Mittwoch, 8. März 2023

Vor 20 Jahren (123): Mitternachtsparty

Ja, ich weiß, MITTERNACHTSPARTY ist schon älter als 20 Jahre. Es stammt aus dem Jahr 1989, und das ist – ich hatte Matheleistungskurs, deswegen lege ich an dieser Stelle meine Hand ins Feuer – noch eine ganze Ecke länger her. Aber es gibt – ich weiß nicht, ob ich hier für alle Spieler:innen sprechen kann oder nur für mich – eben ein paar Spiele, die man aus irgendwelchen Gründen nie spielt, obwohl sie eigentlich zum absolut klassischen Kanon gehören.

CLUEDO wäre noch so ein Beispiel aus meiner Spielerbiografie. Natürlich wusste ich allein schon vom Hörensagen, worum es da geht und was mich erwartet. Vielleicht hätte ich sogar mehr oder weniger die Regeln aus dem Stegreif erklären können, ohne sie je gelesen zu haben. Aber meine erste und einzige CLUEDO-Partie ist tatsächlich noch nicht einmal zehn Jahre her.

2003 also MITTERNACHTSPARTY. Es war damals nicht neu, aber es kam neu bei Amigo heraus. Und weil ich für viele Tageszeitungen schrieb, erschien mir das Spiel sehr relevant für meine Kolumnen und ich bat um Bemusterung. – Gute Idee. Nein, sogar sehr gute Idee! Denn obwohl ich ziemlich genau zu wissen glaubte, worum es da ging und was mich erwartete, war es sehr erhellend, mein Theoriewissen praktisch zu überprüfen. MITTERNACHTSPARTY hatte ich als lustig und unterhaltsam vermutet. Aber es war dann sogar noch lustiger und noch unterhaltsamer.

MITTERNACHTSPARTY ist ein Wettrennen, allerdings zu verschiedenen Orten. Oder besser: Ein „Davonrennen“, falls es diese Gattung gibt. Unsere Spielfiguren drehen auf einer hochherrschaftlichen Galerie ihre Runden, und irgendwann, früher oder später und gesteuert durch unseren Würfel, reiht sich ein Gespenst in den Rundkurs ein und fängt eine Figur nach der anderen, die dafür Minuspunkte kassiert.

Rettung findet nur, wer sich in einen der umliegenden Räume hineinwürfelt. Bevor es zu spät ist. Denn natürlich schließt jede:r sofort hinter sich die Tür ab und sperrt die anderen aus. Das ist vom Sozialverhalten her das Allerletzte. Aber man folgt ja nur den Anweisungen der Spielregel, und außerdem macht es riesigen Spaß, sich im sicheren Versteck daran zu ergötzen, wie die anderen in heller Panik über die Gänge rennen. Hahaha!

Selbst in einer Runde, die üblicherweise nur die schweren Brocken spielte und sich dabei nichts schenkte, spielten wir gerne nach sehr langem Kauen an einem dieser Brocken noch MITTERNACHTSPARTY. Sozusagen als unsere Mitternachtspartie. Und -party. Meist brachte das die Stimmung nach vorn. Und erst nachträglich kommt mir der Gedanke: Wenn sich am Ende des Abends als wesentliches Spielziel herausstellt, anderen eins auszuwischen: Warum haben wir den ganzen komplizierten Kram davor nicht einfach weggelassen?


1 Kommentare:

Andrea Krutsche hat gesagt…

Oh ja, Mitternachtsparty geht immer. Ich kann es mir nicht verkneifen zu erwähnen, dass Hugo, das Schlossgespenst, in unserer Familie "Udo" genannt wird (die damals kaum dreijährige Nichte hat ihn so betitelt).

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