Wer Follower hat, kann Follower-Power abrufen. Wer keine Follower hat, findet manche Dinge wohl nie heraus. Pech. Mich zum Beispiel beschäftigt die Frage, ob tatsächlich Udo Lindenberg den Ausdruck „Jonny Controlletti“ (bei Lindenberg ohne „h“ und mit Doppel-„l“) erfunden hat oder ob es den schon vorher gab.
Wie wir ja alle wissen, gibt es den gleichnamigen Lindenberg-Song aus den frühen Siebzigern. Und allen, die das doch nicht wissen, erzähle ich es jetzt einfach: Es gibt da diesen gleichnamigen Lindenberg-Song aus den frühen Siebzigern. Eine aus dem Leben gegriffene Story über einen amerikanischen Mafioso, der sich fürs deutsche Showbusiness interessiert, daraufhin Udo Lindenbergs Manager wird und ihm in einem späteren Song auf einer späteren Platte vor dem Auftritt ein Beruhigungsbier reicht.
Ein Typ also, der weiß, was zu tun ist, und seine Angelegenheiten im Griff hat. Was man über seinen spielerischen Namensvetter nicht unbedingt sagen kann. Die Regeln: Wer am Zug ist, treibt als „Johnny“ Geld ein. Ein Farbwürfel bestimmt, von welchem Spieler. Wie hoch dessen Schulden sind, wissen wir noch nicht. Der Spieler legt mindestens einen Schein verdeckt auf den Tisch. Johnny kann das Geld nehmen und dann ist gut und der nächste ist dran. Allerdings gibt es unter den Scheinen auch etliche Nieten. So könnte es sein, dass Johnny überhaupt nichts gewinnt.
Johnny kann deshalb auch sagen, das Gebot sei ihm zu niedrig. Dann würfelt er und deckt auf. Ist die Würfelzahl höher als die gelegte Summe in Tausendern, muss das Opfer verdeckt nachlegen. Und wieder dasselbe Spiel: Johnny nimmt oder Johnny zockt. Würfelt Johnny niedriger als die gelegte Summe, bekommt er nichts, sondern muss im Gegenteil blechen.
Ein beliebter Trick war es natürlich, mit bedeutungsschwerer Miene nur Nieten hinzulegen und sich auf Johnnys Gesichtsausdruck zu freuen, sobald er das nimmt. Oder eben 7000. Falls Johnny dann würfelt, haha, hat er garantiert verspielt. Falls Johnny allerdings nicht würfelt, sondern einfach zugreift, dann … ups!
Für meine damaligen Begriffe war JOHNNY CONTROLETTI ein gutes Spiel. So wunderbar heruntergebrochen. Wir haben es oft und immer gleich mehrmals hintereinander gespielt. Ob ich es heute noch gut finden würde? Keine Ahnung. Woher soll ich denn eine Viertelstunde Zeit für ein altes Spiel nehmen?
JOHNNY CONTROLETTI war das erste Spiel von Dominique Ehrhard, das ich kennenlernte, und bewirkte, dass ich fortan auf diesen Autorennamen achtete. Es ist aber längst nicht so bekannt geworden wie beispielsweise CONDOTTIERE oder SERENISSIMA. Auf Boardgamegeek finden sich gerade mal 87 Bewertungen. Und die sind nicht mal allzu überschwänglich.
Das wiederum beantwortet auch ohne Follower-Power sehr elegant Frage Nummer zwei, die ich mir vor dem Schreiben dieses Artikels gestellt hatte. Sie lautete: Warum ist von JOHNNY CONTROLETTI eigentlich nie eine deutsche Neuauflage erschienen?
Die offensichtliche Antwort: Darum!
- Vor 20 Jahren (56): Ursuppe
- Vor 20 Jahren (58): Die Macher
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Aufklärung über den Datenschutz
Wenn Sie einen Kommentar abgeben, werden Ihre eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie beispielsweise Ihre IP-Adresse) an den Google-Server übermittelt. Mit dem Absenden Ihres Kommentars erklären Sie sich mit der Aufzeichnung Ihrer angegebenen Daten einverstanden. Auf Wunsch können Sie Ihre Kommentare wieder löschen lassen. Bitte beachten Sie unsere darüber hinaus geltenden Datenschutzbestimmungen sowie die Datenschutzerklärung von Google.