Freitag, 3. März 2023

Akropolis

Ich bin noch die Auflösung schuldig: Ja, tatsächlich hat das Murmeltier seinen Schatten gesehen. Wirklich schade, aber man kann es ja nicht ändern.

Wie geht AKROPOLIS? Meine Akropolis soll besser sein als deine. Wir bauen mit Legeteilen, die aus jeweils drei Sechseckfeldern bestehen. Wer am Zug ist, wählt ein Teil aus der Auslage. Das vorderste ist kostenlos, für weiter hinten in der Schlange liegende muss mit Steinen bezahlt werden.
Das erworbene Teil lege ich entweder an meine Fläche an oder ich baue in die Höhe. Überdecke ich dabei weiße Felder (Steinbrüche), erhalte ich je einen Stein. Farbige Felder zu überbauen, ist eher nicht so ratsam, denn sie bringen am Schluss die Punkte. Wobei jedes Feld in der zweiten Ebene wie zwei zählt, jedes in der dritten wie drei und so weiter. In die Höhe zu bauen, lohnt sich also.
Damit die Farbfelder punkten, muss ich allerdings noch zwei Dinge beachten: 1. Jede Farbe hat ihre eigene Regel, wie sie wertet. Bei Blau beispielsweise zählt nur meine größte zusammenhängende Fläche; bei Rot zählen nur Teile, die am Rand meiner Akropolis liegen. Und 2. Meine Punktzahl ergibt sich als Multiplikation aus den gültigen Teilen mit gleichfarbigen Sternen. Wo sich die Sterne in meiner Stadt befinden, ist egal. Entscheidend ist nur, dass ich möglichst viele davon herangeschafft habe.


Was passiert? Anders als man es gemeinhin kennt, wird die Auslage nicht sofort nach jedem Zug um ein Teil ergänzt. Sondern die Teile kommen portionsweise immer dann, wenn alles bis auf eins abverkauft ist. Das verkürzt einerseits Überlegungen und Wartezeiten, denn manchmal sind es nur noch zwei Teile, zwischen denen ich zu wählen habe. Andererseits erhöht dies auch die Schicksalhaftigkeit.
Denn: In Spielen mit vergleichbarem Marktmechanismus liegen neue Teile zunächst auf den teuren Plätzen und werden erst langsam billiger. In AKROPOLIS landet beim Nachlegen eins der neuen Teile sofort auf dem zweitbilligsten Platz. So kann es vorkommen, dass Spieler:innen die tollsten Schnäppchen quasi vor die Füße fallen und die interessantesten Teile schon weg sind, sobald jemand mit vielen Steinen (also Geld) an die Reihe kommt. Man kann sich trotz Geld seines Zugriffs nicht so sicher sein.
Spezialisierung ist der Schlüssel zum Erfolg. Mit einer Gemischtstrategie werden meist deutlich weniger Punkte erzielt. Schlecht wäre es natürlich trotzdem, sich ausgerechnet die Farbe als Sammelobjekt herauszupicken, die auch wer anders sammelt. Schlecht wäre es ebenso, andere Sterne als die der bevorzugten Sammelfarbe komplett zu ignorieren. Den einen oder anderen Stern sollte man den anderen auch mal wegschnappen.


Was taugt es? Der Versuch, mehreres unter einen Hut zu bringen, nämlich eine oder vielleicht auch zwei Farben massiv und inklusive der Sterne zu sammeln, die Teile punkteträchtig anzuordnen, schnell und mehrfach in die Höhe zu bauen und dabei möglichst nur Steinbrüche zu überdecken, macht Spaß.
AKROPOLIS ist ein flott gespieltes, schön gradliniges und deshalb unkompliziertes taktisches Legespiel. Große Spielkontrolle empfinde ich nicht. Der Erfolg ist davon abhängig, welche Teile wann und an welcher Stelle in den Markt kommen. Im Verhältnis zur Spieldauer ist das durchaus passend, auch wenn sich für mich der anfängliche Reiz nicht ganz gehalten hat. Das Vorgehen der Spieler:innen wiederholt sich auf Dauer, es entstehen Automatismen, AKROPOLIS wird gleichförmig, eben weil die Entscheidungsfreiheit in einigen Situationen nicht so groß ist.
Die nüchterne Optik mag zu meiner emotionalen Zurückhaltung beitragen. Schließlich macht eine Spielwelt, die man immer wieder gerne anschaut, oft den Unterschied zwischen dem, was man erneut auf den Tisch bringen möchte, und dem, was nicht.


**** solide

AKROPOLIS von Jules Messaud für zwei bis vier Spieler:innen, Gigamic / Kobold Spieleverlag.

1 Kommentare:

FL hat gesagt…

Hallo
Dieser Rezension stimme ich zu 100% zu.
Halte mich sehr gerne an Deine Einschätzung.
Danke

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