Manche Mechanismen verbindet man mit ganz bestimmten Spielen, und deshalb heißen sie auch so. Der „Can’t-Stop-Mechanismus“ zum Beispiel, jenes Immer-weiter-würfeln-wollen-und nicht-aufhören-Können, das in CAN’T STOP so wunderbar auf die Spitze getrieben wird, derweil wir unsere Figuren auf die Bergspitzen treiben. Oder zum Beispiel … hm, Moment, so ganz viele fallen mir gar nicht ein.
Zwar verbinde ich Deckbau zuallererst mit DOMINION, aber ich nenne es trotzdem nicht den „Dominion-Mechanismus“. Und auch zu Worker Placement sage ich weder „Caylus-“ noch „Agricola-Mechanismus“, sondern ich sage „Worker Placement“ dazu. Umso bemerkenswerter finde ich die Leistung von COLORETTO. Denn COLORETTO (beziehungsweise dessen Autor Michael Schacht) hat einen Mechanismus etabliert, der – zumindest in meinem Sprachgebrauch – der „Coloretto-Mechanismus“ heißt.
Und der geht so: Im Laufe einer Runde bilden wir so viele Kartenportionen, wie Spieler:innen mitwirken. Wer am Zug ist, vergrößert entweder eine dieser Gruppen um eine weitere Karte oder steigt aus und nimmt sich eine der angebotenen Portionen.
So einfach das auch ist: Der Mechanismus löst interessante Zwiespälte aus. Wenn ich gierig bin und mehr will, steige ich nicht aus, sondern lege dazu. Doch wenn das Angebot dadurch zu interessant wird, schnappt es mir wer anders weg, bevor ich wieder an die Reihe komme. Umgekehrt kann ich auch versuchen, ein vergiftetes Angebot kreieren, das niemand gerne haben möchte. Aber vielleicht bleibt genau das nun an mir hängen?
So ähnlich war es vier Jahre zuvor auch in RA gewesen. Auch dort vergrößere ich den Versteigerungs-Pool um ein weiteres Plättchen oder ich löse die Versteigerung aus. Auch in RA kann ein Angebot ungewollt zu gut oder zu mies werden. Aber RA ist insofern anders, dass immer nur ein Paket zur selben Zeit gebildet wird, das wir anschließend noch versteigern. COLORETTO ist einfacher und direkter, das Zocken spielt eine größere Rolle.
Vermutlich war es Michael Schachts beste Autorenentscheidung, seinen Coloretto-Mechanismus Jahre später auf ein größeres Spiel zu übertragen. ZOOLORETTO machte aus dem abstrakten Kartenspiel COLORETTO ein thematisches Brettspiel und wurde 2007 zum Spiel des Jahres gewählt. Aber so nett und sympathisch und so thematisch gelungen ZOOLORETTO auch sein mag: Tatsächlich hat mir der pure Mechanismus wie in COLORETTO immer am besten gefallen. Und deswegen sage ich auch nicht „Zooloretto-Mechanismus“.
- Vor 20 Jahren (123): Mitternachtsparty
- Vor 20 Jahren (125): Löwenherz
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