Mittwoch, 30. September 2015

Huhni hospitiert (Update)

Huhni (das weiße, männliche Huhn links im Bild rechts bzw. rechts im Bild links (das rote, weibliche Huhn ist Huhnis Freundin und heißt Hahni)) hat mal wieder unverschämtes Glück!

Man wird mir Neid unterstellen ... aber ich argwöhne tatsächlich schon länger, dass Huhnis Ruhm ausschließlich darauf beruht, dass er ein kleines Stoffhuhn ist und niedlich gucken kann. Denn auch im vierten Ausbildungsjahr leistet Huhni inhaltlich für mein Blog: überhaupt nichts!
Soll heißen: keine Texte, keine Rezensionen. Nur Kosten. Körner hier, Cocktails da. – Gut, die Abendgestaltung läuft bei mir nicht groß anders. Aber ich schreibe wenigstens noch ab und zu ein paar bierselige Artikel.

Ganz sicher gibt es also keinen Grund, warum ich Huhni mit zur Messe nach Essen nehmen sollte, wo Huhni üblicherweise nur Mist baut und unverständlicherweise trotzdem groß rauskommt – während für denjenigen, der mit diesem Blog die ganze Arbeit hat (konkret: ICH!), vom verdienten Ruhm und den noch nicht verdienten Millionen am Ende nichts mehr übrig bleibt.

Aber verdammt ...

Weil Huhni niedlich gucken kann, ließ ich mich am Ende doch wieder erweichen und dachte: Na gut. Vielleicht darf Huhni ausnahmsweise doch mit. Aber nur, wenn sich andere um ihn kümmern, ihre wertvolle Zeit in die nutzlose Ausbildung eines unbelehrbaren Stoffhuhnes investieren und obendrein damit klar kommen, dass dieses kleine Ding ihnen die Show, die Aufmerksamkeit und sämtliche Süßigkeiten stiehlt. (Nur die Spiele dürften einigermaßen sicher sein.)

Auf meinen Hilferuf neulich haben sich inzwischen fünf Menschen gemeldet. Man mag sie freundlich oder verrückt nennen; ich nenne sie ... äh ... freundlich – jedenfalls haben sie sich bereit erklärt, Huhni einen Tag lang bei sich hospitieren zu lassen.

Huhnis Stationen auf der Essener Messe sehen nun so aus:

Mittwoch, 07. Oktober 2015: Stefan Stadler, Lookout Spiele
Donnerstag, 08. Oktober 2015: Jörg Dombergers Ausbildungsstätte für verspielte Hühner
Freitag, 09. Oktober 2015: Andreas Becker, poeppelhelden.de und SPIEL DOCH!
Samstag, 10. Oktober 2015: Arne Spillner, bretterwisser.de
Sonntag, 11. Oktober 2015: Matthias Nagy, Frosted Games.

Vielen Dank, liebe Leute, dass ihr so verr...eundlich seid, aber ihr wisst nicht, worauf ihr euch einlasst!

Gern gespielt im September 2015

DOMINION ABENTEUER: Ich bin ein riesiger Fan von DOMINION-Erweiterungen. Und was soll man groß sagen: DOMINION ABENTEUER ist eine DOMINION-Erweiterung!

MACHI KORO GROSSSTADT-ERWEITERUNG: MACHI KORO mit noch mehr Strategie! Hm, na gut, das ist möglicherweise etwas hochtrabend formuliert. Sagen wir also: ... mit noch mehr Karten!

BROOM SERVICE: Ach, und so geht’s übrigens auch: Die Erweiterung ist schon im Spiel enthalten. Verrückt, aber wahr. (Und gut.)

ISLE OF SKYE: Diese unwiderstehlichen Österreicher! Für die Fußball-EM sind sie längst qualifiziert. Tischtennis-Europameister sind sie auch noch geworden. Das Kennerspiel des Jahres haben sie geholt. Und nun stehen sie gleich zwei Mal auf dieser ehrenvollen Liste. Wie geht das?

AUF DEN SPUREN VON MARCO POLO: So oft, wie ich jetzt schon gen China gereist bin, glaube ich kaum, dass ich mich noch auf den Spuren von Marco Polo befinde. Eigentlich müsste ich den alten Knaben längst überholt haben.


Donnerstag, 17. September 2015

Huhni hospitiert

... Ja, oder auch nicht. Denn um zu hospitieren, benötigt Huhni natürlich eine oder mehrere Hospitationsstellen.

Aber von vorn.

Der aufmerksame Leser hat es bemerkt: Dieses Blog wurde zuletzt ziemlich vernachlässigt. Ich bin aus meinem Acht-Tage-Rezensions-Rhythmus herausgefallen und strebe auch nicht an, das Versäumte jemals wieder aufzuholen. Ich bespreche dann einfach bis ins Jahr 2016 hinein die „Neuheiten“ von 2014/15 und nenne es vielleicht „Nachhaltigkeitsinitiative“ oder so.
Tut mir natürlich auch irgendwo leid, aber mehr geht nicht. Denn obwohl es in meinem Leben kaum etwas Wichtigeres gibt, als Millionen Menschen mit kostenlosem Content zu versorgen, gibt es bisweilen doch Wichtigeres.

