Mittwoch, 26. November 2014
Venezia 2099
Immer wieder fasziniert mich, wie Spiele aufgrund ihrer Covergestaltung meistens ganz automatisch beim richtigen Adressaten landen. VENEZIA 2099 wurde auf meinen öffentlichen Spieletreffen nicht von den Freaks in die Hand genommen (wobei da auch Vorurteile eine gewisse Rolle gespielt haben mögen), sondern von ganz normalen Spielern. Offenbar erweckt das Cover den Eindruck, VENEZIA 2099 sei ein Spiel für genau sie. – Ist es aber anscheinend doch nicht. Diesen Eindruck erwecken jedenfalls die erhaltenen Rückmeldungen.
Wie geht VENEZIA 2099? Der acht mal acht Felder große Spielplan wird zufällig mit Plättchen bestückt. Sie zeigen entweder unzerstörbare Plattformen oder Stadtgebiete in sechs Farben. Fast sämtliche Stadtgebiete werden im Laufe der Partie versinken. Sicher sind nur jene mit der Nummer 2 sowie die sechs Gebiete, deren Karten zu Spielbeginn ungesehen aussortiert werden.
Alle anderen Karten werden an die Spieler verteilt. Somit kennt jeder einen Teil der untergehenden Felder. Eine Karte zu spielen bedeutet, das zugehörige Stadtplättchen zu versenken. Alle verteilten Karten werden gespielt.
Jeder Spieler verfolgt zwei Ziele: 1. Die Figuren sollen am Schluss auf möglichst hohen Feldern stehen. Sie zählen dann Punkte entsprechend dem Plättchenwert. 2. Während der Partie kauft man „Schätze“. Sie verhalten sich wie Wettscheine und sind umso wertvoller, je weniger vom zugehörigen Stadtteil übrig geblieben ist.
Was passiert? Wer am Zug ist, darf zunächst eine seiner Figuren senkrecht, waagerecht oder diagonal bewegen, nicht über andere Figuren oder untergegangene Felder hinweg. Anschließend darf er einen Schatz kaufen, jedoch nur auf einem Feld mit eigener Figur und in der Farbe des Feldes. Das kostet umso mehr, je häufiger auf dem entsprechenden Feld schon eingekauft worden ist. Schließlich und drittens muss der Spieler eine Handkarte auslegen und den zugehörigen Stadtteil versenken. Das Blatt muss beginnend mit der kleinsten Zahl von unten nach oben heruntergespielt werden.
Zwei Mal pro Spiel besitzt man einen Freiflug und darf seine Figur auf ein beliebiges Feld versetzen. Oft nutzt man dies, um einen Gefolgsmann vorm Ertrinken zu retten. Anderen den Boden unter den Füßen wegzuziehen, macht Spaß. Es herrscht ein gewisser Kitzel, ob der eigene Standort wirklich sicher ist.
Nach und nach ergeben sich Gewissheiten: Sind alle Spieler in ihrem Ausspielreigen mindestens bei der 6 angekommen, und ein Stadtteil mit einer 5 ist übrig geblieben, dann: schnell dorthin! Die bessere Platzierung der Figuren bei Spielende bestimmt oft den Sieger. Figuren zu verlieren (was vorkommt), ist demzufolge schlecht.
Was taugt es? Der Ausspielmechanismus und der damit verbundene Poker sind interessant. Allerdings lässt VENEZIA 2099 den Spielern wenig Freiraum, um innerhalb des Systems gezielt zu agieren. Wer will, kann zocken, dass ein bestimmtes Plättchen übrig bleibt. Ansonsten ist es eben Schicksal, im richtigen Moment an der Reihe zu sein und ein lukratives Feld besetzen zu können.
Noch weniger Steuerung bietet die Schatzspekulation. Spielentscheidend wertvoll sind jene Schätze, deren Stadtteil (bis auf die 2) komplett versenkt wird. Welche das sind, klärt sich erst in den allerletzten Zügen einer Partie. Vorher ergibt sich allenfalls nach und nach, welche Farbe nicht in Frage kommt. Bleibt die violette 4 im Spiel, weiß ich: Aha, violette Schätze sind nicht der Hauptgewinn. Auf der violetten 4 will ich vielleicht stehen, zum Einkauf von Wettscheinen drängt sich das Feld nicht auf.
