Dienstag, 10. August 2010

Jaipur

Die Welt wird immer komplizierter, und ich weiß nicht, ob ich in meinem Alter mich noch daran gewöhnen werde. Früher war es so: Die brauchbaren Spiele für Zwei steckten in einer flachen quadratischen Schachtel.
Diese Zeiten sind vorbei. Und woran soll man die brauchbaren Spiele für Zwei jetzt erkennen? Gerade mir als Spielekritiker macht das große Sorgen.

Wie geht JAIPUR? Wir sammeln Warenkarten und verkaufen sie für Punktechips derselben Farbe. Jede Karte bringt einen Chip. Die Chips liegen absteigend sortiert in der Bank. Wer früher verkauft, bekommt den höheren. Wer viele Karten auf einmal verkauft (drei, vier oder fünf), bekommt einen lukrativen Bonus-Chip.
Wer am Zug ist, verkauft entweder eine Warensorte oder nimmt sich Karten aus dem offenen Markt. Dort liegen immer fünf. Nimmt man eine, wird als Ersatz eine neue vom Stapel hingelegt. Nimmt man mehrere, muss man im Tausch eigene Karten dafür hergeben. Dies können Warenkarten oder auch Kamelkarten sein. Kamelkarten werden nicht gegen Chips getauscht, sie dienen nur als Tauschobjekt, um schnell an viele Waren zu gelangen. Und weil der Markt auf diese Weise ruckzuck kamelverstopft ist, gibt es noch eine dritte Zugmöglichkeit: Man nimmt sämtliche Kamele. In diesem Fall werden die Lücken vom Nachziehstapel gefüllt.

Was passiert? Lange Serien zu sammeln ist grundsätzlich erstrebenswert. Doch gibt es a) ein Handkartenlimit und b) einen Gegenspieler. Dieser könnte schnell dieselbe Warensorte verkaufen. Damit verhindert er zwar nicht die Serie, greift aber schon mal die teuersten Chips ab.
JAIPUR wirkt in vielen Dingen sehr herkömmlich. Karte nehmen, die Bank füllt auf - Das hatten wir schon. Die Feinheiten zeigen sich dann beim Taktieren am Markt. Indem ich im richtigen Moment Waren gegen Kamele oder unattraktive Waren aus meiner Hand tausche, verhindere ich, dass neue Karten nachfließen. Wahrscheinlich muss jetzt der Mitspieler einen Zug machen, der mir frische Waren eröffnet. Bei der Frage, was dann vom Stapel in den Markt kommt, spielt natürlich das Glück eine gewichtige Rolle.

Was taugt es? JAIPUR ist nicht neuartig genug, um vollkommen zu begeistern. Doch es enthält genügend Eigenständiges und genügend unterhaltsame Momente, um als eines der netteren Zwei-Personen-Spiele der jüngsten Vergangenheit durchzugehen. An die goldenen Zeiten der flachen quadratischen Schachteln kann JAIPUR zwar nicht ganz anknüpfen: Aber es erinnert zumindest daran.

JAIPUR von Sébastien Pauchon für zwei Spieler, GameWorks.

3 Kommentare:

Sebastian hat gesagt…

Lieber Udo, du sprichst die "goldenen Zeiten der flachen quadratischen Schachteln" an. Wenngleich du an anderer Stelle schonmal darauf hingewiesen hast, dass dir die Erstellung von Top-Listen nicht liegt bzw. dich nicht reizt, wäre es möglich, dass du einige der Titel benennst, die aus deiner Sicht für die oben genannten goldenen Zeiten mitverantwortlich sind? Ich bin nämlich auf der Suche nach genau diesen "kleinen Spielen". Falls es zu neuere Spiele gibt, die in diese Kategorie fallen und zu empfehlen sind, interessieren sie mich natürlich auch sehr. Herzlichen Dank.

Udo Bartsch hat gesagt…

Lost Cities, Caesar & Cleopatra, Der Herr der Ringe Die Entscheidung, Sternenschiff Catan, Halali. Die Auflistung ist aber mit Vorsicht zu genießen. Einige dieser Spiele habe ich jahrelang nicht mehr gespielt. Vielleicht würde ich sie heute, nach all der Zeit, gar nicht mehr so toll finden. Neuere kleine Zweier-Spiele, die ich mag: Patchwork, 7 Wonders Duel, Bohnanza Das Duell, The Game Face To Face.

Sebastian hat gesagt…

Vielen Dank!

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