Mittwoch, 20. November 2019

Paper Tales – Die Tore der Unterwelt

Ich glaube nicht, dass weniger mehr ist, auch wenn ich das möglicherweise irgendwann mal irgendwo geschrieben habe. (Wer weiß das schon, was man im Laufe der Jahre so verzapft.) Ich glaube jedoch, dass weniger besser sein kann. Und dass oftmals wenig genügt.

Wie bringt die Erweiterung DIE TORE DER UNTERWELT? Auf den ersten Blick: wenig. Gerade mal 20 neue Einheitenkarten (13 verschiedene), sechs neue Gebäude, Materialien für das Solo-Spiel und für Mitspieler*innen Nummer sechs und sieben. An den Regeln ändert sich nichts, außer dass ausgelost wird, welche fünf der jetzt elf Gebäude im Spiel sind.


Was passiert? Mehr oder weniger dasselbe wie im Grundspiel. Wer es nicht kennt: siehe hier. DIE TORE DER UNTERWELT spielt sich genauso, bringt aber Variation. Weil große Abwechslung trotz kleinem Regelgerüst ohnehin schon der Trumpf von PAPER TALES war und ist, halte ich es für genau richtig, diesen Reiz noch weiter zu schärfen, anstatt gewollt irgendwelche neuen Elemente zu addieren.
Der Erweiterung gelingt es, die Alterungsmarker noch vielfältiger ins Spiel einzubinden. Nun gibt es auch Gebäude, die mit den Alterungsmarkern interagieren, während die neue Einheit Zauberlehrling (dreimal im Spiel) Alterungsmarker verschiebt. Ich habe deshalb mehr Partien erlebt, in denen Strategien auf diesen Markern beruhten und erstaunliche Mengen Marker auf einer Karte zusammenkamen.
Geizig ist die Erweiterung hingegen mit Rohstoffen. Ein Gebäude nach dem ersten Durchgang gleich auf Stufe zwei zu bauen, ist nun schwieriger, was wiederum Strategien ohne schnelles erstes Gebäude stärkt. Die Dominanz der Stufe-2-Gebäude, wie ich sie aus dem Grundspiel kenne, wird auf diese Weise elegant abgemildert. Gleichzeitig bietet DIE TORE DER UNTERWELT mehr Möglichkeiten, um Gebäude rohstofflos von Stufe 1 nach 2 aufzuwerten, wodurch es wiederum mehr Alternativ-Wege zu Gebäuden gibt.


Was taugt es? Spiele spielt man dann immer wieder, wenn man hinterher befriedigt, aber nicht satt ist, weil Neugierde auf weitere Partien verbleibt. DIE TORE DER UNTERWELT hebt die Neugierde wieder an, indem es neue Möglichkeiten für gewinnträchtige und teilweise krasse und überraschende Kartenkombinationen schafft. Das grundlegende Spielsystem kennt man schon; im Detail muss man sich trotzdem neu zurechtfinden.
Weil ich selten solo spiele, ist der Solo-Modus für mich nicht sehr relevant. Trotzdem sehe ich ihn wegen eines Kniffs als weiteren Pluspunkt dieser Erweiterung an: Ich spiele gegen einen imaginären Fürsten der Unterwelt und wähle – um das Draften zu simulieren – jeweils eine Karte aus mehreren Kartenpaketen. Die Karten, die ich verschmähe, entscheiden darüber, wie viele Punkte mein Gegner gewinnt. So optimiere ich nicht nur vor mich hin, sondern stecke in einem ähnlichen Dilemma wie beim Mehr-Personen-Spiel: Bestimmte Karten möchte ich zwar nicht haben. Aber weitergeben möchte ich sie auch nicht.
Weil weniger mal wieder mehr gewesen wäre, hätte man hätte das alles aber auch viel kürzer sagen können: PAPER TALES spiele ich nicht mehr ohne DIE TORE DER UNTERWELT.


***** reizvoll

PAPER TALES – DIE TORE DER UNTERWELT von Masato Uesugi für eine*n bis sieben Spieler*innen, Frosted Games / Pegasus Spiele.

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