Einleitungen schreibe ich aus dem Effeff.
Wie geht FINDORFF? Wir bauen den Bremer Stadtteil Findorff. Ein Bauwerk darf ich errichten, wenn ich die jeweils erforderliche Menge an Geld und Baustoffen (Ziegel und Schienen) bezahle und die entsprechende Gebäudekarte entweder von meiner Hand spiele oder sie im allgemeinen Markt liegt.
Jedes Bauwerk bringt mir am Schluss 50 Punkte, was den Punktwert der eingesetzten Baustoffe und des Geldes deutlich übersteigt. Jedes Bauwerk bringt außerdem ein Einkommen. Alles spricht also fürs Bauen.
Mechanisch ist FINDORFF ein „Engine-Builder“. Auf meinem Firmentableau, das wie ein Rondell funktioniert, darf meine „Vorarbeiter“-Figur bis zu drei Felder weiterlaufen. Das erreichte Feld definiert die Aktion, die ich anschließend ausführe – anfangs nur einmal. Mit Plättchen, die ich in der Aktion „Einkauf“ erwerben darf oder als Belohnung bestimmter Bauwerke erhalte, werte ich Aktionen auf, um sie fortan zweimal, dreimal oder noch häufiger ausführen zu dürfen.
Das spart längerfristig Züge, was in einem Wettrennen wie FINDORFF unerlässlich ist. Allerdings verlangsamt der Aufbau meines Unternehmens meinen Start und verschlingt das anfangs noch knappe Geld. Und zu groß sollte mein Apparat ohnehin nicht werden; sonst läuft er erst an, wenn das Spiel schon fast vorbei ist.
Die Aktionen neben „Einkauf“ sind: Arbeitskräfte anheuern, Arbeitskräfte zur Produktion (von Torf, Ziegeln, Schienen) einsetzen sowie Rohstoffe verkaufen. Jede Umrundung meines Rondells löst außerdem eine Bürokratie-Phase aus. Anfangs bin ich darauf weniger erpicht, weil jedes Mal eine meiner Arbeitskräfte stirbt. Später, wenn meine Bauwerke regelmäßiges Einkommen generieren, das jetzt ausgezahlt wird, finde ich Bürokratie toll.
Was passiert? Da die meisten Aktionen schnell abgewickelt sind, hat FINDORFF einen schnellen Rhythmus. Bis zur Bürokratiephase. Da müssen einige Schritte durchlaufen werden, die nicht allen Mitspieler:innen einleuchten – Bürokratie eben –, weshalb ich in meinen Partien unzählige Male anmahnen musste, tatsächlich alles von A bis D so auszuführen, wie es in der Kurzübersicht auch angegeben ist.
Auch ist diese Phase mit viel Handling verbunden. Torf wird aus dem Torfmarkt entfernt, Schienen auf dem Spielplan platziert, Torf wieder in den Markt hineingelegt. Der Torfmarkt wirkt wie eine etwas zu sehr gewollte Reminiszenz an FUNKENSCHLAG, die in FINDORFF nicht so gut trägt, weil für kleine Torfpreis-Schwankungen viel Aufwand betrieben wird.
Neben dem planvollen Aufbau meines Unternehmens verlangt FINDORFF, aus meinen Bauwerk-Handkarten sowie den Karten im Markt strategisch die richtigen Schlüsse zu ziehen und das Spielende zu antizipieren, um die letzten Züge noch möglichst effektiv zu nutzen.
FINDORFF ist ein Wettrennen. In ihrer ersten Partie waren manche Mitspieler:innen überrascht, wie schnell es vorbei sein kann. Jeder Zug zählt, gerade auch am Anfang. Oft hatte ich den Eindruck, schon recht früh eingrenzen zu können, wer überhaupt noch Siegchancen hat. Allerdings hatte das nie etwas mit Glück zu tun, sondern mit zu geringer Fokussierung auf das Spielziel und auf Spieltempo. FINDORFF hat erkennbar eine Lernkurve.
Was taugt es? In FINDORFF steckt Lokalpatriotismus. Um die Atmosphäre und den Charme des Spiels wahrzunehmen, muss man dennoch nicht aus Bremen kommen. Schließlich spielte sich die Industrialisierung in anderen Städten ähnlich ab und wirkte sich ähnlich auf das Stadtbild aus. Die Illustrationen transportieren das sehr gut.
Vorgesehen ist, dass für jedes errichtete Bauwerk ein entsprechendes Plättchen herausgesucht und an der passenden Stelle auf den Plan gelegt werden soll. In jeder meiner Partien wurden Plättchen vergessen – und es ist vollkommen egal. Dass der Spielplan größtenteils dekorativen Zwecken dient, ist gewöhnungsbedürftig; ein Luxus, der letztlich aber nicht weiter stört.
FINDORFF ist spielerisch schlanker, als es der Materialaufwand erwarten ließe. Ein paar Variablen lassen sich von Partie zu Partie anders justieren, um das Ergebnis zu optimieren. Gleichwohl spielt FINDORFF in recht engen Bahnen, erzeugt kaum Reibung und bringt dem Genre wenig Neues. Ein sympathisches, aber kein spektakuläres Spiel.
**** solide
FINDORFF von Friedemann Friese für eine:n bis fünf Spieler:innen, 2F-Spiele.
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