Dienstag, 11. Oktober 2022

Framework

Weil ich so direkt nach Essen etwas in Zeitverzug bin, setze ich den Doppeljoker: Ich rezensiere ein Spiel, über das ich nicht viel zu sagen habe. Und kombiniere es mit einer Einleitung, in der ich noch weniger zu sagen habe.

Wie geht FRAMEWORK? So ähnlich wie NOVA LUNA (von Uwe Rosenberg und Corné van Moorsel): Wir bekommen Plättchen und legen sie an unsere Auslage, um insgesamt 22 Aufgaben zu erledigen. Jede erledigte Aufgabe markiere ich mit einem meiner 22 Setzsteine. Sobald ich keine Steine mehr besitze, habe ich genügend Aufgaben erfüllt (oder ein paar Steine unter den Tisch kullern lassen) und demzufolge gewonnen. Yeah!
Die Plättchen bringen sowohl die Aufgaben mit als auch deren Lösung. Zum Beispiel [siehe unten rechts im zweiten Foto] kann ein Plättchen fordern, dass fünf silberne Farbrahmen angrenzen (Aufgabe 1). Oder gar sieben (Aufgabe 2). Das Plättchen selbst hat einen braunen Rahmen, was für diese beiden Aufgaben nicht hilft. Aber – wenn ich sinnvoll anlege – vielleicht für die Aufgaben anderer Plättchen.
Die wichtigste Regel und zugleich der Clou ist identisch mit NOVA LUNA: Es zählen nicht nur direkt benachbarte Rahmen, sondern eine Gruppe gleichfarbig gerahmter Plättchen zählt gemeinschaftlich. Hängen fünf Silberrahmen zusammen und nur einer grenzt an das Aufgabenplättchen, ist dessen Aufgabe 1 erfüllt.
Die wesentlichen Unterschiede zu NOVA LUNA sind: Plättchen können unterschiedliche viele Rahmen und so auch unterschiedlich viele Rahmenfarben haben, während in NOVA LUNA jedes Plättchen exakt eine Farbe hatte. Dafür ist der Auswahlmechanismus nun erheblich einfacher: Bei vier Spieler:innen werden fünf zufällige Teile aufgedeckt. Spieler:in 1 wählt das erste, Spieler:in 2 das zweite und so weiter, bis Spieler:in 1 am Ende auch noch das fünfte nimmt. NOVA LUNA dagegen hatte ein an PATCHWORK angelegtes Auswahlsystem. Die Plättchen kosteten unterschiedliche viele Schritte auf einer Zeitskala.


Was passiert? Jede:r puzzelt für sich; wir liefern uns ein relativ interaktionsloses Wettrennen. Die Anwesenheit anderer Spieler:innen macht sich nur dadurch bemerkbar, dass immer mal wieder Teile weggeschnappt werden, die das Schicksal eigentlich für mich in die Auslage gelegt hatte. In NOVA LUNA waren wir mehr miteinander verwoben, weil es auch darum ging, sich auf der Zeitskala gezielt vor, zwischen oder hinter den anderen zu positionieren.
Doch zu meiner Überraschung vermisse ich diesen Auswahlmechanismus gar nicht. Das Puzzle an sich ist verzwickt genug; es braucht gar keinen weiteren anspruchsvollen Mechanismus neben sich.
In Summe ist FRAMEWORK das einfachere und gradlinigere Spiel als NOVA LUNA. FRAMEWORK ist zudem etwas zufallsabhängiger, weil man anders als in NOVA LUNA nicht schon weiß, welche Teile in näherer Zukunft ins Spiel kommen. Aber auch diese kleine Planungskomponente vermisse ist nicht.

Was taugt es? In der spielbox schrieb ich vor zwei Jahren, NOVA LUNA beweise Uwe Rosenbergs Können, das Wesentliche und Reizvolle aus einer Idee herauszuschälen, um das, was Spaß macht – das Tüfteln, das Puzzeln, das Konstruieren –, zu betonen und das, was primär Mühe macht, zu entfernen. Genau dasselbe würde ich nun FRAMEWORK bescheinigen. Pikant ist lediglich, dass das Spiel, welches ich vor zwei Jahren als wundervoll reduziert lobpreiste, nun dasjenige ist, von dem noch etwas abgeschält wurde.
Der Reiz jedoch ist tatsächlich erhalten geblieben. Ganz wenige Regeln, ganz viel Dilemma: Fast jedes Plättchen bedeutet Abwägung. Ich muss Plättchen mit genügend Aufgaben haben. Aber Farbrahmen brauche ich auch. Ich will mir Aufgaben nicht selbst verbauen. Aber nicht jede Aufgabe kann ich schaffen. Und besser gebe ich manches rechtzeitig auf, als mich in Aussichtslosem zu verbeißen. Mein Plan darf nicht zu langfristig angelegt sein und zu kurzfristig auch nicht. Im optimalen Fall habe ich mein Pulver genau mit dem Erledigen der 22. Aufgabe verschossen.
Innovativ ist FRAMEWORK nicht. Einmal mehr dekliniert Uwe Rosenberg seine eigenen Ideen durch. NOVA LUNA und FRAMEWORK zusammen benötigt wohl kaum jemand. Allerdings überlege ich, NOVA LUNA durch FRAMEWORK zu ersetzen, weil es von zwei ähnlichen Spielen das zugänglichere ist und damit in meinem Spieleralltag bessere Chancen hat, wiedergespielt zu werden.


***** reizvoll

FRAMEWORK von Uwe Rosenberg für zwei bis vier Spieler:innen, Edition Spielwiese.

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sagani gehört da auch noch in die Reihe. "Durchdeklinieren der eigenen Ideen" trifft es recht gut, ich bin mittlerweile sehr enttäuscht von der Rosenberg-Taktik, eine Idee, einen Mechanismus so derart monetär auszupressen.

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