Samstag, 24. Januar 2015
Vor 20 Jahren (25): Tichu
Wenn man länger dabei ist und sich besser auskennt als die anderen im eigenen Umfeld, besteht die Gefahr, dem Größenwahn zu verfallen. Plötzlich liegt der Gedanke nahe, man selber habe das alles erfunden: die Spielemesse, die Spieleszene, das Spielen an sich.
Ganz so weit war ich vor 20 Jahren noch nicht. Aber schon damals erhob ich zumindest gedanklich eine Art Urheberschaft auf TICHU. Denn ich hatte sehr, sehr vielen Leuten TICHU beigebracht und diese sehr, sehr vielen Leute wiederum hatten es sehr, sehr vielen anderen Leuten beigebracht. Man kann also sagen (oder zumindest ich fand damals, dass man es sagen könne): Ich hatte ganz Hannover tichufiziert! Nach jahrelangem Einsatz an der Spielerfront fühlte es sich so an, als sei TICHU mein Kind.
Und wenn später Leute kamen, die mich nicht kannten, das Kartenspiel in der Hand, das sie für den ultimativen Geheim-Tipp hielten, und mich fragten: „Kennst du TICHU?“, dann konnte ich bei so viel unschuldiger Ahnungslosigkeit nur milde lächelnd die Augenbraue hochziehen!
Selbstverständlich kannte ich TICHU! Ich war der Godfather von TICHU, ich war der Godfather des Spielens in Hannover überhaupt! Ich hatte sogar die Spielemesse erfu... ach nee, das war ich ja gar nicht.
Aber TICHU schon. Oder? Okay, wenn ich vorübergehend ehrlich zu mir selbst war, ahnte ich durchaus, dass ich TICHU vielleicht nicht direkt erfunden hatte. Oder zumindest nicht ich allein. Aber bestimmt kann man sagen, dass ich TICHU entdeckt hatte?
Und zwar in der Fairplay 20 (1992). Die euphorische Rezension von Herbert Heller veranlasste mich, zum Spieleladen am Schwarzen Bären zu pilgern und das Spiel schnurstracks zu erwerben. Und weil kein anderer die Fairplay las und somit kein anderer wusste, welcher Schatz in dieser kleinen transparenten Plastikschachtel steckte, wurde ich zum einzig erleuchteten TICHU-Propheten.
Bis 1995. Da plötzlich erhob sich ein anderes göttliches Spiel: DIE SIEDLER VON CATAN! Und wieder hatte ich es entdeckt! In der Fairplay und in der spielbox. Und wieder las kein anderer diese Zeitschriften und wieder wusste nur ich, welcher Schatz in der roten Quadratbox steckte.
Diesmal gestaltete sich die Missionierung der Heiden allerdings schwieriger. Mit meiner neuen Botschaft, den SIEDLERN, traf ich auf Widerstand. Mir schallte entgegen: „Kennst du TICHU?“ „Wir wollen nur TICHU!“ „TICHU! TICHU! TICHU!“
Und ich zog milde lächelnd die Augenbraue hoch und dachte: „Ihr Ahnungslosen! Sehr bald werdet ihr nur noch nach dem schreien, was ihr jetzt verweigert.“ Und natürlich behielt ich Recht. Na klar. Ich hatte es ja erfunden.
Vor 20 Jahren (24): Auch schon Tichu
Vor 20 Jahren (26): Halma
Ganz so weit war ich vor 20 Jahren noch nicht. Aber schon damals erhob ich zumindest gedanklich eine Art Urheberschaft auf TICHU. Denn ich hatte sehr, sehr vielen Leuten TICHU beigebracht und diese sehr, sehr vielen Leute wiederum hatten es sehr, sehr vielen anderen Leuten beigebracht. Man kann also sagen (oder zumindest ich fand damals, dass man es sagen könne): Ich hatte ganz Hannover tichufiziert! Nach jahrelangem Einsatz an der Spielerfront fühlte es sich so an, als sei TICHU mein Kind.
Und wenn später Leute kamen, die mich nicht kannten, das Kartenspiel in der Hand, das sie für den ultimativen Geheim-Tipp hielten, und mich fragten: „Kennst du TICHU?“, dann konnte ich bei so viel unschuldiger Ahnungslosigkeit nur milde lächelnd die Augenbraue hochziehen!
Selbstverständlich kannte ich TICHU! Ich war der Godfather von TICHU, ich war der Godfather des Spielens in Hannover überhaupt! Ich hatte sogar die Spielemesse erfu... ach nee, das war ich ja gar nicht.
Aber TICHU schon. Oder? Okay, wenn ich vorübergehend ehrlich zu mir selbst war, ahnte ich durchaus, dass ich TICHU vielleicht nicht direkt erfunden hatte. Oder zumindest nicht ich allein. Aber bestimmt kann man sagen, dass ich TICHU entdeckt hatte?
Und zwar in der Fairplay 20 (1992). Die euphorische Rezension von Herbert Heller veranlasste mich, zum Spieleladen am Schwarzen Bären zu pilgern und das Spiel schnurstracks zu erwerben. Und weil kein anderer die Fairplay las und somit kein anderer wusste, welcher Schatz in dieser kleinen transparenten Plastikschachtel steckte, wurde ich zum einzig erleuchteten TICHU-Propheten.
Bis 1995. Da plötzlich erhob sich ein anderes göttliches Spiel: DIE SIEDLER VON CATAN! Und wieder hatte ich es entdeckt! In der Fairplay und in der spielbox. Und wieder las kein anderer diese Zeitschriften und wieder wusste nur ich, welcher Schatz in der roten Quadratbox steckte.
Diesmal gestaltete sich die Missionierung der Heiden allerdings schwieriger. Mit meiner neuen Botschaft, den SIEDLERN, traf ich auf Widerstand. Mir schallte entgegen: „Kennst du TICHU?“ „Wir wollen nur TICHU!“ „TICHU! TICHU! TICHU!“
Und ich zog milde lächelnd die Augenbraue hoch und dachte: „Ihr Ahnungslosen! Sehr bald werdet ihr nur noch nach dem schreien, was ihr jetzt verweigert.“ Und natürlich behielt ich Recht. Na klar. Ich hatte es ja erfunden.
Vor 20 Jahren (24): Auch schon Tichu
Vor 20 Jahren (26): Halma
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Vor 20 Jahren
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3 Kommentare:
Nenn mich "Petze"...
= ; - )
Sehr schöner Blog vom Erfinder TICHUS, dem Erfinder des Siedelns, dem Begründer der Spieleszene, dem Entdecker der Internets, des Smartphones und allem, was da noch kommen mag. Ich bin ganz baff, diesen Blog zu kennen. Denn viele meiner ahnungslosen Freunde kennen ihn nicht - und dann ziehe ich nur milde meine Augenbraue hoch ...
Johannes
Ich danke dem Godfather of Tichu für seine segensreiche Erfindung! ;) Zuerst war ich der Meinung, dass Tichu gegen Doko (Doppelkopf) nicht ankommen würde, aber inzwischen spiele ich beides mit Leidenschaft gerne. :)
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