Donnerstag, 27. Oktober 2022

Sobek – Das Duell

Ich gebe zu: Hier steht keine Einleitung. Grund ist, dass ich keine geschrieben habe. (Hach, ist Ehrlichkeit befreiend …!)

Wie geht SOBEK – DAS DUELL? Wenig überraschend so ähnlich wie SOBEK: In SOBEK (2010 von Bruno Cathala) und auch in SOBEK – DAS DUELL sammeln wir Serien gleicher Waren. Verstoße ich gegen die Sammelregeln, handle ich mir Korruptionspunkte ein, und wer die meisten davon hat, wird bestraft.
Prinzipiell sammle ich natürlich lieber lange als kurze Serien; jedoch setzen SOBEK und SOBEK – DAS DUELL einen Anreiz, trotz allem auch kurze Serien auszulegen: Man darf dann – solange der Vorrat reicht – fünf verdeckt ausliegende Aktions-Chips („Pirogen-Plättchen“) ansehen, sich einen aussuchen und einsetzen.

In SOBEK – DAS DUELL sammeln wir die Waren als Plättchen von einem Spielplan ein. Dazu bewege ich die gemeinsame Spielfigur, das Anch-Kreuz, auf das Plättchen meiner Wahl. Die Ausrichtung des Anch-Kreuzes bestimmt, ob ich senkrecht, waagerecht oder diagonal laufen muss. Überspringe ich Plättchen, steigt mein Korruptionslevel. Auf meinem Zielplättchen ist angegeben, wie ich das Anch-Kreuz nun ausrichte. Mit meinem Zug bestimme ich also auch immer über die Zugmöglichkeiten meines Gegenübers.

Was passiert? In SOBEK – DAS DUELL lohnt es sich, ein paar Züge vorauszudenken: Ziehe ich auf X, wird mein Gegenüber wohl auf Y ziehen, woraufhin ich Z1 oder Z2 erreichen könnte.
Da ich natürlich darauf achte, was mein Gegenüber sammelt, will ich Plättchen dieser Sorte durch meine Züge möglichst unerreichbar machen. Ich taktiere auch mit der Korruption: Wie viel Verderbtheit kann ich mir erlauben? Wie drücke ich meinem Gegenüber Korruptionspunkte rein? Und ich taktiere mit Timing und Tempo: Manchmal spiele ich eine Warenserie nur deshalb aus, um nicht mit der Anch-Figur ziehen zu müssen.

Trotzdem ist SOBEK – DAS DUELL kein knallhartes Taktikspiel. Viele Dinge beruhen auf Zufall. Werden Plättchen nachgelegt, fallen mir manche Waren quasi vor die Füße, andere sind im hintersten Eck oder kommen viel zu spät ins Spiel.
Zudem ist das Spielfeld durchsetzt mit „Charakterplättchen“. Das sind zehn Plättchen, die allesamt unterschiedliche Dinge bewirken und nach dem Einsammeln in einem späteren Zug als Aktion ausgespielt werden können. Die Charakterplättchen liegen verdeckt auf dem Plan. Ob ich brauchen kann, was ich nehme, erfahre ich also erst, wenn ich es getan habe.
Und welche Charakterplättchen mein Gegenüber hat, erfahre ich auch erst, wenn sie gespielt werden. Was wiederum spannend ist. Zwei gibt es, die mich zwingen, noch nicht ausgelegte Warenplättchen abzuwerfen, sofern ich mehr als sechs habe. Große Vorräte anzuhäufen, kann riskant sein.


Was taugt es? SOBEK – DAS DUELL macht Spaß, weil jeder Zug eine interessante Entscheidung beinhaltet. An allen Ecken brennt es. Ich will viele gleiche Plättchen sammeln, weil das ordentlich Punkte zählt. Ich will nicht zu viele Plättchen horten, das ist gefährlich. Ich will nicht dauernd Plättchen überspringen wegen der Korruption. Ich will aber auch möglichst keinen Müll sammeln, den ich nicht ausspielen kann (zum Auslegen brauche ich immer mindestens drei einer Sorte), denn alles, was ich bei Spielende noch auf der Hand habe, erhöht meine Korruption. Gleichzeitig stecke ich in Zugzwängen oder baue welche auf. Und recht bald droht schon das Spielende und ich muss zusehen, meine Sammlungen fertig und meine Hand leerzukriegen.
Was in der Beschreibung so locker-leicht klingt, ist in der Praxis jedoch stockender. Die Eigenschaften der Charakterplättchen sind wenig intuitiv, man liest dauernd nach. Und dann gibt es ja noch die Pirogenplättchen. Auch sie müssen nachgeschlagen werden. Und zusätzlich gibt es auch Debenplättchen, die man unter bestimmten Umständen gewinnen kann und die neben den Warensets zusätzliche Punkte zählen ...
Die Detailverliebtheit von SOBEK- DAS DUELL steht in einem Widerspruch zur Eleganz des Zugmechanismus. Für mein Empfinden hätte mehr Konzentration auf die Kernelemente das Spiel noch runder und besser machen können.


**** solide

SOBEK – DAS DUELL von Bruno Cathala und Sébastien Pauchon für zwei Spieler:innen, Pegasus Spiele.

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