Dienstag, 18. Mai 2021

Die Abenteuer des Robin Hood

Heiße News, Leute! DIE ABENTEUER DES ROBIN HOOD ist für die Wahl zum Spiel des Jahres nominiert, und da habe ich gedacht: Gucke ich mir auch mal an!

Wie geht DIE ABENTEUER DES ROBIN HOOD? Wir spielen kooperativ, sind Robin und die Geächteten und erleben ihre Abenteuer nach, beginnend mit der Befreiung von Little John und der Flucht in den Wald, endend mit (hoffentlich) dem Sieg über den Sheriff von Nottingham samt Verbündete.
Eine der Besonderheiten des Spiels ist sein riesiger Spielplan, der adventskalenderartig zahlreiche Plättchen enthält, die sich herauslösen lassen, wodurch etwas Neues zum Vorschein kommt oder etwas verschwindet. So offenbart sich beispielsweise das Innere von Gebäuden. Oder Personen wie der Pfarrer sind mal anwesend, mal (umgedrehtes Plättchen) abwesend.
Unsere Handlungen wirken sich auf diesen Spielplan aus. Erreichen wir mit einer Figur eins der Plättchen, interagieren wir: Ist es eine Truhe, untersuchen wir sie, und vielleicht kommt etwas zum Vorschein. Ist es eine Person aus dem Dorf, sprechen wir mit ihr, und vielleicht schalten wir dadurch etwas frei. Ist es ein Feind, bekämpfen wir ihn, und hoffentlich verschwindet er dann.
Kämpfe sind unumgänglich. Erstens weil zu viele Soldaten auf dem Plan unsere Bewegungsfreiheit einschränken. Zweitens weil erfolgreiche Kämpfe unseren Hoffnungs-Punktwert erhöhen. Der sinkt jede Runde automatisch ab, und landete er bei Null, wäre das sehr nachteilig.

Auf dem felderlosen Plan bewegen wir uns frei mittels Holzschablonen, wie man es vom Tabletop kennt. Setzt jemand die längste der drei Schablonen nicht ein, kommt zur Belohnung ein weißer Würfel in den Gemeinschaftsbeutel. Man hat zwar weniger Strecke geschafft, aber Kraft gespart. Das wird später wichtig. Zahlreiche Kampf- und Geschicklichkeitsproben verlangen, in einer bestimmten Zahl von Versuchen eine bestimmte Zahl weiße statt violette Würfel aus dem Beutel zu ziehen.
DIE ABENTEUER DES ROBIN HOOD will entdeckt werden. Oft erfordern unsere Aufträge, dass wir Gegenstände finden oder von Personen Informationen erhalten. Welche Orte wir dafür aufsuchen wollen und welche Personen uns womöglich weiterhelfen, müssen wir uns selbst herleiten.


Was passiert? DIE ABENTEUER DES ROBIN HOOD wird per Losspielanleitung hervorragend eingeführt. Hier ist alles durchdacht und für den leichten Einstieg optimiert. Prunkstück des Spiels ist ein Buch, auf dessen Seiten man nachliest, was bei den Interaktionen geschieht – auf einfachste Weise. Rede ich mit der Schmiedsfrau, die die Nummer 200 trägt, muss ich Seite 200 aufschlagen. Zwei Lesezeichen sind dazu da, um Seiten zu markieren, auf die man während des Abenteuers noch einmal zurückgreifen muss.
Und mehr braucht es nicht. Oft überfordern in Spielen allein schon die Materialberge, die ausgebreitet, sortiert und verwaltet werden müssen. Durch Buch und Spielplan spart DIE ABENTEUER DES ROBIN HOOD jede Menge Kleinteile ein.
Das Spiel ist zudem wunderbar konkret und selbsterklärend. Distanzen sind hier tatsächlich Distanzen. Ein Boot funktioniert, wie sich herausstellt, wie ein Boot, ein Heuwagen wie ein Heuwagen. Der Spielplan zeigt Zonen von Schatten und Licht. Im Schatten sind wir vor dem Zugriff der Wachen sicher. Von Schatten zu Schatten zu schlüpfen, fühlt sich wie reales Anschleichen und Verstecken an.
Grob gesagt geht es in vielen der Abenteuer darum, zunächst Informationen und / oder Gegenstände zu beschaffen und dabei möglichst noch Kraft zu sparen, um in einem späteren Beutelzieh-Showdown zu bestehen. Da spielt auch Glück eine Rolle, ob man die angesparten weißen Steine tatsächlich zieht. Glück oder Pech ist es auch vorher schon, in welcher Reihenfolge Held:innen und Gegnertruppen an die Reihe kommen. Soldaten, die im falschen Moment auftauchen, können uns auf ihrer Lichtung gefangen nehmen.