Die Elemente in VENEZIA 2099 wirken paradox und zugleich mit Bedeutung überfrachtet. Zum Thema „versinkende Stadt“ erwartet man ein klares, konkretes Spiel. Dass VENEZIA 2099 sich aber ganz im Gegenteil erkünstelt und diffus anfühlt, erklärt wohl die Enttäuschung jener Mitspieler, die sich als Zielgruppe wähnten.
VENEZIA 2099 von Leo Colovini für zwei bis fünf Spieler, Piatnik.
Wie geht VENEZIA 2099? Der acht mal acht Felder große Spielplan wird zufällig mit Plättchen bestückt. Sie zeigen entweder unzerstörbare Plattformen oder Stadtgebiete in sechs Farben. Fast sämtliche Stadtgebiete werden im Laufe der Partie versinken. Sicher sind nur jene mit der Nummer 2 sowie die sechs Gebiete, deren Karten zu Spielbeginn ungesehen aussortiert werden.
Alle anderen Karten werden an die Spieler verteilt. Somit kennt jeder einen Teil der untergehenden Felder. Eine Karte zu spielen bedeutet, das zugehörige Stadtplättchen zu versenken. Alle verteilten Karten werden gespielt.
Jeder Spieler verfolgt zwei Ziele: 1. Die Figuren sollen am Schluss auf möglichst hohen Feldern stehen. Sie zählen dann Punkte entsprechend dem Plättchenwert. 2. Während der Partie kauft man „Schätze“. Sie verhalten sich wie Wettscheine und sind umso wertvoller, je weniger vom zugehörigen Stadtteil übrig geblieben ist.
Was passiert? Wer am Zug ist, darf zunächst eine seiner Figuren senkrecht, waagerecht oder diagonal bewegen, nicht über andere Figuren oder untergegangene Felder hinweg. Anschließend darf er einen Schatz kaufen, jedoch nur auf einem Feld mit eigener Figur und in der Farbe des Feldes. Das kostet umso mehr, je häufiger auf dem entsprechenden Feld schon eingekauft worden ist. Schließlich und drittens muss der Spieler eine Handkarte auslegen und den zugehörigen Stadtteil versenken. Das Blatt muss beginnend mit der kleinsten Zahl von unten nach oben heruntergespielt werden.
Zwei Mal pro Spiel besitzt man einen Freiflug und darf seine Figur auf ein beliebiges Feld versetzen. Oft nutzt man dies, um einen Gefolgsmann vorm Ertrinken zu retten. Anderen den Boden unter den Füßen wegzuziehen, macht Spaß. Es herrscht ein gewisser Kitzel, ob der eigene Standort wirklich sicher ist.
Nach und nach ergeben sich Gewissheiten: Sind alle Spieler in ihrem Ausspielreigen mindestens bei der 6 angekommen, und ein Stadtteil mit einer 5 ist übrig geblieben, dann: schnell dorthin! Die bessere Platzierung der Figuren bei Spielende bestimmt oft den Sieger. Figuren zu verlieren (was vorkommt), ist demzufolge schlecht.
Was taugt es? Der Ausspielmechanismus und der damit verbundene Poker sind interessant. Allerdings lässt VENEZIA 2099 den Spielern wenig Freiraum, um innerhalb des Systems gezielt zu agieren. Wer will, kann zocken, dass ein bestimmtes Plättchen übrig bleibt. Ansonsten ist es eben Schicksal, im richtigen Moment an der Reihe zu sein und ein lukratives Feld besetzen zu können.
Noch weniger Steuerung bietet die Schatzspekulation. Spielentscheidend wertvoll sind jene Schätze, deren Stadtteil (bis auf die 2) komplett versenkt wird. Welche das sind, klärt sich erst in den allerletzten Zügen einer Partie. Vorher ergibt sich allenfalls nach und nach, welche Farbe nicht in Frage kommt. Bleibt die violette 4 im Spiel, weiß ich: Aha, violette Schätze sind nicht der Hauptgewinn. Auf der violetten 4 will ich vielleicht stehen, zum Einkauf von Wettscheinen drängt sich das Feld nicht auf.
Die Elemente in VENEZIA 2099 wirken paradox und zugleich mit Bedeutung überfrachtet. Zum Thema „versinkende Stadt“ erwartet man ein klares, konkretes Spiel. Dass VENEZIA 2099 sich aber ganz im Gegenteil erkünstelt und diffus anfühlt, erklärt wohl die Enttäuschung jener Mitspieler, die sich als Zielgruppe wähnten.
VENEZIA 2099 von Leo Colovini für zwei bis fünf Spieler, Piatnik.
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