Apropos „doch“: Am 28. September 2015 erscheint die SPIEL DOCH!, eine neue Spiele-Zeitschrift, deren Spielauswahl sich bewusst nicht an Experten wendet. Es geht also um Spiele, die Leser von REZENSIONEN FÜR MILLIONEN im Regelfall schon kennen dürften.
Aber ich glaube, das Heft ist trotzdem lesenswert für alle, die generell gerne über Spiele lesen. – Warum? Weil es ein gutes Heft ist!
(Findet eigentlich noch jemand außer mir, dass ich ein Talent habe, komplexe Themen einfach zu erklären?)

Zurück nun aber zu Huhni. Weil für die Mitarbeit an der SPIEL DOCH! Kompetenz und Können vorausgesetzt wurden, musste Huhni leider außen vor bleiben.
Huhni hat sich in letzter Zeit ohnehin wenig eingebracht und machte auf mich einen sehr lustlosen Eindruck. Im Grunde saß er monatelang nur in seinem Regal und hat Staub angesetzt. Es sind also keine guten Voraussetzungen, um Huhni mit zur Messe nach Essen zu nehmen.
Huhni auf eigene Faust loszuschicken wie im Jahr 2014, werde ich nicht noch einmal riskieren. Dann sind die Millionen nämlich schneller futsch, als man sie verdient hat. Paradox, aber trotzdem wahr: Sie sind futsch, dabei hatte ich sie noch gar nicht!

Folglich muss Huhni diesmal zu Hause bleiben. Außer ...

... es findet sich jemand, der Huhni für einen oder mehrere Tage auf der Messe SPIEL in Essen unter seine Fittiche nimmt. Wer also einen Hospitationsplatz für ein Huhn frei hat, möge sich bitte melden: entweder per E-Mail oder über die Kommentarfunktion. Ob Journalist, Autor, Verleger oder Tierschützer spielt eigentlich keine Rolle. Huhni nimmt fast jeden.
Falls jemand über Verlauf und Erfolg von Huhnis Hospitation auch noch berichten möchte, werde ich den Text gerne verlinken. Ein solcher Bericht wird aber nicht vorausgesetzt. Diese Aktion ist ganz unbürokratisch. Ich will nur nicht Huhni am Hacken haben. Das ist alles. Es geht nur um Huhnis bestmögliche Ausbildung. Das ist alles.

Freitag, 4. September 2015

Spielejahrgang 2014/15:
Was meine Mitspieler gerne spielen (2)

In meinen privaten und öffentlichen Runden frage ich nach dem Spielen Noten von 1 bis 10 ab. Die trage ich in eine hübsche Tabelle ein und werte sie ab und zu aus. Zum Beispiel jetzt. Und wie immer empfehle ich, das Ergebnis mit allenfalls – sagen wir – skeptischer Neugierde zu betrachten.

Noch immer hadere ich mit der Sortierung nach Durchschnittsnoten. Noch immer habe ich keinen besseren Weg gefunden, um die Rückmeldungen meiner Mitspieler halbwegs übersichtlich zu veröffentlichen.

Doof an den Durchschnittsnoten ist beispielsweise:

1. Expertenspiele sind im Vorteil. Warum? Die Freaks spielen und benoten so ziemlich alles. „Ihre“ Spiele bewerten sie gerne hoch, leichtere Kost oft weniger hoch. Die Normalos hingegen spielen nur „ihre“ Spiele. Das bedeutet: Je weniger freakig ein Spiel ist, desto eher fängt es sich Noten von Spielern ein, die nicht unbedingt zur Zielgruppe gehören.

2. Um den Freakigkeitsfaktor etwas auszusieben, nehme ich nur Spiele in diese Liste auf, die von mindestens 20 Mitspielern bewertet wurden. Das wiederum ist sehr nachteilig für all jene Spiele, die sich an kleine Mitspielerzahlen richten. Das Zwei-Personen-Spiel ARLER ERDE (****** außerordentlich, Rezension: spielbox 2/2015) würde aufgrund seiner Durchschnittsnote auf Platz 4 stehen. Aufgrund meiner willkürlich gezogenen Grenze steht es nun nirgends.

3. Auch die Gegebenheiten sind nicht immer gleich. Wenn eine Gruppe sich ein Spiel selbst erarbeitet, fallen die Noten fast immer schlechter aus. Der Prozess des Erlernens erfordert offenbar volle Konzentration. Was an Reiz enthalten sein könnte, wird oft nicht erfasst, und es bleibt bei der Erstpartie. Ein Spiel profitiert sehr davon, wenn es jemand einer Gruppe erklärt und auch seine Begeisterung in die Runde hineinträgt.