Ich habe DIE ABENTEUER DES ROBIN HOOD zweimal durchgespielt. Weil es im Gesamtabenteuer zwei Handlungsstränge gibt, obendrein für jedes Kapitel zwei Varianten und dazu einen Plus-Modus für Fortgeschrittene, erlebt man nicht immer dasselbe. Gewiss werden die Kapitel dadurch nicht komplett umgekrempelt, sondern bleiben ähnlich. Doch wo vergleichbare Spiele schon an ihrem Ende angelangt wären, gibt es hier noch ein Extra.
Nach Niederlagen haben wir deshalb auch immer brav einen neuen Anlauf genommen. Allerdings wäre meine Geduld da auf Dauer begrenzt gewesen, und ich war froh, in entscheidenden Momenten Glück gehabt zu haben. Nur wegen eines am Ende ungünstig gezogenen Würfelchens hätte ich nicht wiederholen wollen, wenn ich zugleich den Eindruck gehabt hätte: Wir haben alles herausgefunden, es ist alles erzählt.
Erzählerisch passiert hier teilweise mehr als spielerisch. Immer wieder Plättchen umzudrehen, mit den Schablonen zu hantieren, Dinge aus dem Beutel zu ziehen, verursacht einiges an Handling und unterbricht den Flow. Auch die Gegnerfigur Guy of Gisbourne ist in vielen Partien eher aufwendig über den Spielplan geirrt, als eine wirkliche Bedrohung darzustellen.
Und nicht alle Mitspieler:innen werden im Abenteuer die Hauptrollen haben. Manche (zum Glück auch durchaus mal Robin) verlassen während der gesamten Partie nie den Wald und beschäftigen sich mit Kämpfen, die es den anderen ermöglichen, in der Zwischenzeit die spannenderen Dinge zu erledigen.


Was taugt es? So viel Innovation in einem einzigen Spiel ist selten: eine neue Art von Spielplan, ein sehr durchdacht integriertes Buch, ein ungewöhnlicher Bewegungsmechanismus.
Die Grafik ist herausragend atmosphärisch, die Materialqualität gut. Dass sich die Türchen im Spielplan abwetzen, ist unvermeidlich. Spiele werden nun mal benutzt. Entscheidend ist: Alle Klappen halten auch nach unzähligen Wendungen, keine fällt heraus. Das Buch allerdings ist bei mir aus der Bindung gerissen und der Spielplan wellt sich.
DIE ABENTEUER DES ROBIN HOOD erzählt Geschichten ohne die dafür sonst üblichen Kartenstapel und begleitet auch weniger erfahrene Spieler:innen Schritt für Schritt ins Geschehen. Erfahrene Spieler:innen fühlen sich durch die Kleinschrittigkeit der Abläufe mitunter zu sehr an die Hand genommen.


***** reizvoll

DIE ABENTEUER DES ROBIN HOOD von Michael Menzel für zwei bis vier Spieler:innen, Kosmos.

23 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Fast dachte ich, der Text wäre angenehm Gender-Lesehindernis-frei. Nur „Geächtete“ (keine Geächtet:innen), „Verbündete“ (auch nur außen, nicht :innen) und auch keine „Soldat:innen“. Keine Satzzeichen mitten in Wörtern - wie schön! Aber dann... fast ganz am Ende... da ist dann doch die Luft ausgegangen und Wörter und Lesbarkeit sowie deutsche Sprache wurden wieder durch wild eingestreute Satzzeich:innen verhunzt. Schade!
Warum nicht durchgehend und komplett die weibliche Form, wenn man schon was ganz gender-tolles bewirken will (was zwar die meisten Frauen selbst total beknackt finden, aber offensichtlich weiß Udo besser, was Frauen brauchen, als diese selbst)?

