Dienstag, 23. Mai 2023

Hennen

Hallo, hier spricht Huhni! Kennt ihr mich noch? Ich wollte so gerne HENNEN für euch spielen, aber Hahni hat gesagt, ich darf das nicht, weil ich mir nur die vielen tollen Hühner-Pin-ups angucken will, und das kommt gar nicht in die Tüte, hat Hahni gesagt. Deswegen hat Udo gespielt. Aber der hat sich die Bilder gar nicht mal richtig angeguckt.

Wie geht HENNEN? Mit zwölf Hennenkarten bilde ich eine Auslage, die viele Punkte zählen soll. In jedem Zug lege ich angrenzend eine Karte. Deren Nummer muss von sämtlichen Nachbarkarten um exakt eins abweichen. Außer die Nachbarkarte hat dieselbe Farbe, dann darf ich auch unabhängig von ihrer Nummer legen.

Weil das Anlegen zunehmend knifflig wird, brauche ich eine gewisse Kartenauswahl – und die habe ich. Mit vier Karten starte ich meinen Zug. Dann ziehe ich zwei weitere: entweder vom verdeckten Stapel oder den offenen Stapeln meiner Mitspieler:innen. Anschließend lege ich eine Karte aus und werfe eine Karte auf meinen offenen Ablagestapel. Von dem ich übrigens nicht ziehen darf.
Punkte zählen die unter den Hennen abgebildeten Eier, jedoch nur in meiner größten Farbgruppe und zusätzlich in der Farbgruppe mit meiner Hahnenfigur. Den Hahn muss ich bei Halbzeit des Spiels auf eine meiner Karten setzen. Und der Hahn darf tunlichst nicht in meiner größten Gruppe landen, weil die nicht doppelt gewertet werden darf. Aber groß soll die Hahnengruppe trotzdem werden, damit viele Eier drin sind.
Punkte zählen außerdem Medaillen. Sie auf den Hühnerkarten der selteneren Farben abgebildet. Und weitere Punkte gibt es für zwei zu Beginn ausgeloste Bauaufträge, die für alle Spieler:innen gleichermaßen gelten. Beispielsweise sollen wir mindestens vier verschiedene Farben auslegen oder mindestens eine Zeile unserer Auslage mit ausschließlich unterschiedlichen Farben bestücken.


Was passiert? Die Legeregeln einzuhalten, erweist sich als Herausforderung. Man muss im Blick haben, welche Karten überhaupt noch kommen können und welche schon in den Auslagen verbaut sind. Auch den Hahn sollte man nicht auf gut Glück setzen, sondern mit einer realistischen Idee, wie sich die Auslage wohl weiterentwickelt. Anfänger:innen scheitern öfter mal, weil sie das Ausmaß der nötigen Überlegungen unterschätzen.
Wer keine Hühnerkarte regelkonform platzieren kann, legt als Ersatz einen Hühnerstall, der minus zählt. Um diesen Unfall zu vermeiden, muss man mehrere Züge vorausplanen und die für später vorgesehenen Karten auf der Hand sammeln. Das allerdings blockiert die Hand. Sehr gerne würde man ja auch Karten aufbewahren, die man seinen Gegner:innen nicht gönnt. Vielleicht geht ja beides? Das Blatt zu managen und mit den Ablagestapeln zu taktieren, fordert heraus und macht Spaß.

Was taugt es? HENNEN ist oft bis zum Schluss spannend, weil man noch auf das Auftauchen einer bestimmten Karte hofft. Auch mittendrin schon kann das Vorankommen an einer einzigen Karte hängen. Gut, wenn man dann die Auslage so flexibel gestaltet hat, dass man noch ein paar Verlegenheitszüge einstreuen und den Platz für die ultimative Karte freihalten kann.
Die Aufträge geben eine Richtung vor, weil man auf deren Punkte schwerlich verzichten darf. Und weil die Wertung belohnt, große Hennengruppen gleicher Farbe zu bilden, ist man recht bald auch festgelegt, welche Farben man sammelt und welche nicht. Somit ergibt sich früh im Spiel, wie der Aufbau am Ende aussehen soll. Das Konzept umzuschmeißen, ist meistens schlecht. Die wesentlichen Weichen stellt man bei Beginn, der Rest der Partie besteht darin, sich zum angestrebten Ergebnis hinzutaktieren.
Die schönen Illustrationen machen HENNEN sympathisch. In dem Spiel steckt mehr Tiefe, als man aufgrund seiner Anmutung annehmen würde. Planungsfehler lassen sich nicht mehr korrigieren. HENNEN ist rundes, schnörkelloses Taktik- und Strategiespiel, dessen Zielgruppe mir allerdings nicht so deutlich ist. Trotz der Hennen ist es rein abstrakt.


**** solide

HENNEN von Giampaolo Razzino für eine:n bis vier Spieler:innen, Little Rocket Games / Fun Bot.

2 Kommentare:

C. Hicken hat gesagt…

Kompromissvorschlag zur Güte: Wie wäre es, wenn Huhni Fasanerie rezensieren würde? Dann käme - ohne jetzt auf Udo herumpicken zu wollen - wieder etwas Qualitätsjournalismus in diesen Blog. Mit freundlichen Kratzfüßen

Matze hat gesagt…

Gerne lobe ich Herrn Bartsch für seinen Blog, dessen Rezensionen für mich immer noch die erste Anlaufstelle für qualitativ hochwertigen Brettspieljournalismus sind.
Selten sind die Urteile von Udo Bartsch nicht deckungsgleich mit meinen eigenen inneren Bewertungen.
Das selten vergebene Prädikat außerordentlich, ist für mich die ultimative Adelung, weshalb diese Meisterwerke mindestens zur Probe gespielt werden, wenn sich sogar nicht noch eine monetäre Einbuße zwecks Pflichtkauf einschleicht.

Die drolligen Videokanäle, mit z.T. grunzenden Sprechern, dessen rühmliche Ausnahme der ausgeschiedene Cron darstellt, können genauso wenig an diesen Blog heranreichen, wie die hübsch gestalteten Seiten der Konkurrenz, wobei ich Spielkult für ihre guten Erklärvideos durchaus wohlwollend betrachte.

In der Summe, und das sei hiermit auch gesagt, ist Rezensionen für Millionen ein gediegenes Universum gekonnter Sprachakrobatik, gepaart mit Könnerschaft in der richtigen Einordnung analoger Abenteuer.

Eine Verdrieslichkeit wird wohl immer bleiben: der Blog ist leider nicht täglich, doch wie soll da der hohe Standard gehalten werden.

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