Montag, 23. März 2015
Vor 20 Jahren (27): Die Siedler von Catan
10 – 10 – 10 – 10 – 10 – 8 – 7. Das waren die Spielreiz-Noten für DIE SIEDLER VON CATAN in der spielbox 1/1995. – Fünf Mal die Zehn in einem Heft, fünf Mal für dasselbe Spiel!
Wenn ich die Hefte der vergangenen Jahre durchblättere, finde ich solche Häufungen nirgends. Ein bereits ungewöhnlicher Ausschlag nach oben ist die Ausgabe 1/2008, in der es die Zehn immerhin drei Mal gab: zwei Mal für AGRICOLA, ein Mal für BRASS.
Diese Seltenheit hat natürlich Gründe: Die Zehn soll den absoluten Spitzenspielen vorbehalten sein, und solche gibt es nicht alle paar Wochen. DIE SIEDLER VON CATAN waren und sind ein solches absolutes Spitzenspiel; die Rezensenten von 1995 hatten es erkannt.
Die Zehn ist, wie ich finde, die schwierigste aller Noten. Ob mich ein Spiel reizt oder nicht, merke ich meistens ziemlich schnell. Gelüstet es mich wiederholt nach Partien, sind wir schon mal bei Sieben („reizvoll“). Ist das Spiel so stark, dass ich es besitzen will, obwohl ich auch noch diverse andere Spiele bei mir herumstehen habe und die Sammelei längst keinen praktischen Sinn mehr ergibt, ziehe ich die Acht („außerordentlich“).
Aber die Zehn? Uiuiui... ob ein Spiel tatsächlich ein Zehner-Spiel, also der ultimative absolute Oberhammer ist, lässt sich eigentlich erst nach langem Dauereinsatz feststellen. Zu einem Zeitpunkt also, wenn Rezensionen längst geschrieben und Noten längst vergeben sind.
1995 war ich noch kein Rezensent. Deshalb weiß ich nicht, ob man damals mutiger mit der Zehn gewesen wäre als heute. Oder ob es weniger andere Spiele gab, die einen davon ablenkten, in Dauerschleife nur DIE SIEDLER VON CATAN zu spielen. Oder ob das Potenzial der SIEDLER so dermaßen offensichtlich war.
Für mich und meine Mitspieler war es das nicht.
Nach den überschwänglichen Bewertungen bin ich natürlich sofort losgerannt und habe mir das Spiel gekauft. Meine erste und übrigens auch die zweite und die dritte und die vierte Partie spielte ich am 18. März 1995. – Vier Mal in Folge: Man könnte meinen, der Funke sei sofort übergesprungen. Stimmt aber nicht. Nach den ganzen Vorschusslorbeeren war ich eher sogar leicht enttäuscht. Und meinen Mitspielern ging es ähnlich.
Der Grund war, glaube ich, dass wir vier Mal die vorgegebene Startaufstellung gewählt hatten. Und erst das freie Aussuchen der Siedlungsplätze und die variabel gestaltete Insel geben dem Spiel seinen allerletzten Kick. Erst jetzt erreicht SIEDLER den Punkt, an dem man glaubt, sein spielerisches Schicksal in der Hand zu haben. Erst jetzt ist SIEDLER SIEDLER.
Und so vergingen allen Ernstes sechs Spieltage (umgerechnet waren das damals drei Wochen) ohne eine weitere SIEDLER-Partie.
Erst im Sommer zog SIEDLER langsam größere Kreise, und erst im Herbst waren so viele Leute angefixt, dass Woche für Woche mehrere SIEDLER-Partien gespielt werden mussten und andere Spiele ziemlich abgemeldet waren.
Im Herbst 1995 ist SIEDLER für mich zu einem Zehn-Punkte-Spiel geworden. Respekt den Rezensenten von 1995, die das schon im Januar so sahen!
P.S. Wir lernen daraus etwas sehr Wichtiges: Kritiker haben immer Recht!
Wenn ich die Hefte der vergangenen Jahre durchblättere, finde ich solche Häufungen nirgends. Ein bereits ungewöhnlicher Ausschlag nach oben ist die Ausgabe 1/2008, in der es die Zehn immerhin drei Mal gab: zwei Mal für AGRICOLA, ein Mal für BRASS.
Diese Seltenheit hat natürlich Gründe: Die Zehn soll den absoluten Spitzenspielen vorbehalten sein, und solche gibt es nicht alle paar Wochen. DIE SIEDLER VON CATAN waren und sind ein solches absolutes Spitzenspiel; die Rezensenten von 1995 hatten es erkannt.
Die Zehn ist, wie ich finde, die schwierigste aller Noten. Ob mich ein Spiel reizt oder nicht, merke ich meistens ziemlich schnell. Gelüstet es mich wiederholt nach Partien, sind wir schon mal bei Sieben („reizvoll“). Ist das Spiel so stark, dass ich es besitzen will, obwohl ich auch noch diverse andere Spiele bei mir herumstehen habe und die Sammelei längst keinen praktischen Sinn mehr ergibt, ziehe ich die Acht („außerordentlich“).