Udo Bartsch hat gesagt…

Ich konnte im Spiel keine Soldatin entdecken, deshalb habe ich an der Stelle die rein männliche Form verwendet.

Der Siedler hat gesagt…

Eine "rein" männliche Form gibt es nicht. Das ist ja gerade des Pudels Kern.

Anonym hat gesagt…

Dieses Spiel scheint eine verpasste Chance zu sein. Fügt das der konventionellen Robin Hood Geschichte irgendwas hinzu? Gerade die Entstehung der Figur als Amalgam verschiedenster Figuren, böte doch die Chance, hier was zeitgemäßes zu erzählen. Möglicherweise sogar mit einer Frau auf dem Cover. Aber das würde sicher viele verstören, gerade die, die schon bei SpielernInnen Panik Attacken bekommen...
Zombie Teenz scheint da um einiges weiter, was Diversität angeht. (habe nur den Vorgänger gespielt, der war klasse)
Ich hoffe die Jury berücksichtigt auch Diversität bei ihrer Wahl.

Anonym hat gesagt…

Go Home Friedrich Merz.

Tobias hat gesagt…

So langsam nervt die pauschale anonyme Kritik. Udo gendert so und wenn einem das zu nervig zu lesen sein sollte, dann kommt man halt nicht mehr auf die Seite. So einfach ist das. Aber scheinbar muss nun unter jedem Beitrag dieses Thema angesprochen werden...
Ich hätte es übrigens deutlich angenehmer gefunden, wenn das Spiel selbst ein wenig mehr auf gendergerechte Sprache geachtet hätte. Das pauschale "Spieler" hätte man durch geschickteres Formulieren auch umgehen können - ganz ohne Doppelpunkte und Sternchen.

Anonym hat gesagt…

Also ich finde es super niemand auszugrenzen. Vielen Dank dafür!
Hätte ich mir beim Spiel auch gewünscht...

Anonym hat gesagt…

@Tobias: Die "pauschale" Kritik (was genau sollte man denn konkreter kritisieren? Satzzeichen mitten im Wort ist doch konkret genug, sollte man meinen...) stört Dich, wenn sie anonym geäußert wird, aber anonyme Fürsprache zur Sprachverhunzung stört dich nicht? Ebensowenig wie anonymes verquastes Gesäusel à là " die Entstehung der Figur als Amalgam verschiedenster Figuren"? "Chance was zeitgemäßes zu erzählen"? So ein Blödsinn. Genau wie nicht jede Kleidungsmode gut und schön ist ist es auch nicht jede Sprach- oder sonstige Mode, auch wenn das gender-Gedöns leider gerade unter Journalsiten ja gerade total en Vogue ist, da diese ja Kraft ihrer schreibenden Rolle hier eine gewisse Katalysator-Funktion haben und somit den Eindruck entstehen lassen, dass eine Mehrheit den Quatsch gut findet - was ich bezweifle.

Anonym hat gesagt…

Ich möchte mal als ebenfalls "Anonymer" darauf hinweisen, dass m.M.n. keiner der anderen Anonymen das Thema Gleichberechtigung etc. in Frage stellt, sondern lediglich dessen sprachliche Darstellung.

In diesem Zusammenhang kam dieser Tage zufällig bei uns im Firmenintranet folgende Meldung (Firmenname neutralisiert):
"Dieser Tage hat sich das Management Board der ***** über den Einsatz gendersensibler Sprache in unserer Unternehmensgruppe beraten. Klar ist: Es gilt, Bewusstsein für das Thema zu entwickeln – was etwa auch im Zuge der Diskussion um Diversity bei ***** stattfindet – und achtsam zu agieren. Der gesellschaftliche Prozess entwickelt sich stetig weiter, ein breiter Konsens insbesondere bei der Nutzung von sprachlichen Sonderformen, wie etwa dem Gendersternchen, ist noch nicht gegeben.

