Freitag, 20. März 2015

Cacao

Ich habe das Legespiel CARCASSONNE damals unterschätzt. Das gebe ich an dieser Stelle schon mal zu; für weitere Details muss sich der Leser leider noch rund 2000 Tage gedulden, bis ich mein persönliches #carcigate in der Rubrik „Vor 20 Jahren“ schonungslos aufarbeiten möchte. (Falls es die Serie und dieses Blog überhaupt noch solange gibt...)
Möglicherweise bin ich aktuell auf dem besten Wege zum #cacaogate, denn (gefühlt) überall lese ich von Begeisterung – und bin selbst zwar sehr zufrieden mit diesem Legespiel, aber eben nicht in vergleichbaren Maße vom Hocker gehauen.

Wie geht CACAO? Wir bauen aus Legeteilen eine schöne Landschaft und wollen am Schluss das meiste Geld haben. Jeder Spieler besitzt Plättchen, die an ihren Seiten insgesamt vier Arbeiterfiguren zeigen. Die Figuren sind unterschiedlich auf dem Plättchen verteilt. Bis zu drei können an derselben Kante sein.
Wer am Zug ist, legt ein Arbeiter-Plättchen (drei hat man zur Auswahl) an den Gemeinschaftsdschungel. Entsteht zwischen zwei Arbeiter-Plättchen eine Lücke, befüllt man sie mit einem Urwald-Plättchen aus dem Vorrat. Immer zwei Teile stehen zur Auswahl. Der Dschungel kommt ausschließlich auf diesem indirekten Weg ins Spiel.
Alle neuen Verbindungen zwischen Arbeitern und Dschungel bewirken nun Aktionen: Grenzen Arbeiter neu an eine Plantage, erhält der Spieler Kakao. Am Markt wird Kakao verkauft, Goldgruben bringen Einkommen, Wasser bringt Fortschritte für eine spezielle Flusswertung. Dies alles in Abhängigkeit der Arbeiterzahl: Grenzen drei Arbeiter an eine Plantage, erhalte ich drei Kakao usw.

Was passiert? Üblicherweise will ich so legen, dass viele Männchen attraktive Aktionen ausführen. Also analysiere ich den Dschungel: Wo gefällt es mir am besten? Und ich betrachte die Auslage: Was kommt durch meinen Zug neu ins Spiel? Da mein Zug auch Aktionen der Mitspieler initiieren kann, bedenke ich, wie sie von den Plättchen profitieren würden.
Und weil ich es nun mal am unterhaltsamsten finde, wenn die Plättchen den anderen nichts bringen, lege ich gerne so, dass jemand Kakao nehmen darf, während leider sein Lager voll ist. Oder ein besonders starkes Stück Urwald bringe ich provokativ an der Null-Arbeiter-Seite meines Mitspielers unter. Glück hat, wer bei Zugbeginn attraktive Plättchen in der Auslage vorfindet. Das erhöht seine Gestaltungsmöglichkeiten.
Obwohl CACAO CACAO heißt und die meisten Plättchen auch mit Kakao zu tun haben, bietet der Fluss das beste Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag. Arbeiter angrenzend an Wasser zu platzieren, ist für mich Pflicht. Generell bin ich zwar nicht der Meinung, dass sämtliche Elemente eines Spiels gleichstark sein müssen (das wäre langweilig), nichtsdestotrotz scheint mir der Fluss in CACAO zu dominant.

Was taugt es? Kleine Gemeinheiten sind in CACAO nicht ausgeschlossen. Trotzdem ist das Spielgefühl konstruktiv und harmonisch: Jeder macht Fortschritte, selbst wenn andere am Zug sind. Auf dem Tisch entsteht eine schöne Urwaldlandschaft.
Spieldauer und Regelmenge harmonieren, CACAO hinterlässt einen runden, stimmigen und ausgereiften Eindruck. Das jedoch sind Eigenschaften, die ich von jedem Spiel erwarten würde.
Die Bahnen, in denen sich eine Partie CACAO bewegt, sind recht bald ausgelotet. Um auf immer weitere Partien neugierig zu sein, fehlen mir Abwechslung, Überraschung oder Emotionen.

CACAO von Phil Walker-Harding für zwei bis vier Spieler, Abacusspiele.

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