Sonntag, 22. Juli 2012

The City

Ich überlege gerade, was ich Kluges zum Thema „Stadt“ schreiben könnte. Aber einem Hannoveraner traut man da vermutlich sowieso keine Kompetenzen zu. Dabei ist hier ganz schön was los. Man sagt, wir haben die größte Kiosk-Dichte Deutschlands. Und wem das nicht imponiert, weil er vielleicht nicht so gerne auf der Straße pichelt (hier allerdings ist das Volkssport), dem empfehle ich direkt ums Eck den „Pub Polska Non Stop“ mit seinen täglich wechselnden Angeboten: „Schnaps 1€“ zum Beispiel lässt Gourmets und Sparfüchse im Gleichtakt mit der Zunge schnalzen.
Vor ein paar Tagen sind hier fünf Affen aus ihrem Zoo-Gehege ausgebrochen, am Mittwoch wurde im Stadtteil eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gesprengt, und vorgestern fand man nur drei Straßen weiter eine Frauenleiche in einem Pappkarton. Ich finde das alles sehr urban.

Aber zurück zum Thema:
Wie geht THE CITY? Jeder baut seine Stadt. Dazu besitzen wir Karten (anfangs fünf, später maximal zwölf). Simultan und geheim wählt jeder eine, die er bauen möchte. Das kostet als Bezahlung eine oder mehrere andere Handkarten, die dann abgeworfen werden. Die gebauten Karten bringen jede Runde einen Ertrag: a) Siegpunkte, die notiert werden, b) Einkommen, das man in Form von Karten auf die Hand nimmt. Sobald jemand 50 Punkte erreicht oder überschreitet, endet THE CITY. Wer am meisten Punkte hat, ist der beste Stadtplaner. Der beste Stadtplaner wiederum ist ein toller Hecht. Und tolle Hechte gewinnen natürlich.

Was passiert? In der ersten Partie ist man sehr überrascht, wie schnell THE CITY doch geht. Irritierte Fragen tauchen auf: Haben wir alles richtig gemacht? Zählen die Siegpunkte aller Karten tatsächlich jede Runde erneut? Geht es bis 50 Punkte insgesamt oder bis 50 Punkte pro Runde? Man studiert noch einmal die Regel, und... ja, alles war korrekt! THE CITY dauert wirklich nur so um die acht Runden. Etwa acht Mal wählt man eine Karte aus, notiert Punkte, zieht Karten nach. Fertig. THE CITY ist ein 15-Minuten-Spiel.
Und für ein 15-Minuten-Spiel besitzt es erstaunlich viele Wege zum Sieg. Man kann gleiche Symbole sammeln, die sich aufsummieren und für immer höhere Ausschüttungen sorgen. Man kann auf bestimmte Gebäudekombinationen abzielen, die sich gegenseitig hübsch befruchten. Natürlich hängt der Erfolg auch vom Glück ab, im richtigen Moment die passenden Karten nachzuziehen.
Allerdings fühlt sich THE CITY auch fleischlos und solitär an. Durchaus gibt es ein paar Gebäude, die sich auf Gebäude anderer Spieler beziehen. Aber im Wesentlichen spule ich für mich ein Programm herunter. Ich lege mich aufgrund meiner Blätter der ersten Runden auf einen Schwerpunkt fest und versuche, diese Spielweise durchzuziehen.

Was taugt es? Es bleibt ein zwiespältiges Gefühl: Auf der einen Seite: Ja, es steckt mehr drin, als man es einem solch kleinen und solch kurzen Kartenspiel zugetraut hätte. Auf der anderen Seite: Na ja, so richtig doller Spielspaß entsteht trotzdem nicht. Ich glaube, wenn mehrere Leute am Tisch simultan Patiencen legen, dürfte eine ähnliche Stimmung aufkommen.

THE CITY von Tom Lehmann für zwei bis fünf Spieler, Amigo.

1 Kommentare:

Andi hat gesagt…

Ich finde das auch alles sehr urban!

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