Das Spiel des Jahres war in meinem Prozess der Spielerwerdung weniger bedeutend als bei vielen anderen Menschen. Lange Zeit beachtete ich die Auszeichnung gar nicht und machte mir auch keine Gedanken darüber. Weder im Guten (ich besaß HASE UND IGEL und mochte es), noch im Schlechten (mein Cousin besaß FOCUS und ich mochte es nicht).
Das erste Spiel, bei dem ich bewusst und zeitnah zur Kenntnis nahm, dass es Spiel des Jahres geworden war, war BARBAROSSA UND DIE RÄTSELMEISTER. Zu diesem Zeitpunkt stand ich schon an der Schwelle zum Spieler und begann, mich gezielt über Spiele zu informieren. Wir spielten damals einige Male SCOTLAND YARD und jemand gab mir den Tipp, die letztjährigen Spiele des Jahres seien alle gut. Die solle ich mir ansehen.
Und was tut man, wenn man sich etwas ansehen will? Man verschenkt es, und zwar so, dass man selber Zugriff darauf hat. Der Freund, der als Nächster Geburtstag hatte, bekam DAMPFROSS und wir spielten mit ihm noch in derselben Nacht sämtliche Pläne durch.
Wir hatten einen anderen Freund, der zum Spielen immer besonders überredet werden musste. Und wenn schon, dann favorisierte er auch noch ausgerechnet TRIVIAL PURSUIT.
Doch ein Mal, ein einziges Mal, kriegten wir ihn zu einer Partie SCOTLAND YARD. Er war Mister X, wir beiden anderen spielten je zwei Detektive. Damals hatten wir noch nicht so viel Erfahrung mit dem Spiel. Erst später fanden wir heraus, wie die Detektive ihr Vorgehen koordinieren müssen, damit Mister X gegen vier von ihnen praktisch chancenlos ist.
Nun jedoch irrten wir durch London, um nach der Hälfte der vorgesehenen Runden festzustellen, dass wir unsere hochwertigen Tickets schon komplett verschleudert hatten. Wir wollten aufgeben und neu beginnen. Aber damit kamen wir nicht durch. Nachdem unser Freund sich zu dieser Partie gnädig herabgelassen hatte, wollte er sie auch ordnungsgemäß und regelkonform zu Ende bringen.
Wir erklärten ihm, wie sinnlos das sei. Und wiesen auf dem Spielbrett nach, wie und wohin er ziehen müsse, um die Detektive ein für alle Mal abzuschütteln. Aber er wollte nicht hören. Nachdem wir zuerst ihn gezwungen hatten, zwang er nun uns.
Lustlos und unter Klagelauten unternahmen wir irgendwelche absurden Taxifahrten. Egal wohin. Hauptsache, dieses Spiel ging schnell vorbei. Und das tat es. Denn plötzlich fing Mister X beschämt zu kichern an: „Oh Scheiße, ihr habt mich!“
- Was war: Als ich noch kein Spieler war (15): Trivial Pursuit
- Was kommt: Als ich noch kein Spieler war (17): Risiko
- So ging es los: Als ich noch kein Spieler war (1): Jag und schlag
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Aufklärung über den Datenschutz
Wenn Sie einen Kommentar abgeben, werden Ihre eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie beispielsweise Ihre IP-Adresse) an den Google-Server übermittelt. Mit dem Absenden Ihres Kommentars erklären Sie sich mit der Aufzeichnung Ihrer angegebenen Daten einverstanden. Auf Wunsch können Sie Ihre Kommentare wieder löschen lassen. Bitte beachten Sie unsere darüber hinaus geltenden Datenschutzbestimmungen sowie die Datenschutzerklärung von Google.