Donnerstag, 5. September 2019

Vor 20 Jahren (81): Krieg und Frieden

Seit einigen Ausgaben schrieb ich für die Fairplay. Das war bis dahin niemandem aufgefallen, aber jetzt fiel es doch jemandem auf: dem Autor, dessen Spiel ich in der Fairplay 49 im „Sumpf der Mittelmäßigkeit“ verortet hatte. Und er war nicht einverstanden. Mit einiger Empörung kam er 1999 in Essen zum Stand der Fairplay und wollte mich sprechen, um mir zu erklären, dass sein Spiel wirklich viel, viel besser sei, als ich geschrieben hatte. Aber ich war nicht da, Pech gehabt. Und so durfte sich Herbert Heller die Ausführungen anhören. Tja, ebenfalls Pech gehabt.

Da ich KRIEG UND FRIEDEN seit rund 20 Jahren nicht mehr gespielt habe, kann ich den Vorgang nicht beurteilen. Aus meiner Spielbeschreibung in der Fairplay-Rezension werde ich heute auch nicht mehr so recht schlau und verstehe nur die Hälfte. Ich meine mich aber zu erinnern – und so steht es auch im Text –, dass KRIEG UND FRIEDEN suggerierte, man solle viele Hütten bauen, und tatsächlich war das eher eine schlechte Idee. Beziehungsweise in meinen Runden war es so.

Was mir damals aber noch nicht so bewusst war wie heute: wie sehr man durch das eigene Mitspielen die Ergebnisse und Eindrücke beeinflusst. Viele Mitspieler orientieren sich in ihrer ersten Partie an mir, weil sie davon ausgehen, dass ich das Spiel schon besser kenne. Im Zweifelsfall machen sie das, was ich auch mache. Und wenn ich keine Hütten baue, bauen sie tendenziell ebenfalls keine. Und wenn dann jemand alleine gegen diesen Trend schwimmt und warum auch immer verliert, verstärkt dies die Gruppendenke, Hütten zu bauen sei Quark. Dabei wäre womöglich ein ganz anderes Bild entstanden, hätten sich alle auf die Hütten gestürzt.

Das ist leider ein Faktor, den man nicht ausschalten kann. Denn ich muss nun mal mitspielen, um zu erfahren, wie sich das Spiel anfühlt.

Um an dieser Stelle Missverständnissen vorzubeugen: Dies sind rein grundsätzliche, theoretische Überlegungen, die nichts mit dem Fall von damals zu tun haben. Damals hatte ich unzweifelhaft recht. Dass KRIEG UND FRIEDEN in anderen Medien fast ausschließlich positiv besprochen worden war, gab mir jedenfalls nicht zu denken. In anderen Medien wurde immer alles positiver besprochen. Die hatten halt keine Ahnung oder spielten die Spiele zu selten. So erklärte ich mir das.

Etwas mehr beeindruckte mich, dass auch die anderen Fairplayer nicht ganz meiner Meinung waren. Das konnte ich ihren Noten auf der letzten Heftseite entnehmen. Einmal 2, zweimal 2-, einmal 3. Ich gehörte damals noch nicht zum erlauchten Kreis der Notengeber, aber meine Rezension liest sich wie 3- bis 4+.

Und so machte ich mir ernsthaft Sorgen und befürchtete, dass die Fairplay nun keine Artikel mehr von mir nehmen würde. Doch da kannte ich die Dickfelligkeit der Redaktion schlecht. Man lachte die Angelegenheit einfach weg: Es sei egal. Einen Abonnenten dürfe jeder mal vergraulen. Und der beschwerdeführende Autor …? Hah! Der sei ja nicht mal Abonnent!


2 Kommentare:

Wolfgang Friebe hat gesagt…

Ich kann dich beruhigen, du warst damals in der Fairplay nicht allein. Für mich war das Spiel eher unterdurchschnittlich. Kann ich locker so behaupten, denn ich habe für die 49 keine Note abgeben.

Daniel hat gesagt…

Aber die Kathedrale ist toll!
Bei uns herrschte immer Bauboom, soweit ich mich erinnere. So kann's gehen.
Und genauso wichtig ist, mit wem man spielt. Es gibt da immer diesen einen Mitspieler, bei dem gibt man einfach jedem Spiel eine Note besser. Weil es mit ihm einfach Spaß macht. Und wenn man es dann freudig in eine andere Runde trägt, macht sich Ernüchterung breit. Denn ohne ihn ist es doch nur Mittelmaß.

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