Die ***** wird folglich mit einer behutsamen Änderung des Sprachgebrauchs beginnen. Der Fokus liegt ab sofort auf der konstanten und durchgängigen Doppelnennung femininer und maskuliner Formen (liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bzw. Kundinnen und Kunden oder Partnerinnen und Partner). Sonderformen, die vermehrt Einzug in den Sprachgebrauch finden wie etwa Gendersternchen oder Doppelpunkt (Mitarbeiter*innen oder Mitarbeiter:innen) sollen konzernweit noch nicht zum Einsatz kommen. Vielmehr soll es erst zu weitergehenden Änderungen kommen, wenn es zu neuen sprachlichen Regeln durch den Duden oder gesetzliche Vorschriften für einzelne Anwendungsgebiete kommt – so wird etwa schon jetzt bei Stellenausschreibungen m/w/d geschlechterneutral verwendet."

Ich halte diese Regelung für sehr sinnvoll. Warum? Weil sie dem Thema gerecht wird, ohne die Sprache zu "entflüssigen" und mit "Satzzeichen mitten in Wörtern" zu entstellen. Außerdem finde ich die journalistische Eigenmächtigkeit nicht gut, einfach mal so mit Brachialmethodik Schreibweisen einzuführen, quasi "durch die Hintertür", die meiner Beobachtung nach tatsächlich bei vielen (auch unter den "Betroffenen" = den Frauen) nur für Kopfschütteln sorgen und auf Ablehunng stoßen.

Udo Bartsch hat gesagt…

Ein paar Anmerkungen:
1. Ich habe den Eindruck, dass das hier langsam eskalieren könnte. Ich behalte mir vor, Kommentare einfach nicht mehr freizuschalten.
2. Auch ich empfinde anonyme Kommentare als unhöflich. Man muss ja nicht gleich ein Google-Konto einrichten, um namentlich zu kommentieren. Man kann auch den Kommentar mit Namen unterschreiben.
3. @Anonym vom 27. Mai, 0:30: Selbst wenn Tobias gewollt hätte, konnte er auf die anderen Kommentare vom 23. Mai nicht eingehen. Ich habe sie alle zeitgleich freigeschaltet. Tobias konnte sie zum Zeitpunkt seines Kommentierens also nicht sehen.
4. @Anonym vom 27. Mai, 0:30: „Amalgam“ verweist nach meinem Verständnis darauf, dass die Robin-Hood-Sage, wie wir sie heute kennen, eine Zusammenführung diverser Erzählfäden ganz unterschiedlicher Quellen ist. Ich erkenne da kein „Gesäusel“.

Anonym hat gesagt…

Hallo Udo,
ich bin der Anonyme mit dem Firmenintranet und werde auch meinen Vornamen drunter schreiben - allerdings wird mich das vermutlich nicht un-anonymer machen, da wir uns ohnehin nicht kennen.
Ich bin etwas irritiert über die Befürchtung "dass das hier langsam eskalieren könnte". Es gab vor diesem Kommentar drei anonyme Kritiken. Vielleicht auch vier, aber das mit "Go Home Friedrich Merz" kann ich nicht einsortieren, weil ich es nicht kapiere. Und drei negative Kommentare stellen gleich eine drohende Eskalation dar? Dann hast Du aber ein arg dünnes Fell.
Von jemandem, der eigenmächtig eine nicht "offizielle" und auch nicht unumstrittene Schreibweise einführt bzw. diese durch deren Verwendung stärkt, hätte ich mir doch etwas mehr Resilienz erwartet. Und ebenso mehr Toleranz für anders denkende und keine angedrohte Nicht-Veröffentlichung unerwünscht kritischer Kommentare (gerade von jemandem, der sich ja Toleranz und Weltoffenheit derart auf die Fahnen geschrieben hat). Da erwarte ich im Sinne der Ausgewogenheit schon, dass dieses penetrante Fakten-Schaffen zu Gunsten einer nicht-offiziellen (laut Duden) Schreibweise und der Versuch, deren Einführung quasi "durch die Hintertür" zu forcieren, auch kritisiert werden darf. Sonst könnten ja unbedarfte Leser, die an dieser und anderen Stellen mit diversen Gender-Sprachzerstörungen konfrontiert und malträtiert werden, ja möglicherweise tatsächlich den Eindruck bekommen, dass das nun ein mehrheitsfähiger oder gar offizieller "Sprech" sei. Aber das ist es ja glücklicherweise mitnichten.
Vielleicht solltest Du tatsächlich mal ein paar "Betroffene" (=Frauen) fragen, wie die das finden, wofür Du so toll kämpfst. Und damit meine ich nicht ein paar Journalistinnenkolleginnen (ist das korrekt gegendert? Muss man das auch vorne gendern? Oder ist "Journalistenkolleginnen" korrekter?) oder Leute aus Deinem sehr nahen Umfeld oder irgendwelche "Livestyle-Linken" (schöner Ausdruck von Boris Palmer kürzlich), sondern vielleicht einfach mal den weiblichen Bevölkerungsdurchschnitt in einer Fussgängerzone. Zum Beispiel. Möglicherweise würdest Du dadurch ganz interessante Erkenntnisse gewinnen.

