Dienstag, 14. September 2021

Spielejahrgang 2020/21:
Was vom Jahrgang übrig bleibt (Teil 1: Spiele für alle)

Oh, das war ein schwieriges Jahr! Und dies nicht nur wegen der reduzierten Spielmöglichkeiten. Die vergangene Spielesaison war auch ein schwieriges Jahr, um „rote“ Spiele zum ewigen Wiederspielen zu behalten. Nach meinem Empfinden war der rote Jahrgang etwas weniger stark als so manche Jahrgänge davor. Und ausgerechnet die beiden für mich bemerkenswertesten Spiele eignen sich zum ewigen Wiederspielen nicht so gut. Denn es sind Kampagnenspiele.


Die Rede ist wenig überraschend von MICROMACRO: CRIME CITY und DIE ABENTEUER DES ROBIN HOOD. Beide Spiele habe ich hier im Blog rezensiert, deshalb will ich ihre Qualitäten nicht noch mal ausbreiten. Dass ihr Reiz von der Überraschung und vom Entdecken abhängt und deshalb nachlässt, nachdem man sie einmal durchgespielt hat, finde ich übrigens grundsätzlich überhaupt nicht schlimm.

Wie viele Filme gucke ich immer wieder? Wie viele Bücher lese ich immer wieder? Kaum welche, nicht mal meine Lieblingsfilme und meine Lieblingsbücher. An Spiele hingegen erheben wir vielfach den Anspruch, ihr Reiz solle unerschöpflich sein. Auch ich habe diese Denke immer noch in mir; die moderne Machart von Spielen bringt mich jedoch zunehmend davon ab.

Um neuartige Formen von Spielreiz auszulösen, müssen Spiele zwangsläufig neue Wege gehen. Klar wäre es toll, wenn ich mein EXIT nach der Partie weiterverschenken könnte. Aber die Rätsel sind cooler und vielfältiger, wenn das Material kreativ eingebunden wird – bis hin zur Zerstörung. Und auch Legacy-Spiele verbrauchen das Spiel, indem wir Karten bekleben oder den Spielplan bemalen. Aber das besondere Spielgefühl, die gesteigerte Immersion, wiegt es mehr als auf. Der Gedanke, dass ein Spiel nach 15 Partien endgültig ausgespielt ist, kommt uns fremd vor. Obwohl wir die meisten anderen Spiele auch nicht häufiger als 15 Mal spielen – wir sonnen uns nur in dem Gefühl, dass wir es könnten.


Ebenfalls hier im Blog rezensiert hatte ich auch schon SWITCH & SIGNAL, das neben den beiden Überfliegern bei mir den stärksten Eindruck hinterlassen hat. Das Spiel schafft etwas erfrischend Neues, indem es eine Modelleisenbahn simuliert.


Für mein Empfinden in der Wahrnehmung zu schnell untergegangen ist KRAZY PIX. Gewiss, es lehnt sich an das tolle KRAZY WORDZ an und ist deshalb vielleicht eher als Variante zu sehen. Die hier erforderliche Form von Kreativität ist dennoch eine ziemlich andere, obendrein ist es von beiden das zugänglichere Spiel. In meine Sammlung gehören fortan beide.


Und um wenigstens ein ganz kleines Spiel hervorzuheben: TACO KATZE ZIEGE KÄSE PIZZA fügt dem Genre der Reaktionsspiele eine erfrischende motorische Komponente hinzu. Hier setzt man nicht nur das Hirn, sondern auch seine Stimme und seinen gesamten Körper ein. Außerdem mag ich gerne Pizza.


2 Kommentare:

Der Siedler hat gesagt…

Danke für diesen jährlichen Rückblick! Ich freue mich jetzt schon auf den zweiten und dritten Teil. Wahrscheinlich die fundierteste deutschsprachige Jahrgangs-Topliste, für die man auch kein halbstündiges Video schauen muss, weil der Autor lieber von Anfang an genau die Art von Zusammenfassung anbietet, die ich mir bei den Videos immer wünsche.

Hendrik Breuer hat gesagt…

100 Bücher, die man nie wieder lesen wird, kann man locker irgendwo ins Regal stellen, fällt nicht weiter auf. 100 Spiele stellen gleich mal eine halbe Wand zu oder mann muss sich mühselig von ihnen lossagen...

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