Der Reiz kleiner Spiele ist unter anderem ihr geringer Aufwand: Würfel raus, Stifte raus, Block raus! – Los geht’s!
Und warum sollte man sich das nicht mal als Vorbild für Rezensionen nehmen? Kein langes Gequatsche vorweg. Los geht’s!
Wie geht NOCH MAL? Reihum einer würfelt drei Farb- und drei Zahlenwürfel, alle kreuzen auf ihrem Blatt Felder an. Hierzu kombiniert man je einen Farb- und einen Zahlenwürfel, was beispielsweise eine rote Vier ergibt. Die besagt, dass ich exakt vier Kreuze auf rote Felder setze. Sie müssen zusammenhängen, und ich darf keine Augen verfallen lassen. Generell müssen meine Kreuze entweder in der Start-Spalte beginnen oder an vorhandene Kreuze angrenzen. Damit nicht jeder dieselbe Kombination bildet, wählt der Würfler aus allen sechs Würfeln, die anderen Spieler nur aus den übrigen vier.
Punkte gibt es für vollständig (und möglichst schnell) angekreuzte Spalten und Farben. Nicht weggekreuzte Sternfelder zählen minus. Übrig gebliebene Joker wiederum zählen plus.
Joker? Jeder Würfel hat eine Jokerseite, die freie Farb- bzw. Zahlenwahl erlaubt. Allerdings muss dafür eins der acht Jokersymbole auf dem Formular abgekreuzt werden, was zweierlei bedeutet: erstens ein Punkt weniger, zweitens ist es nach acht Jokern mit der schönen Wahlmöglichkeit vorbei.
Was passiert? In der durchaus berechtigten Annahme, jedes Kreuz sei ein gutes Kreuz, kreuzen Anfänger gerne so viel ab, wie irgend möglich. Und stellen im Finale fest, dass sie nur noch Einsen oder Zweien gebrauchen können und auch keine Joker mehr haben. Spielen alle so, wird es zum Schluss zäh, weil nur noch wenige Würfe passen.
Aber man lernt ja. Bald konkurriert die Strategie des Joker-sparenden, geduldigen Aufbaus mit der Strategie des schnellen Beendens (wofür ein Spieler zwei Farben komplett angekreuzt haben muss). Zugegeben, der Begriff „Strategie“ ist bei einem glückslastigen Würfelspiel etwas überheblich gewählt, nennen wir es also „Plan“. Nur bei kleinerer Spielerzahl hat das geduldige Spiel gleiche Aussicht auf Erfolg, weshalb ich NOCH MAL! am liebsten nur mit bis zu vier Spielern spiele. Darüber fühlt es sich recht chaotisch und unkontrollierbar an (wobei der Begriff „Kontrolle“ bei einem glückslastigen Würfelspiel …).
Das auf der Schachtel besonders gepriesene Zwei-Personen-Spiel empfinde ich eher als Schwäche von NOCH MAL, was am Aufbau des Ankreuzblocks liegt. Ich halte die Ausdehnung nach rechts für einfacher. Wenn sich im Dreierspiel zwei Spieler nach rechts ausdehnen und der Dritte nach links, gleicht sich das schon aus, und bei noch mehr Spielern sind solche Überlegungen völlig egal.
Was taugt es? NOCH MAL! Ist nicht so intuitiv und einfach, wie man es als Vielspieler vielleicht denken mag. Wenn ich das Spiel Leuten beibringen will, muss ich ziemlich viele Details erklären und erlebe danach immer noch etliche Regelfehler.
Aber das eventuelle Falschspielen zerstört nicht den Spielspaß. NOCH MAL ist immer noch im Gebrauch, wird immer noch nachgefragt, und ich selber werde auch nicht müde, weitere Runden zu spielen. Einfach um zu sehen, ob sich meine „Strategie“ diesmal durchsetzt oder ob man es vielleicht doch mal ganz anders spielen sollte.
Man muss nicht weit vorausdenken und hat beim Ankreuzen dennoch das Gefühl, relevante Entscheidungen zu treffen. Auch als Würfler, indem man seine Würfel taktisch so wählt, dass den anderen Spielern schlechte Optionen bleiben.
Wenn man Spiele nicht sofort rezensiert, ist das meistens schlecht. 1. interessiert sich dann kein Mensch mehr für den Text, weshalb ich mir 2. oft gar nicht mehr die Mühe mache und lieber ein neueres Spiel bespreche. In diesem Fall aber war es gut, denn in den ersten Wochen und Monaten wäre meine Wertung bei „solide“ hängen geblieben, weil das Mitbenutzen des Würfelwurfs anderer Mitspieler mittlerweile nicht mehr ganz so originell ist. Erst das heutige Wissen, dass ich NOCH MAL immer noch spiele und dass die Farbschwächen des Wertungsblocks aus der ersten Auflage behoben wurden, hebt NOCH MAL für mich noch mal eine Stufe höher.
NOCH MAL! von Inka und Markus Brand für einen bis sechs Spieler, Schmidt.
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Aufklärung über den Datenschutz
Wenn Sie einen Kommentar abgeben, werden Ihre eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie beispielsweise Ihre IP-Adresse) an den Google-Server übermittelt. Mit dem Absenden Ihres Kommentars erklären Sie sich mit der Aufzeichnung Ihrer angegebenen Daten einverstanden. Auf Wunsch können Sie Ihre Kommentare wieder löschen lassen. Bitte beachten Sie unsere darüber hinaus geltenden Datenschutzbestimmungen sowie die Datenschutzerklärung von Google.