Grüß:*Innen
Wolfram

Florian hat gesagt…

Udo das mit dem Amalgam hast du richtig verstanden und wiedergeben. Manchmal funktioniert das mit dem Namen nicht, Kommentar wird verschluckt, da ist es dann fristfreier anonym zu schreiben.
Finde aber alles hier noch relativ zivil, auch wenn ich nicht verstehe, warum sich wegen eines Sternchens oder Doppelpunktes manch einER so auf die Füße getreten fühlt. Man gibt doch nix ab darauf. Aber interessant zu sehen, dass es so aufregend wirkt.

Ephraim Escher hat gesagt…

@Florian, ich kann das schon verstehen. Für Autoren wird die deutsche Sprache sperrig und unattraktiv, wenn der/die Kommissar*in nach dem/der Täter*in sucht. Besser wäre es, die weibliche Sonderform abzuschaffen, dann kann man auch auch auf kreative Sprachunfälle vezichten, wie z.B. "Gästin". Dann ist Sandra ein guter Lehrer oder ein guter Freund. Sicherlich ungewohnt, aber wesentlich eleganter - und noch gendergerechter. Jemand mit dem Geschlecht divers muss dann nämlich keinen der beiden Geschlechter zugeordnet werden.

Rainer hat gesagt…

Ich würde hier sehr gerne Kommentare zum Spiel lesen!
Sollte das nicht gewünscht sein, dann erweitern wir die Diskussionen hier bitte auch auf
- Kampf gegen Corona
- Klimawandel
- Flüchtlings- und Asylpolitik

Florian hat gesagt…

Mein Kommentar bezog sich ja nicht nur auf die Sprache. Hier scheint die Chance verpasst worden zu sein, allgemein die Geschichte zu entstauben. Frauen in handelnden Rollen zu zeigen, Vielfalt auf dem Cover. Zu überlegen was an der Robin Hood Geschichte ist heute noch spannend (gerade der Aspekt, dass viele echte Menschen, verschiedener Herkunft hinter dem Sammelbegriff Robin Hood (der eine Zeitlang in alten Akten als Platzhalter wie "Max Mustermann" geführt wurde) stecken, böte doch viel mehr als nur olle Kamellen nacherzählen. Dass man bei dem Ganzen und allen Spielen auch noch die andere Hälfte der Bevölkerung in Anleitung und Begleittext adressiert, ist nur ein kleiner, aber wichtiger Aspekt. Aber das war nicht worum es mir vorrangig ging.

Florian hat gesagt…

Es ging ums Spiel und wen es willkommen heißt.

Aber man kann auch alles in einen Topf werfen und nur weil ein Stern in einem Wort ist, gleich Angst um sein Auto, Flugreisen und den Bestand des Abendlandes bekommen. "Die haben uns Sterne in die Wörter getan, was kommt als nächstes?
Niemand nimmt einem Mann etwas weg, wenn Frauen mitangesprochen werden.

