Sonntag, 12. Februar 2023

Vor 20 Jahren (122): Die fiesen 10

2002, also vor 21 Jahren, hatte ich erstmals die Spielwarenmesse in Nürnberg besucht und hinterher beschlossen, nicht wieder hinzufahren. 2003 war ich deshalb natürlich wieder mit dabei. Man muss auch mal konsequent sein!

Gemeinsam mit Herbert Heller und Frank Kersten klapperte ich die Verlage ab; die anderen Fairplayer kamen an späteren Tagen oder blieben zu Hause. Aber zwei genügten schon, um bei manchen Verlagen die Gespräche in eine ganz bestimmte Richtung zu lenken: Immer wieder ging es um die Jury „Spiel des Jahres“. Ich weiß im Rückblick nicht mehr, ob es Herbert und Frank waren, die das Thema bei jeder Gelegenheit aufbrachten. Eher war es wohl so, dass allein das Auftauchen der als jurykritisch bekannten Redaktion ein Signal war, um sich endlich mal ein bisschen Frust von der Seele zu reden.

Ich machte dann große Ohren. Allerdings klang mir manches, was ich da hörte, ein bisschen nach Verschwörungstheorie. Beispielsweise war da ein Verlag, dessen Spiel aus dem Vorjahr ein krachender Flop gewesen war. Angeblich habe man 200 Rezensionsexemplare herausgegeben und etwa genauso viele Spiele dann auch verkauft. Und wer war schuld? Man ahnt es.

Es war nämlich so, dass der 2001 im Unfrieden bei Spiel des Jahres ausgeschiedene Michael Knopf redaktionell an dem Spiel mitgewirkt und die Anleitung verfasst hatte. Und in dieser Personalie wurde nun die Ursache gesehen, warum das Spiel bei Spiel des Jahres ohne Empfehlung geblieben war. Angeblich hätte man von Mitgliedern der Kritiker:innenjury sogar die deutliche Rückmeldung bekommen: „Am Spiel lag’s nicht!“

Ah ja. Ich weiß natürlich nicht, wer da damals was kommuniziert hatte. Und als Beobachter der Szene war ich auch gerne bereit, Jurykritik ernst zu nehmen. Allerdings hinterfrage ich auch meine Quellen. Und komisch fand ich, dass die für mich am meisten naheliegende Idee nicht in Betracht kam: Das Spiel war einfach nicht gut genug. Es war schlichtweg nur Mittelmaß. In meinen Runden jedenfalls hatte es niemandem sonderlich gefallen. Und wenn bei angeblich 200 Rezensionsmustern 200 Verkäufe herausspringen, wäre das etwas, was ich als Verlag mal in Ruhe analysieren würde. Aber das hatten sie ja anscheinend getan. Nur eben mit anderem Ergebnis.


1 Kommentare:

Kai Frederic hat gesagt…

Wie fies einen Kommentar zu schreiben bei dem man zu gerne mitdiskutieren würde, es aber nicht kann, weil (verständlicherweise) das Spiel nicht genannt wurde. Da steckt sicher eine Verschwörung dahinter, die zum Ziel hat, die Leser zu verwirren und die Spiel des Jahres Jury von jeglicher Kritik zu befreien! Jawohl!

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