Auch beim „Tag der Brettspielkritik“ habe ich leider nicht gelernt, wie man Einleitungen schreibt.
Wie geht SENATORS? Wer am Schluss die meisten Senatoren hat, gewinnt. Senatoren kauft man für Geld, also braucht man Geld. Geld wiederum verdient man mit dem Einlösen von Warenkartensets (drei gleiche Zahlen oder drei einer Farbe oder am besten: drei aufeinanderfolgende Werte einer Farbe), also sammelt man tunlichst Karten.
Bin ich am Zug, wähle ich eine von drei Aktionsmöglichkeiten, zum Beispiel das Versteigern. Vier Karten aus dem Vorrat stehen nun zum Verkauf. Reihum machen die Spieler Gebote. Ich entscheide, ob der Höchstbietende kaufen darf (und mir das Geld zahlt) oder ob ich selber kaufe und das Geld dem Höchstbietenden zahle.
Irgendwann habe ich Sets und wähle dann wohl die zweite Aktionsmöglichkeit: Einlösen. Ich gebe Sets ab und / oder kaufe Senatoren.
Und dass SENATORS ein hinterlistiges Spiel ist, lehrt Möglichkeit drei: das Erpressen. Reihum mache ich jedem Spieler ein Gebot für eine seiner Karten. Entweder er verkauft sie mir zu diesem Betrag oder er zahlt mich aus und darf die Karte gnädigerweise behalten.
Was passiert? Besonders amüsant ist es, Mitspieler auf dem falschen Fuß zu erwischen. Gerade haben sie teuer ihre ultimative Wunschkarte erworben, hatten aber noch keine Gelegenheit zum Einzulösen. Mit der Drohung, das kostbare Set zu zerstören, kann man diesen Opfern noch mal prächtig Geld aus der Nase ziehen – oder tatsächlich das Set zerstören.
SENATORS ist hart und ungerecht. Wer am Boden liegt, kriegt gerne noch mal extra einen drauf. Mit Erfahrung lernt man, vorsichtiger zu spielen und sich nicht allzu angreifbar zu machen. Doch um zu gewinnen, muss man die sichere Deckung irgendwann verlassen. Denn SENATORS endet plötzlich.
Vor jedem Spielerzug wird immer eine Ereigniskarte aufgedeckt. Fünfmal ist der „Krieg“ im Stapel und der vierte von ihnen beendet das Spiel sofort. Und wer jetzt nicht die meisten Senatoren hat, gewinnt auch nicht. Es gibt keine Schlusswertung, es geht nicht um Senatoren, die man mittels wertvoller Karten oder großer Bargeldreserven hätte kaufen können oder wollen.
SENATORS verteilt Glück und Pech sehr großzügig. Glück: Man hat schnell ein wertvolles Set beisammen. Pech: Man hat angefangen, Oliven und Eisen zu sammeln und genau diese Karten tauchen nicht mehr auf. Glück: Man hat gerade Senatoren gekauft und prompt schüttet ein Ereignis eine Belohnung für Spieler mit vielen Senatoren aus. Pech: Man hat gerade Joker gekauft und prompt eliminiert ein Ereignis sämtliche Jokerkarten.
Allein schon der Zufall, wann SENATORS endet, kann Planungen und Bemühungen zunichtemachen. Um zu gewinnen, genügt es, nur einen kurzen Moment der Führende zu sein: beim Aufdecken des vierten Krieges. Dass der nächste Spieler in seinem Zug die Führung übernommen hätte, ist für die weitere Geschichtsschreibung vollkommen egal.
SENATORS beinhaltet also eine Menge Schicksal – aber eben auch jede Menge Thrill. Die Fallen und Gemeinheiten und die Möglichkeit, anderen Spielern direkt zu schaden, erzeugen ein besonders intensives Spielgefühl. Man bibbert mit. Jede Entscheidung erscheint wichtig. Jede Entscheidung kann nach hinten losgehen. Und hoffentlich hat noch keiner geschnallt, dass man hinterm Sichtschirm fast gar kein Geld mehr besitzt!
Dennoch gleitet SENATORS nicht in Willkür ab. Dass man Einfluss besitzt, zeigt sich schon daran, dass Anfänger fast immer Kanonenfutter sind. Es hilft, zu verfolgen, welche Karten andere Spieler sammeln. Wichtig ist zudem das Timing für die richtige Aktion zum richtigen Zeitpunkt. Und natürlich erfordert SENATORS als Versteigerungsspiel auch ein Gespür für das passende Gebot. Und okay: Glück braucht man auch.
Was taugt es? SENATORS erzeugt mit einfachen Mitteln zahlreiche Dilemmata und positive wie negative Emotionen. SENATORS fühlt sich deshalb besonders intensiv an. Wie man heutzutage so schön sagt: Es macht etwas mit einem. Einen ärgern zum Beispiel.
***** reizvoll
SENATORS von Haig Tahta und Rikki Tahta für drei bis fünf Spieler, Ferti.
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