Anonym hat gesagt…

Um das mal klar zu stellen: Ich bin NICHT gegen Gleichstellung und Gleichbehandlung von Frauen. Mir geht es alleine um die blöden, künstlichen Sprachformen. Von mir aus könnte gerne alles ausschließlich in der weiblichen Form verfasst sein, das wäre mir egal (bzw. das wäre angesichts der Tatsache, dass es lange Zeit andersherum war sogar fair). Daher kann Florian seine unqualifizierten Kommentare à là "Angst um sein Auto, Flugreisen und den Bestand des Abendlandes" bleiben lassen, denn diese treffen überhaupt nicht den Kern. Ich finde lediglich, dass >Genderschreibweise< unsäglich zu lesen und zu hören ist und daher lehne ich sie ab. Wie viele andere ebenfalls. Einer allein erziehenden Mutter mit vielleicht einem nicht so gut bezahlten Teilzeitjob wäre vermutlich mit einer Verbesserung ihrer Lebenssituation oder einer Gleichstellung bei der Entlohnung deutlich mehr geholfen als mit einer „Gleichstellung“ per Genderschreibweise…

Ebenso lehne ich es ab, Dinge wie erzwungene "Vielfalt auf dem Cover" zu haben. Wozu? Wir sind hier in Europa, und da leben nun in erster Linie mal Menschen europäischer Abstammung. Wozu muss nun auf einem Cover ein Quoten-Farbiger, oder Quoten-Indigener oder zwanghaft und unabhängig vom Thema eine Frau drauf sein? Das kann sein, aber es >muss< nicht. Wären wir in Asien, dann fände ich es völlig normal, dass auf Covern vorrangig oder ausschließlich asiatische Menschen abgebildet werden. Weil das dort eben die Gegebenheiten sind. Wenn ein europäischer Verlag in Deutschland ein Spiel veröffentlicht und es sind „nur Weiße“ drauf – so what? Und wenn Japon Brand z.B. in Deutschland ein Spiel veröffentlich und auf dem Cover sind nur Asiaten – so what?
Hört doch auf, allen Leuten vorzuschreiben, wer warum wen inkludieren muss. Mein Eindruck ist, manche Menschen fühlen sich nur wohl wenn sie Moralapostel spielen können. Da können sie „gut“ sein bzw. sich ganz integer fühlen. Diese eigentliche löbliche Eigenschaft, nicht wegzusehen wenn Unrecht geschieht, wird aber bei diesen Leuten zum Problem wenn es kein Unrecht gibt (Und ein Cover „ohne Vielfalt“ ist mal garantiert kein Unrecht). Da wird dann gerne hoch und weit über’s Ziel hinaus geschossen, denn man selbst hat ja keine Probleme, da überlegt man sich tolle Lösungen für die vermeintlichen Probleme andere Leute. Und schafft damit erst Probleme, die es ansonsten nicht gegeben hätte. Aber immerhin kann man sich dann ein bisschen selbstzufrieden auf die Schulter klopfen und sich in der eigenen moralisch hochintegren Position sonnen.

Wolfram

Ephraim Escher hat gesagt…

Ich möchte Wolframs letzten Beitrag unterschreiben und damit ergänzen, dass die Form für gravierende Missverständnisse führt.

"Alle Patienten in diesem Zimmer bekommen diese wichtigen Herztabletten" ... ich wollte nicht die Patientin in diesem Zimmer sein.

"Wie viele Mordopfer gibt es bis jetzt?"
"Keinen."
"Und wie viele Mordopferinnen?"
"Fünf."

Der Horror für mich als Literaturfreund. Solche rein politisch motivierte Sprachpanschereien oder Covergestaltungen beeinflussen außerdem die Qualität eines Spieles nicht.

Florian hat gesagt…

Das mit der Angst bezog sich auf Rainer, auf dessen Kommentar ich geantwortet hatte...

