Streng genommen ist der Weltraum gar nicht leer, aber für meine Einleitung kommt diese Information zu spät.
Wie geht WILDES WELTALL? Wir sammeln Karten. Nach nur zehn Zügen gewinnt die wertvollste Auslage. Dann punkten viele gleiche Tiere sowie Sets aus sechs verschiedenen. Manche Karten haben darüber hinaus einen festen Punktwert, bei anderen ist er an Bedingungen geknüpft.
Fünf meiner Spielzüge bestehen darin, entweder eine Karte auszuspielen oder drei nachzuziehen. Die Möglichkeiten in den anderen Zügen hängen davon ab, welche Planetentableaus im Spiel sind. Beispielsweise darf ich eine Karte spielen, wenn sie ein Ordens-Symbol hat. Oder ich darf eine Karte ziehen und sofort ausspielen, muss dafür aber zwei andere Karten abwerfen.
Immer zehn dieser variablen Optionen gibt es. Ich darf nicht zweimal dieselbe wählen und zum Teil ist es an die Voraussetzung geknüpft, dass ich schon drei, sechs oder neun Karten ausliegen habe.
Der Clou von WILDES WELTALL sind Kettenreaktionen, die beim Ausspielen losgetreten werden können. Vielleicht spiele ich eine Karte, die besagt: Wenn ich bereits ein „Botanik“-Symbol ausliegen habe, darf ich eine Karte mit „Profi“-Symbol spielen. Und der Profi wiederum sagt: Wenn ich jetzt eine Karte abwerfe, darf ich noch eine weitere spielen. Und die neue Karte sagt: Wenn ich das Symbol „Forschung“ besitze, darf ich einen „Roboter“ oder „Gesandten“ spielen. Und immer so weiter.
Was passiert? Wir versuchen, die Handkarten so zusammenzustellen, dass sich solche Kettenzüge ergeben. Und natürlich wäre es gut, auf diese Weise nicht einfach irgendwelche Karten auszuspielen, sondern welche, die in der Wertung auch was bringen. Weil man nicht nur verdeckt zieht, sondern auch aus einer offenen Auslage, hat man etwas Gestaltungsraum.
Zweitens taktieren wir mit den fünf variablen Aktionen. Ich versuche, die auszuführen, die mir am meisten bringen. Was nicht immer klappt, weil ich eventuell nicht die Voraussetzungen erfülle. Und es wäre ärgerlich, dann auf eine Aktion ausweichen zu müssen, die mich kaum weiterbringt.
Was taugt es? WILDES WELTALL ist ein kurzes Spiel. Man hofft und taktiert. Man guckt, was sich ergibt. Man nutzt Gelegenheiten und freut sich, wenn Kettenzüge gelingen. Und nach 20 Minuten ist es auch schon vorbei (jedenfalls zu zweit).
Kartenkombinationen zu sammeln, ist an sich noch nicht aufregend. WILDES WELTALL peppt die Idee auf, indem man sich durch glückliches oder geschicktes Kombinieren Tempovorteile verschaffen kann. Für ein Zwischendurchspiel steckt die passende Menge Glück und Anspruch drin.
Dass ich in Summe trotzdem nicht angetan bin, liegt an der Darbietung des Spiels. WILDES WELTALL könnte ein lockeres Kartenspiel sein, wird aber durch Material und Regeldetails aufgeplustert und verkompliziert. Schiefgegangen ist auch die Themenwahl. Dass WILDES WELTALL im Weltall spielt, trägt nichts zum Verständnis oder zur Versinnbildlichung der Abläufe bei. Die Karten heißen willkürlich „Profis“ oder „Gesandte“, haben Berufe wie „Militär“ oder „Mechanik“ und sind dann größtenteils auch noch Tiere – und all das verwirrt, weil es überraschenderweise keinen erkennbaren Bezug zu dem hat, was damit im Spiel passiert.
*** mäßig
WILDES WELTALL von Joachim Thôme für eine:n bis vier Spieler:innen, Board Game Circus.
3 Kommentare:
Ich muss an dieser Stelle doch auch mal eine Lanze für dieses Spiel brechen. Ich empfinde die Regeln als eingängig, die Symbolik als klar und die mir gestellte Aufgabe als reizvoll. Hinzu kommt eine ansprechende Aufmachung. Bei uns zu Hause ist dieses Spiel wirklich ein Dauerbrenner für zwischendruch. Nach unserer Erfahrung ist der Glücksanteil natürlich vorhanden, allerdings nicht dominant. Wichtig ist, dass der Spieler eine gewisse Flexibilität zeigt und seine Spielzüge anhand der sich ständig ändernden Auslage anpasst. Gemessen an der Spielzeit steckt einiges an Spieltiefe in diesem Spiel. Und der Moment, in dem man es dann schafft, einen dicken Kettenzug abzufeuern, ist äußerst befriedrigend. Hinzu kommt ein phänomenales Preis-Leistungs-Verhältnis. Unbedingt empfehle ich auch die kostenlose Minierweiterung "Die Raumstationen" (findet man beim Verlag oder auch auf BGG), die durch einen kleinen Kniff ein wenig mehr Flexibilität ins Spiel bringt. Für mich sind das klare 8/10 Punkten.
Volle Zustimmung Tobi.
Stimme zu. Es ist eines unser meist gespielten Spiele in der Pandemie. Die Illustrationen sind toll. Mal ein anderer Stil und das Thema funktioniert gut genug.
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