Ja, das ist nicht sonderlich abwechslungsreich. Aber ich muss schon wieder auf den Spieleschrank meines älteren Cousins zu sprechen kommen. (Übrigens haben mein Cousin und meine Cousine mit ihren Schallplattensammlungen auch meinen Musikgeschmack sehr beeinflusst. Darauf werde ich demnächst etwas ausführlicher in einer zweihundertachtundvierzigteiligen Serie eingehen. Ist das nicht schön?)
Da ich als Kind Spiele mit Geld besonders mochte (wie man sieht, haben sich meine Vorlieben bis heute kaum verändert, nur dass ich Spiele und Geld inzwischen voneinander getrennt bevorzuge), war einer meiner Favoriten im Spieleschrank meines Cousins ZAHLTAG. Dieses Spiel liebte ich auch wegen seiner Grafik. Dass die Spielfelder wie die Blätter eines Abrisskalenders gestaltet waren, fand ich spektakulär. Ich liebte es, vor dem Briefträger zu zittern, weil er womöglich wieder Rechnungen brachte. Und meine Lieblingsantiquität war die Schrumpfkopfsammlung.
Nun wird der aufmerksame Leser jedoch bemerkt haben, dass das Kapitel gar nicht ZAHLTAG, sondern PLAYBOSS heißt. Und selbstverständlich: Auch PLAYBOSS stand im Schrank meines Cousins. Doch es dauerte lange und bedurfte guten Zuredens, bis ich mich an dieses Spiel herantraute. Das Cover mit Telefon und Zeitungen sprach mich überhaupt nicht an. Ich telefonierte damals nicht gern und ich las auch keine Zeitungen. Und der Rundkurs auf dem Spielplan war völlig seltsam: Auf den bunten Feldern stand nichts drauf! Wie sollte das Spiel funktionieren?!
Erst als ich dann im fortgeschrittenen RISIKO-Alter war, entwickelte sich PLAYBOSS zu einer Dauerleihgabe. Wir spielten es in großer Runde, zu fünft, zu sechst, zu siebt, zu acht. Und wir spielten endlos. Dass einige Spieler stundenlang chancenlos hinterherhinkten und ein Dasein als Rohstoffzwischenhändler fristeten, gehörte dazu und wurde hingenommen.
Schließlich kaufte ich mir sogar mein eigenes PLAYBOSS, aber das war mehr ein Versehen. Mit einem Freund fuhr ich in die große Stadt Hannover und dort landeten wir im legendären Spieleladen Am Schwarzen Bär. Das war einer dieser Läden, von denen es heute nur noch sehr wenige oder vielleicht auch keinen einzigen mehr gibt: Spielregale an allen Wänden bis an die Decke; im Verkaufsraum von jedem Spiel nur ein einziges, aber geöffnetes Exemplar zum Hineingucken und sofortigen Ausprobieren.
Das war alles sooo viel und es war sooo fremd. Ich hatte keinen Plan, nach was ich eigentlich stöbern sollte. Doch auf keinen Fall wollte ich diese Schatzhöhle verlassen, ohne etwas gekauft zu haben. Bloß was? Weil ich nicht wusste, was ein Profi in solchen Situationen kauft, wählte ich eines der herkömmlichsten Spiele, die es dort überhaupt gab: PLAYBOSS.
Chance vertan. Ich war wohl noch weit genug, um ein richtiger Spieler zu werden. Aber es würde nicht mehr lange dauern... Schließlich muss diese Serie ja auch irgendwann mal enden.
- Was war: Als ich noch kein Spieler war (17): Risiko
- Was kommt: Als ich noch kein Spieler war (19): Diplomacy
- So ging es los: Als ich noch kein Spieler war (1): Jag und schlag
1 Kommentare:
Also nicht weit von Hannover gibt es einen solchen Spieleladen noch: Da ich mit RezensionenfürMelonen äh Millionen nichts zu tun habe, kann ich ja mal fleissig Werbung machen: Das Spielbrett in Hildesheim hat alle Spiele zum ausprobieren geöffnet bereitstehen!
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