Nur weibliche Form finde ich auch fair, könnte man einige Jahre so machen. Vielfalt auf dem Cover bezieht sich auch auf Frauen, aber auch auf Menschen im Rollstuhl oder Menschen mit Migrationshintergrund. Wäre doch schön, wenn die sich auch Mal angesprochen fühlen dürfen.
Was dein Beispiel mit echter (finanzieller) Gleichstellung angeht, gebe ich dir vollkommen Recht. Mit inklusiveren Spielen tut man etwas sehr kleines, in einem kleinen Teilbereich der Gleichberechtigung. Das ist nicht nichts, aber natürlich nur ein Randthema.

Anonym hat gesagt…

Nein, ehrlich gesagt finde ich gerade NICHT, dass Menschen mit Migrationshintergrund auf ein Cover sollten (im Sinne von "korrekterweise müssten"). Sie können, aber eine Notwendigkeit sehe ich dafür nicht. Muss denn jedes Spiel irgendwie durchmischt sein? Wenn ich als Beipsiel mal "Istanbul" nehme oder irgendein beliebiges Spiel mit Basar-Thema in Nordafrika oder Südosteuropa angesiedelt: Muss da ein Europäer auf dem Cover sein? Ein Inuit? Ein Indigener? Ein Asiate? Ich sage: Nein, wozu? Es geht darum, das dortige Flair wiederzugeben, und nicht auf Teufel komm raus alles irgendwie "inklusiv" zu machen. Natürlich ist es die Realität, dass in Deutschland viele Menschen mit Migrationshintergrund leben. Wollte man das darstellen (weil realistisch), dann müsste man ausgleichenderweise aber auch auf einem Spiel zur Kolonialzeit Sklaverei, Menschenhandel etc. darstellen. Den Aufschrei von wegen "Rassismus im Spiel" möchte ich aber mal sehen - ging ja damals mit den braunen "Kolonisten" bei Puerto Rico los (auf diesen Querbezug wäre ich dereinst nie gekommen, aber ich kann ihm eine gewisse Grundlage auch nicht absprechen), gegen das Cover von Mombasa gab es ebenfalls schon Rassismus-Vorwürfe (dier ich in diesem Fall aber überhaupt nicht teilen kann) und nach dem Tascini-Gate bei Hans-Im-Glück / Marco Polo gab es eine Aussage von HiG, dass die schwarzen Würfel nicht besonders "feinfühlig" gewesen seien (was ich für absolut überzogenen Blödsinn halte). Von daher: Lasst doch mal die Kirche im Dorf, ansonsten müssen auf jedem Spielecover unzählige Personen sein, denn irgendeine Gruppe könnte sich ja ansonsten ausgegrenzt fühlen...

Wolfram

Florian hat gesagt…

Es geht doch gar nicht um jedes einzelne Cover, es geht darum dass wenn du bei Karstadt oder so ans Spieleregal trittst, dass dort eigentlich von 100 Covern auf ca. 50 Frauen und auf ca 10 nicht-weiße Menschen drauf sein müssten.

Und ja, bei Kolonialismus spielen sollte man Sklaverei nicht ausblenden.
Alle genannten Beispiele wurden deshalb kritisiert, weil sie Ausbeutung verharmlosen.

Anonym hat gesagt…

Da mein letzter Kommentar nun schon seit >24h nicht veröffentlicht wurde gehe ich davon aus, dass nun die Zensur greift und der "spielend für Toleranz" eintretende Journalist nur tolerant gegenüber Ansichten ist, die sich mit der eigenen Ansicht decken.
Sehr armselig, wie ich leider sagen muss.
Wolfram

Udo Bartsch hat gesagt…

@ Wolfram: Ich sitze nicht jeden Tag vor dem Rechner, schon gar nicht am Wochenende. Deshalb kann sich das Veröffentlichen von Kommentaren verzögern. Von dir ist kein Kommentar vorhanden, den ich nicht veröffentlicht hätte. Der letzte war der vom 2. Juni. Deine Unterstellungen gefallen mir übrigens nicht und der Ausdruck "Zensur" auch nicht. Ich bitte dich deshalb, von weiteren Kommentaren abzusehen.

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