Samstag, 14. August 2010

Als ich noch kein Spieler war (7): Avalanche

Liebe Kinder, aufgepasst: Dünne Plastikteile können leicht abbrechen! Ich musste diese Lektion ausgerechnet lernen, als ich mir bei meinem Cousin AVALANCHE ausgeliehen hatte. Und das war sehr, sehr peinlich.

Ich war so um die zehn Jahre alt und von AVALANCHE total fasziniert. Man warf Murmeln in die Schächte eines Apparats. Dort blieben sie an Wippen hängen. Andere Kugeln, in Nebenschächte geworfen, konnten die Kippmechanik der Blockade auslösen, daraufhin fiel die gefangene Murmel tiefer, blieb vielleicht woanders hängen oder löste die Wippe aus oder rauschte durch bis ins Auffangfach. Tolle Kettenreaktionen waren möglich.

Diese Mechanik allein war so spannend, dass ich gar keine weiteren Spielregeln erwartete und die Regeln deshalb auch nie las. Bei mir ging AVALANCHE so: Jeder kriegte eine Farbe. Folglich ging AVALANCHE höchstens zu dritt und das war irgendwie irritierend, zumal etwas ganz anderes auf der Schachtel stand. - Aber kriegte nicht in allen Spielen jeder immer eine Farbe?

Also weiter: Jeder kriegte eine Farbe. Wer dran war, warf eine seiner Kugeln ein. Und zwar so, dass möglichst viele herausfielen. Wer am Schluss die meisten Kugeln besaß, gewann. Warum dem Spiel bunte Pappkarten beilagen (die Aufgabenkarten), wunderte mich schon ein bisschen. Aber das ließ sich nicht klären - außer man hätte in die Regel geguckt. Und das musste ich ja nicht, weil ich bereits wusste, wie AVALANCHE geht.

Ein wirkliches Spiel war das nach meinen Regeln natürlich nicht mehr. Sondern ausschließlich ein Test, welches Kind das bessere mechanische Vorstellungsvermögen hat. Und das war ich, und deshalb war AVALANCHE nach meinen Regeln ja auch so super.

Einmal spielte ich mit einem Freund, der sonst kaum Schachtelspiele spielte. Er war mehr ein Freund zum Bäumeklettern oder Sandburgen-Bauen. Locker gewann ich also auch gegen ihn, weshalb er schnell den Spaß an der Sache verlor. Er wandelte AVALANCHE nach seinen Regeln ab, und die gingen folgendermaßen: Wir stopfen gleichzeitig so viele Kugeln wie möglich in die Öffnungen und gucken, was passiert.

Und es passierte etwas sehr, sehr Peinliches.

Verzweifelt habe ich versucht, die Wippe irgendwie zu reparieren oder wieder anzukleben, aber das ging nicht. Als ich das Spiel reumütig zurückgab, war mein Cousin glücklicherweise nicht zu Hause. Ich zeigte das Malheur meiner Tante und die sagte: „Ach, das merkt er doch gar nicht...!“ Und damit fühlte ich mich komplett rehabilitiert.

Übrigens merkte er es doch. Irgendwann später in meinem Beisein sagte er: „Wenn ich den erwische, der das gemacht hat...!“ Heldenhaft rettete ich das Leben meines Freundes, indem ich mir nichts anmerken ließ.

Tipp für Gefahrensucher: Genau so kriegt man AVALANCHE am besten kaputt: http://www.boardgamegeek.com/image/483408/avalanche?size=medium

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