An Wochenenden keine Einleitung.
Wie geht ARCHE NOVA? Wir betreiben Zoos. Die sollen möglichst attraktiv sein (das erhöht das laufende Einkommen) und Artenschutzpunkte sammeln (das schaltet Vorteile frei). Unsere Marker für beide Kategorien laufen sich auf einer Skala entgegen, und sobald der einer den anderen erreicht, endet die Partie. Wer am weitesten an seinem eigenen Marker vorbeigelaufen ist, gewinnt.
Schlüssel zum Erfolg sind erwartungsgemäß Tiere. Jedes Tier kostet Geld und benötigt ein Gehege bestimmter Größe, das möglicherweise auch noch neben Wasser oder Felsen gelegen sein soll. Unsere Zoos bestehen aus verschieden angeordneten Sechseckfeldern. Die zeigen außer Geländearten auch Boni, die man beim Überbauen bekommt. Als Gehege dienen bis zu fünf Sechseckfelder große Pappteile. Sie entsprechend der Legeregeln zu puzzeln, dass sowohl Tieranforderungen erfüllt als auch Boni rasch abgegriffen werden, klappt oft nicht perfekt. Man geht Kompromisse ein.
ARCHE NOVA ist kartengetrieben. Um Tierkarten spielen zu können, muss ich sie entweder auf meiner Hand haben oder sie müssen in meinem Zugriffsbereich der allgemeinen Auslage liegen. Mein Erfolg ist also davon abhängig, welche der 212 verschiedenen Zookarten überhaupt ins Spiel kommen, zu welchem Zeitpunkt und ob ich sie ergattern kann. Wenn es gut läuft, erwische ich Karten, die sich dank ihrer Symbole gut unterstützen. Manchmal läuft es aber nicht gut, und man hadert.
Der Grundmechanismus des Ganzen ist einfach: Es gibt fünf Aktionen, repräsentiert durch Aktionskarten, die unterhalb meines Zooplans auf Plätzen mit Wertigkeiten von eins bis fünf liegen. Bin ich am Zug, nutze ich eine dieser Karten. Liegt sie beispielsweise an Position vier, hat meine Aktion die Stärke vier. Nach Ausführung rutscht die Karte dann wieder zurück auf den schwächsten Platz, die anderen rücken auf.
Was passiert? Dieses Aktions-Management macht Spaß. Für den maximalen Ertrag möchte ich die meisten Aktionen vor ihrer Ausführung erst mal bis Stufe fünf aufsteigen lassen, aber das klappt eben nicht immer. Denn manche Aktionen möchte ich häufiger ausführen als nur in jedem fünften Zug, manche vor anderen, die bereits höher positioniert sind. Manche kann ich vielleicht gerade nicht sinnvoll ausführen, beispielsweise weil mir Karten oder Geld fehlen, und dann liegen sie länger rum und blockieren die wertvolle Position fünf.
Das ist aber nur eine von vielen Ebenen, auf der ich beschäftigt bin, und die anderen Mechanismen sind nicht weniger herausfordernd: Teile puzzeln, Kosten und Abläufe optimieren, Synergien herstellen, Boni und Karteneffekte möglichst gut ausnutzen.
Bei ARCHE NOVA kommt zwar jede:r voran, aber um dies schnellstmöglich und ohne Reibungsverlust hinzukriegen, sind oft Kleinigkeiten wichtig ... weshalb es sich auszahlt, alle Kleinigkeiten stets mitzubedenken. Und so kommt es zu Optimierspiel-typischen Situationen wie: Ich will X machen, das als Belohnung die Bonusaktion Y mitbringt, welche ich jedoch nicht optimal ausschöpfen kann, außer ich würde vorher noch Zwischenschritt Z einfügen, dessen Voraussetzung aber Z1 ist, wozu ich noch … usw.
In ARCHE NOVA tüftelt jede:r vor sich hin und würdigt die Zoos der anderen kaum eines Blickes. Dennoch machen die Mitspieler:innen einen Unterschied. Während die Solo-Variante von ARCHE NOVA reines Optimieren ist, kommt es bei menschlicher Konkurrenz auch sehr auf das Timing an. Wir schnappen uns Karten und Errungenschaften weg, aber vor allem: Unsere Handlungen bestimmen, wann die nächste Verwaltungs- und Einkommens-Zwischenphase beginnt. Manche hätten dies gerne früher (weil schon pleite), andere später (weil noch Pläne).
Was taugt es? ARCHE NOVA fordert heraus, ich spiele es gerne. Ich mag es, wie ich hier auf verschiedene Weise gefordert bin und das Beste aus den Gegebenheiten herausholen muss. Den Zufallsfaktor passender oder weniger passender Karten empfinde ich als stimmig; in kartengetriebenen Spielen ist das nun mal so. Die große Kartenvielfalt bewirkt, dass manche Aspekte des Spiels gar nicht in jeder Partie eine Rolle spielen. So entdeckt man auch später noch Neues.
Mir gefällt, wie ARCHE NOVA Zoo begreift: Wir erschaffen tierfreundliche Zoos, die dem Artenschutz dienen, keine Gefängnisse für Tiere. Das Thema bleibt dennoch im Hintergrund, es entsteht keine Vorstellung von Zoo, aber zumindest hilft das Thema, die Abläufe zu verstehen. Was ich zu tun habe, ergibt sich von selbst: Gehege schaffen, Tiere reintun. Zusätzliche Orientierung bieten mir die zu Spielbeginn ausgelosten Aufgaben („Artenschutzprojekte“).
Zu einer Partie ARCHE NOVA muss man mich ganz sicher nicht überreden. Angesichts der Begeisterung, die das Spiel allerorts hervorzurufen scheint, muss ich aber wohl begründen, warum ich es „nur“ reizvoll finde: Für „außerordentlich“ fehlt mir das Außerordentliche. ARCHE NOVA erzeugt keine Dilemmata, die sich für mich neuartig anfühlen. Das Spiel ist sauber um das sympathische Thema herumkonstruiert. Was mir aber fehlt, ist ein einzigartiger Kern. Das Typische, das Unverwechselbare.
Grafik, Layout und Material sind tadellos. Die Aufbewahrungsboxen, die der Verlag gleich mitliefert, sind sehr praktisch. Lediglich die Anleitung empfinde ich als nicht komplett gelungen. Man kann sich zwar alles herleiten, wenn man an den richtigen Stellen sucht. Hier und da hätte ich mir trotzdem ausführlichere Erläuterungen und auf der Symbolübersicht die Erklärung aller im Spiel vorkommenden Symbole gewünscht.
***** reizvoll
ARCHE NOVA von Mathias Wigge für eine:n bis vier Spieler:innen, Feuerland.
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