIE STAUFER von Andreas Steding für zwei bis fünf Spieler, Hans im Glück.
Label:
**** solide
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2 Kommentare:
Hallo,
1.) kleine Korrektur: Bei den Privilegien schreibst du
"Oder das Einsetzen von Figuren wird um drei billiger." So eines habe ich nicht gefunden, vermutlich meinst du
"Du musst in „Schritt 2: Einsetzen“ immer nur 3 Figuren bezahlen".
2.) Zustimmung zu deiner Meinung. Ich hätte das Spiel gerne mehr gemocht. Liegt vielleicht auch an den Aufträgen, die doch einiges an Punkten bringen können und nicht völlig ausgewogen sind. Auch mit dem 'mislungenen' Wertungsrondell bin ich einer Meinung (-> aus anderen Spielen kopieren - Alhambra bietet sich an - oder selber malen :-} ).
3.) Alternative ... ok, gibt es viele, klar. Aber ich, der Hansa Teutonica vom gleichen Autor, mehr als "reizvoll" finde, werde wohl da wieder hingreifen.
Gruß Tournesol
Zu 1: Ja, da hast du leider Recht. Danke für den Hinweis. Ich habe den Fehler im Text korrigiert.
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