Ich bin kein Trekkie, sorry! Star Trek und Star Wars sind für mich quasi dasselbe, und der Weltraum als solcher fasziniert mich auch nicht sonderlich. Natürlich entgehen mir durch meine Ahnungslosigkeit in STARSHIP CAPTAINS sämtliche Anspielungen, andererseits erspare ich mir auch enttäuschte Erwartungen. Weil ich schlichtweg gar nicht genau weiß, was mich eigentlich erwarten sollte.
Wie geht STARSHIP CAPTAINS? Als Kommandant eines Raumschiffs besitze ich eine Crew, deren Mitgliedern ich nach und nach bestimmte Aufgaben zuweise. „Personaleinsatz“ nennt man diesen Mechanismus, und man begegnet ihm häufiger.
Wir nehmen uns keine Aktionen weg; die Einsatzorte für meine Figuren befinden sich ausschließlich auf meinem eigenen Raumschiff. Die meisten Aktionen erfordern ein Crew-Mitglied einer bestimmten Farbe. Die Figur ist anschließend erschöpft und begibt sich in den Pausenbereich. Zu Beginn der nächsten Runde kommen meine Figuren von dort zurück – mit Ausnahme der letzten drei. Durch die Reihenfolge meiner Aktionen bestimme ich also, welche Figuren mir in der nächsten Runde zur Verfügung stehen.
Wir starten mit gleicher Ausgangslage, aber weil Aktionen dazu führen, dass ich mein Raumschiff ausbaue und meine Crew schule oder umfärbe, unterscheiden sich unsere Möglichkeiten bald. Unterhalb meines Raumschiffes befinden sich sechs Felder, um „Technologiekarten“ darauf abzulegen, wozu ich die Felder allerdings erst mal entmüllen, also von Schadensmarkern befreien muss. Die Technologien erweitern dann meine Fähigkeiten. Darüber hinaus will ich die Karten so anordnen, dass Symbole an ihren Seitenrändern übereinstimmen. Das bringt mir Boni.
Außerdem besitzt mein Raumschiff einen Ladebereich, wo ich hilfreiche Plättchen aufbewahren kann. Auch der Ladebereich muss entmüllt werden, allerdings kann er durch Beschädigungen bei Kämpfen wieder vollmüllen.
Zu Kämpfen kommt es, weil ich auf dem Weltall-Spielplan Piratenschiffen begegne. Als cooler Typ gewinne ich jeden Kampf automatisch und bekomme eine Belohnung dafür, jedoch erhalte ich auch eine Beschädigung.
Auf dem Spielplan schnappen wir uns gegenseitig „Missionen“ weg. Das sind Karten, die auf Planeten ausliegen. Wer hinfliegt, darf die Karte nehmen. Die Mission zu erfüllen, erfordert dann den Einsatz von bis zu drei Crew-Mitgliedern. Die Belohnung in Form von Punkten und Boni fällt höher aus, wenn meine Crew-Mitglieder überdies die geforderte Farbe haben.
Was passiert? STARSHIP CAPTAINS hat einen für Euro-Games typischen Verlauf: Die ersten Runden gehen noch schnell. Wir besitzen kaum Figuren, bald ist das Pulver verschossen. Mit zunehmender Dauer schaltet man sich Figuren und Dauereffekte frei, hortet Material und hat insgesamt mehr Ressourcen, mit denen sich dann auch mehr anfangen lässt.
Typisch für Euro-Games sind in STARSHIP CAPTAINS auch das Spielziel (sammle in diversen Bereichen möglichst viele Punkte, die am Schluss einfach addiert werden) und die Detailverliebtheit. Alles ist mechanisch eng verknüpft, alles ist voller Symbole, und es gibt diverse Nebenschauplätze. Auf drei Skalen („Fraktionspfade“) kann man Schritte gewinnen, wobei hier und da ein Punkt abfällt sowie hier und da ein Bonus. Aus manchen Boni ergeben sich dann andere Boni und so weiter.
Zu Beginn des Spiels ist man noch mehr damit befasst, das Schiff aufzumöbeln und die Maschinerie ins Laufen zu bringen. Mit zunehmender Dauer mündet STARSHIP CAPTAINS immer mehr in ein Abklappern der Planeten und Abarbeiten der Missionen. Denn die Missionen tragen üblicherweise den größten Teil zur Punktewertung bei.
Was taugt es? STARSHIP CAPTAINS ist ein sauber konstruiertes Spiel. Es fühlt sich in seinem Wesen lediglich sattsam bekannt an. Und das Thema bleibt auch blass. Ja, wir fliegen über einen Spielplan, der sich als All begreifen lässt. Ja, unser Tableau erinnert an ein Raumschiff. Aber letztendlich handelt es sich doch um klassische Optimiererei von Zugfolgen und Ressourcen. Die Raumfahrt ist weder Abenteuer noch Wissenschaft noch Vordringen in neue Welten.
Der interessanteste und sympathischste Mechanismus ist die Rotation der erschöpften und arbeitsbereiten Figuren. Die durchdachte Gestaltung des Boards unterstützt diesen Ablauf sehr gut. Wie überhaupt STARSHIP CAPTAINS gelungen und auch witzig gestaltet ist. In das Spiel ist merklich Herzblut geflossen. Ich hätte mir gewünscht, mehr mit diesem Kernmechanismus beschäftigt zu sein und weniger mit austauschbaren Optimierungsdingen.
**** solide
STARSHIP CAPTAINS von Peter B. Hoffgaard für eine:n bis vier Spieler:innen, Czech Games Edition.
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