Donnerstag, 11. Mai 2023

Vor 20 Jahren (125): Löwenherz

Nach dem riesigen Erfolg mit CATAN räumte Klaus Teuber der Überarbeitung seiner älteren Werke zunehmend Zeit ein. Im Falle von LÖWENHERZ hatte dies sicher auch damit zu tun, dass die erste Version des Spiels bei Goldsieber erschienen war und das Spiel nun zu Kosmos geholt werden sollte. Generell aber war Klaus Teuber als hauptberuflicher Autor auch schlichtweg erfahrener geworden und hatte ein immer besseres Gefühl dafür entwickelt, wie sich Spiele verbessern lassen.

Oft bedeutete dies: vereinfachen. Denn ein Spiel, das nicht gespielt (weil nicht verstanden) wird, ist leider ein Spiel, das untergeht. Und Überforderung kann schon beim Auspacken beginnen. Alles Material ist anfangs fremd. Man weiß noch nicht, worum es geht und wozu das alles dienen soll. Und jetzt so viel Krams auf einmal! Weil Teuber dies nachfühlen konnte und den Einstieg erleichtern wollte, steckte er viel Zeit in Konzepte wie etwa die „Prof. Easy“-Anleitungen.

Und um Spielklima und Spielgefühl zu verbessern, feilte er an den Mechanismen. Seine Spiele sollten nicht frustrierend sein, nicht zu aggressiv, nicht zu lange dauern. So wurde unter anderem BARBAROSSA UND DIE RÄTSELMEISTER zu KNÄTSEL, LICHT UND SCHATTEN zu TINTENHERZ, ENTDECKER zu IM REICH DER JADEGÖTTIN. Und LÖWENHERZ eben zu LÖWENHERZ.

Im Ur-LÖWENHERZ musste um das Recht auf Aktionen gefeilscht und verhandelt werden. Gewiss war dies eine der Stärken des Spiels gewesen, das neue LÖWENHERZ ließ das Element trotzdem weg. Reihum spielte man nun eine Aktionskarte oder verkaufte eine in die Bank, wo sie sich später wer anders nehmen konnte. Der Kern des Spiels aber, dass wir mit Mauern Gebiete abgrenzen, mit Rittern hochrüsten und uns gegenseitig Land wegnehmen, blieb.

Ich rezensierte das neue LÖWENHERZ damals für die Fairplay und war erstaunt, wie gut ich die Vereinfachung fand und wie wenig ich den Verhandlungsteil vermisste. Wenn ich heute meine 20 Jahre alte Rezension lese, erstaunt mich allerdings etwas ganz anderes. Offenbar war es mir damals nicht möglich, für die Fairplay einen Text zu schreiben, ohne wiederholt die Spiel-des-Jahres-Jury zu bashen. Ich kreiste geradezu darum: Wie finden die das Spiel wohl? Und was halten sie davon, dass so auffallend viele Spiele in Neufassungen erscheinen? Die wollten doch alle offensichtlich nur den Preis gewinnen! Pfui! Und war es nicht eigentlich voll skandalös, dass LÖWENHERZ 1997 nicht gewonnen hatte? Bla, bla, bla.

Nicht alle Werke altern gut. Spiele kann man überarbeiten und neu veröffentlichen. Bei Artikeln hofft man wohl besser, dass die Zeitschriften von früher nicht mehr angerührt werden und so mancher Blödsinn in Vergessenheit gerät.


2 Kommentare:

Kai Frederic hat gesagt…

Das überarbeitete Löwenherz war damals eines der ersten Spiele, die mich tiefer in die Spieleszene gezogen hat. Mir gefällt es auch besser als das Original, da es schneller zu spielen ist.

Rüdiger hat gesagt…

Aus "Entdecker" wurde bei Kosmos "Die neuen Entdecker". "Im Reich der Jadegöttin" und "Im Reich der Wüstensöhne" waren Versuche, weitere Spiele mit dem "Entdecker"-System zu etablieren, so wie es bis heute auch mit "Catan" gemacht wird. Im Gegensatz zu diesem hat es aber wohl bei den "Entdeckern" nicht so gut geklappt, weshalb es keine weiteren Spiele aus der Reihe gab.

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