Ich war schon immer Spieler. Aber so richtig Spieler wurde ich erst, nachdem ich die coolen Spiele kennenlernte. Also andere als RISIKO, PLAYBOSS, DIPLOMACY, von denen ich bis dahin bloß dachte, sie seien cool.
Das erste coole Spiel, das mich erkennen ließ, welch falsches Leben ich führe, wenn ich in großen Kaufhäusern nach Spielen stöbere, war KREML. Denn KREML und Ähnliches gab es natürlich nicht in großen Kaufhäusern. Sondern im legendären „Der Spieleladen“ am Schwarzen Bären. Der wurde, als ich 1987 in Hannover zu studieren begann, immer häufiger mein Anlaufpunkt.
Man kann es Zufall nennen oder Vorhersehung, aber der Laden lag an derselben U-Bahn-Linie wie die Landesbibliothek. Man musste lediglich das Aussteigen verpennen oder sich im entscheidenden Moment zu schwach fühlen – eine Station weiter war man schon am Ziel … ähm, ich meine natürlich am Laden, also allenfalls am unterbewussten Sekundärziel.
In diesem Laden gab es ungefähr alles, was es damals geben konnte. Kleinverlage, Kleinstverlage und Importware. Und alle Spiele geöffnet. Man konnte reingucken und staunen, und so habe ich viele seinerzeit hochgehandelte Spiele von innen gesehen (aus Faszinationsgründen auch mehrmals), lange bevor ich sie jemals gespielt habe. Oder auch ohne sie jemals zu spielen.
Zeitweilig hing ich so oft in dem Laden ab, dass ich mich befugt fühlte, andere Kunden bei ihrem Einkauf zu beraten oder mich mit Leuten dort zum Spielen zu verabreden. Ich entdeckte hier Spielezeitschriften und abonnierte die spielbox und – auf Anraten des Ladenbesitzers – die Fairplay. Und ich kaufte natürlich ein. Es war einfach großartig (aber seinerzeit normal), dass man, wenn man soeben BILLABONG oder TITAN kennengelernt hatte, spontan losmarschieren und sich das Spiel kaufen konnte und es dann sofort in Händen hielt. Lechz!
Warum ich das alles erzähle? Erstens natürlich weil früher alles besser war. Zweitens weil vor genau 20 Jahren dieser tolle Laden schloss. Die Miete sollte – so hörte ich – drastisch erhöht werden, weil der Vermieter wohl meinte, aus seiner Immobilie mehr herauspressen zu können. Was offenbar aber ein Irrtum war. Gefühlt fünfzehn der letzten zwanzig Jahre stand die Ladenfläche nun leer.
Die vielen Jahre vor der Ladenschließung waren mein Glück. Durch den Spieleladen bekam ich einen überwältigenden optischen Eindruck, was es an Spielen alles gab: Moskito, Hans im Glück, franjos, Doris & Frank, Fata Morgana, White Wind … Und obwohl ich niemals Mitglied der internen Ladenspielerunde werden durfte – was ich, wie man an meiner häufigen Erwähnung dieses Umstands vielleicht ablesen kann, bis heute nicht verwunden habe –, konnte ich in den 90ern dank freundlicher Leihgaben die ganzen Neuheiten gezielt durchspielen.
Ohne diesen Spieleladen wäre ich womöglich niemals der Spielemaniac geworden, der ich heute bin. Nicht auszudenken, vielleicht wäre ich jetzt Lehrer oder so etwas. Danke, Spieleladen! Danke!
- Vor 20 Jahren (63): Elfenland
- Vor 20 Jahren (65): Filthy rich
1 Kommentare:
Ach du meine Güte, ist der Laden wirklich schon seit 20 Jahren zu? Dann war ich wahrscheinlich der Zweite, der Kreml dort gekauft hat, die alte und ursprüngliche Version... Alles dünne Pappe, winzige Marker und eine Spielregel, die man erst 30 Minuten zusammen durchgehen musste, um überhaupt starten zu können. Aber die drei Spiele in unterschiedlichen Runden waren genial. Hab's noch im Keller... aber wem soll man DAS Thema heute noch nahe bringen :)
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