Also sollte sich niemand in seiner Meinungsbildung von einer Liste wie der folgenden beeinflussen lassen. Am besten wäre, man probiert die Spiele selber aus. Fehlt dazu die Gelegenheit, sollte man einfach blind glauben, was Udo B. Spiel sagt. Deswegen habe ich es gleich schon mal dazugeschrieben, obwohl es offiziell natürlich um die Top 10 meiner Mitspieler geht, sortiert nach Durchschnittsnote:

1. ORLÉANS
****** außerordentlich
(Rezension: spielbox 7/2014)

2. AUF DEN SPUREN VON MARCO POLO
****** außerordentlich

3. COLT EXPRESS
***** reizvoll

4. DEUS
***** reizvoll

5. UGO!
**** solide

6. ELYSIUM
***** reizvoll

7. THE GAME
****** außerordentlich
(Rezension: spielbox 3/2015)

8. EVOLUTION
***** reizvoll

9. SNAKE OIL
**** solide


10. KING OF NEW YORK
***** reizvoll





Mensch, toll! Und wie sah eigentlich die Zwischenwertung im März 2015 aus? So!

Mittwoch, 2. September 2015

Träxx

QWIXX hatte zwei X, und TRÄXX hat nun auch zwei X. Das könnte etwas bedeuten. Doch bevor ich zu viel Zeit damit verbringe, den wahrscheinlich sehr raffinierten Hintergründen auf die Spur zu kommen, mache ich es mir leicht und sage: Ach, sicher nur ein komischer Zufall!

Wie geht TRÄXX? TRÄXX steht in der Tradition einfacher Mehrpersonen-Solitär-Spiele. Also in der Tradition von TAKE IT EASY, FITS oder WÜRFEL BINGO. Mehrpersonen-Solitär-Spiel bedeutet: Jeder spielt für sich, eigentlich ist schnurz, was die anderen machen, und hinterher vergleicht man die Punkte.
In TRÄXX hat jeder dasselbe wabenförmige Muster vor sich, allerdings mit unterschiedlichem Startpunkt. Ziel ist es, möglichst viele Felder miteinander zu verbinden. Jede Wabe, die ich nicht erreiche, zählt minus. Pluspunkte sollen die Zahlenfelder bringen. Alle Spieler, die ein Feld zuerst und in derselben Runde erreichen, erhalten den vollen Wert, Spätankömmlinge die Hälfte.
Eine Karte vom Stapel bestimmt, über welche Waben jeder Spieler seine Linie fortsetzen darf, beispielsweise grau, gelb, grün und doppelt rot. Man darf Farben verfallen lassen und in beliebiger Reihenfolge durchlaufen, aber nicht aufteilen, also nicht an beiden Enden der Linie weitermalen. Erst mit der nächsten Karte darf man wieder neu ansetzen.

Was passiert? TRÄXX ist, wie gesagt, ein Mehrpersonen-Solitär-Spiel. Jeder spielt für sich, eigentlich ist schnurz, was die anderen machen, und hinterher vergleicht man die Punkte... Aber so emotionslos habe ich es eben nie erlebt! Jeder stöhnt, jeder jammert, jeder prophezeit, Matzes Mutter zu sein.
Und so hundertprozentig solitär ist es dann eben doch nicht: Schließt einer die 10 an, und sie wäre auch für mich in Reichweite, folge ich diesem Beispiel vielleicht, selbst wenn der Linienverlauf dadurch sehr ungünstig wird. Aber fünf Punkte mehr haben...? Hm.
Ja, der Linienverlauf! Man kann auf Sicherheit oder Risiko spielen. Und wer zu riskant spielt und auf eine gelbe Wabe angewiesen ist, hängt vielleicht rundenlang fest. Oder er hat Glück, und die nächste Karte serviert tatsächlich die zwingend erforderliche Gelb-rot-blau-Kombination. Mir gefällt, dass TRÄXX eben nicht die berühmte Suche nach dem objektiv besten Spielzug ist. Oft bestimmen Abwägung und Spekulation.

Was taugt es? Braucht die Welt ein weiteres Spiel dieser Art? Ist das im Jahr 2015 wirklich noch „außerordentlich“? Na logo! Wenn ich das nicht meinte, hätte ich es doch wohl kaum druntergeschrieben. TRÄXX war eines meiner meistgespielten Spiele dieses Jahrgangs, es hat auch in Dutzenden Partien nicht an Reiz verloren. Wahrscheinlich kommt in eins, zwei, drei Jahren ein Spiel, das TRÄXX ablöst. Aber anderen außerordentlichen Spielen ist das genauso passiert.
TRÄXX ist von Beginn an spannend, wunderbar kurz und dennoch genügend lang, um sich vollwertig anzufühlen. Jede Karte wird mit Bangen erwartet und erfordert meist eine echte Entscheidung. Die Aufgabenstellung empfinde ich als originell. Und dass es mehr als nur Glückssache ist, lässt sich beim Spiel mit Anfängern beobachten, die sich oft traumwandlerisch tote Gebiete oder Sackgassen schaffen.
Ganz nebenbei ist TRÄXX ein hervorragendes Spiel für unterwegs. Bis auf das hausbacken wirkende Äußere finde ich hier alles toll. TRÄXX kann man übrigens auch solo spielen. Doch was das angeht, reizt mich THE GAME mehr.

TRÄXX von Steffen Benndorf und Reinhard Staupe für einen bis vier Spieler, Nürnberger-Spielkarten-Verlag.