Aber die Zehn? Uiuiui... ob ein Spiel tatsächlich ein Zehner-Spiel, also der ultimative absolute Oberhammer ist, lässt sich eigentlich erst nach langem Dauereinsatz feststellen. Zu einem Zeitpunkt also, wenn Rezensionen längst geschrieben und Noten längst vergeben sind.
1995 war ich noch kein Rezensent. Deshalb weiß ich nicht, ob man damals mutiger mit der Zehn gewesen wäre als heute. Oder ob es weniger andere Spiele gab, die einen davon ablenkten, in Dauerschleife nur DIE SIEDLER VON CATAN zu spielen. Oder ob das Potenzial der SIEDLER so dermaßen offensichtlich war.
Für mich und meine Mitspieler war es das nicht.
Nach den überschwänglichen Bewertungen bin ich natürlich sofort losgerannt und habe mir das Spiel gekauft. Meine erste und übrigens auch die zweite und die dritte und die vierte Partie spielte ich am 18. März 1995. – Vier Mal in Folge: Man könnte meinen, der Funke sei sofort übergesprungen. Stimmt aber nicht. Nach den ganzen Vorschusslorbeeren war ich eher sogar leicht enttäuscht. Und meinen Mitspielern ging es ähnlich.
Der Grund war, glaube ich, dass wir vier Mal die vorgegebene Startaufstellung gewählt hatten. Und erst das freie Aussuchen der Siedlungsplätze und die variabel gestaltete Insel geben dem Spiel seinen allerletzten Kick. Erst jetzt erreicht SIEDLER den Punkt, an dem man glaubt, sein spielerisches Schicksal in der Hand zu haben. Erst jetzt ist SIEDLER SIEDLER.
Und so vergingen allen Ernstes sechs Spieltage (umgerechnet waren das damals drei Wochen) ohne eine weitere SIEDLER-Partie.
Erst im Sommer zog SIEDLER langsam größere Kreise, und erst im Herbst waren so viele Leute angefixt, dass Woche für Woche mehrere SIEDLER-Partien gespielt werden mussten und andere Spiele ziemlich abgemeldet waren.
Im Herbst 1995 ist SIEDLER für mich zu einem Zehn-Punkte-Spiel geworden. Respekt den Rezensenten von 1995, die das schon im Januar so sahen!
P.S. Wir lernen daraus etwas sehr Wichtiges: Kritiker haben immer Recht!
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Vor 20 Jahren
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6 Kommentare:
Danke, das war sehr schön zu lesen - anhand der "Siedler" erkennen wir "Spieler", wie alt wir eigentlich geworden sind.
Johannes
Den Siedler-Siegeszug damals hätte ich gerne mitbekommen, leider war ich erst 4 Jahre alt :D
Ich persönlich finde die Siedler okay, aber nicht herausragend, bin ja aber auch direkt mit einem riesigen Überangebot toller Spiele konfrontiert worden, als ich ins Hobby eintauchte.
Gratulation zu der alten Siedler-Schachtel mit dem franckh-Segel als Logo: Eine absolute Rarität, die selbst, wie ich weiß, der Autor nicht (mehr) besitzt. ;-)
Siedler war für mich auch eins der ersten Spielerspiele neben - ebenfalls von Teuber - 'Adel verpflichtet' und 'Tikal'.
Aus Siedler bin ich (leider, eigentlich ein wirklich schönes thematisches Spiel) irgendwie etwas herausgewachsen - für mich hat das Spiel Staub angesetzt, mit dem recht hohen Glücksanteil, sich potenzierenen Vorteilen und der dafür relativ langen Spieldauer. Aus Nostalgiegründen könnte man über eine Partie verhandeln, ansonsten Spiele ich inzwischen doch lieber aktuelleres. :)
Mal sehen wir es in ~10 Jahren aussieht, ob Klassiker wie Puerto Rico, Agricola, Funkenschlag mit dann 20 Jahren dann angestaubte Relikte sind?
SpaceTrucker
Die Siedler war damals der Hammer. Ein modularer Spielplan, Wahrscheinlichkeitsrechnung beim Würfeln und Interaktion / Kommunikation beim Handel treiben. Wir haben etwas später eigentlich immer die Städte & Ritter Erweiterung gespielt, da diese mehr Anspruch und Abwechslung bietet. Heute spielen wir Siedler wieder mit unseren Kindern. Und ja, der Glücksfaktor kann einen in den Wahnsinn treiben. Trotzdem, in gewissen Abständen gerne wieder.
Auch ich besitze noch die Erstausgabe von 1995. Was habe ich das mit meinen Geschwistern rauf und runter gespielt. Aber wir kannten natürlich auch schon Adel verpflichtet und Drunter & Drüber, da war das neue Teuber Spiel ein Pflichtkauf, als ich es im Schaufenster meines bevorzugten Spieleladens (Spiele am Rathaus in Freiburg) sah.
Helge
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