Das Cover von REYKHOLT macht alles richtig: Es sieht wunderschön idyllisch aus, und als Autor steht Uwe Rosenberg drauf.
Wie geht REYKHOLT? REYKHOLT erinnert an VOR DEN TOREN VON LOYANG, ist aber deutlich einfacher. Es gewinnt, wer auf einer Skala am weitesten kommt. Um vorangehen zu dürfen, muss man vorgegebene Mengen gleicher Waren bezahlen, für den ersten Schritt eine Tomate, für den zweiten Schritt einen Salat usw. bis hin zu sechs Möhren für den (hypothetischen) 30. Schritt.
Tückisch ist, dass die Waren zugleich als Saatgut dienen. Ich erwerbe im Laufe des Spiels Gewächshäuser mit mehreren Beeten. Wenn ich aussäe, platziere ich auf einem leeren Beet ein Saatgut, die übrigen Beete füllt die Bank für mich auf. Am Ende jedes Durchgangs ernte ich aus jedem Gewächshaus eine Pflanze.
Das ist ein langsamer Vorgang, insbesondere wenn ich mittlerweile im schmerzhafteren Bereich der Abgabe-Skala angekommen bin, wo jeder Schritt drei oder vier gleiche Waren kostet.
Beschleunigend können meine Arbeiter eingreifen. Jeder Spieler hat drei. Und mit ihnen spielt man ein klassisches Arbeiter-Einsetzspiel auf 24 Einsetz-Feldern. Man bekommt Saatgut. Oder Gewächshäuser. Oder Saat-Aktionen. Oder Ernte-Aktionen außer der Reihe. Oder man erwirbt Spezialfähigkeiten, die für den Rest des Spiels gelten.
Was passiert? In REYKHOLT geht es um die richtige Balance. Ich will Waren produzieren und ausgeben, um so viele Schritte wie möglich zu machen. Aber ich muss haushalten. Spiele ich mich bei einer Sorte blank – in bestimmten Situationen kann das sinnvoll sein –, kostet es mich eine Arbeiteraktion, überhaupt wieder an Saatgut zu gelangen.
Das ist stimmig und logisch und die Abläufe sind gut überschaubar. Weniger überschaubar ist allerdings das Spielbrett. Trotz nachvollziehbarer Symbolsprache lassen sich die vielen optischen Informationen kaum erfassen. Anfänger irren auf dem ungeordneten Spielplan herum und müssen sich bei jedem einzelnen Feld wieder und wieder die Texte durchlesen, um zu verstehen, was sie dort tun können.
Diese Hürde lässt sich nehmen. Was dennoch bleibt, ist ein streng mathematisches Spielgefühl. REYKHOLT fühlt sich an, als würde ich ein Programm durchlaufen. Und ich habe den Eindruck, dass ein Computer den perfekten Zug viel besser ausrechnen könnte als ich.
Anders als bei zum Beispiel AGRICOLA, wo man auf bestimmte Aktionen giert, weil sich vielleicht neun Holz angesammelt haben, ist REYKHOLT eher ein Spiel kleiner, unauffälliger Vorteile. Beispielsweise besagt eins der Felder, dass ich mindestens dreimal aussäen darf. Was zweifellos besser ist, als nur einmal oder zweimal auszusäen. Und bin ich in der glücklichen Lage, dass niemand außer mir drei leere Gewächshäuser zum Aussäen hat, kann ich die Sache prima aussitzen und erst mal was anderes machen. Trotzdem wird kein Spieler total abgehängt: Erstens weil immer genügend sinnvolle Einsetzfelder für alle da sind, zweitens weil die Schritte auf der Skala immer teurer werden, was die Führenden bremst.
Was taugt es? Das Cover und das schöne Material täuschen: REYKHOLT versetzt in keine Idylle, sondern ist ein Spiel für Rechner und Optimierer. Weil es sehr auf den mathematischen Kern von Vermehrung und Abgabe reduziert ist, hat es nicht die Wärme und die Anziehungskraft anderer Rosenberg-Arbeiter-Spiele.
*** mäßig
REYKHOLT von Uwe Rosenberg für einen bis vier Spieler, Frosted Games.
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