Mittwoch, 25. September 2019

Bring mich nicht mit (28): Sumo Slam!

Sommerferien sind klassischerweise die Zeit für kleine Mitbringspiele. Aber mittlerweile sind ja gar keine Sommerferien mehr. Völlig folgerichtig wendet sich REZENSIONEN FÜR MILLIONEN jetzt also kleinen Spielen zu, die man besser nicht mitbringt.

Wir leben in der spielerischen Moderne, in der Goldenen Ära des Brettspiels. Das Material ist besser als früher, das Design ist besser als früher, die Spielideen sind besser als früher. Wir haben Worker Placement, wir haben Engine Builder, wir haben Social Deduction, wir haben Serious Games, wir haben Legacy. Die armen Menschen früher hatten ja nichts. Ich weiß es noch. Denn ich war damals dabei.

Es war in den 80ern, die Tapferen unter uns Älteren werden sich erinnern, die Klügeren haben es verdrängt. Wir mussten zwei rosa Schweinchen aus Hartplastik würfeln, und abhängig davon, wie die Schweine liegenblieben, hatte die Figur irgendeinen brüllwitzigen Namen und zählte irgendeine Anzahl Punkte.

Das Geschehen quälte sich höhepunktlos bis zu irgendeiner viel zu hoch bemessenen Gesamtpunktzahl. Und hatte die endlich jemand erreicht, durfte er sich als Sieger feiern lassen. Doch weil beim Spielen am Ende alle Sieger sind – oft wird dies nur behauptet, hier ist es wirklich so –, feierten alle lauthals mit. Sie mussten nicht mehr länger weiterspielen. Hurra!

Kommen wir zur spielerischen Moderne und zu SUMO SLAM! Hartplastikschweinchen sind voll 80er. Aber mit gezielten Verfeinerungen wie Sumoringern aus weicherem Material, viel Verpackungsmüll, viel Ausstattung und obendrein der strategischen Komponente, dass man bis zu dreimal würfeln darf und nur der letzte Wurf gilt, wird das zeitlose Spielprinzip um dreißig Jahre vorangetrieben und kann so auch heute noch …

Nein.
Kann es nicht!
Nein. Nein. Nein.

Das Material mag ja besser sein als früher, das Design mag auch besser sein als früher. Aber war da nicht noch irgendwas Drittes, das moderne Spiel auszeichnet? Ja, genau, das Innere. Die Maschine. Die Idee. Das Herz.
Ich kann ein 80er-Jahre-Mofa noch so stylish neu lackieren und kiloweise blinkendes Chrom anbringen: Es bleibt trotzdem dasselbe lahme Töfftöff.

** misslungen

SUMO SLAM! von keinem Autor für zwei bis acht Spieler, Game Factory.


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