2020 ist kein gutes Jahr. Auch für Einleitungen nicht.
Wie geht YUKON AIRWAYS? Wir besitzen ein Charterflugzeug und fliegen Reisende durch den Nordwesten Kanadas. Jeder Flug kostet uns Karten, die (unter anderem) die Zielorte bestimmen, und Benzin. Der Lohn: Geld plus farbige Marker, die wir an den Reisezielen einsammeln. Optimalerweise steuere ich Orte mit einem Marker in der Farbe meines Reisenden an. Ein solcher Marker lässt sich nämlich noch weiterverwenden, um diverse Vergünstigungen und Verbesserungen freizuschalten, also um mein Unternehmen auszubauen.
Geld zählt bei Spielende Punkte. Im Regelfall machen die Flugeinnahmen hierbei den größten Anteil aus, viele verschiedene Städte erreicht zu haben, bringt auch noch einiges. Kleinere Beträge kann ich über Ausbauten gewinnen und wenn ich viele Marker derselben Farbe ergattere.
Motor des Spiels ist ein Würfelpool. Würfel in fünf Farben werden geworfen; reihum bedienen wir uns. Die Augenzahl bestimmt über Spielreihenfolge und Boni. Starke Boni bewirken, dass man beim Losfliegen spät an die Reihe kommt. Angepeilte Marker hat dann eventuell schon jemand weggeschnappt.
Die Würfel stellen zugleich die Reisenden dar. Ihre Farbe interessiert also wegen der Marker auf dem Spielplan. In der Auswahl-Phase muss ich so einiges gedanklich verknüpfen: Welche Reiseziele und Sonderaktionen erlauben meine Handkarten und wo könnte ich demzufolge hinfliegen, um möglichst a) Städte zu erreichen, in denen ich noch nicht war, und b) bunte Marker abzugreifen?
Was passiert? YUKON AIRWAYS spielt sich dezent thematisch. Je mehr Reisende ich an Bord nehme, desto schwerer wird meine Maschine. Je weiter ich fliege, desto kniffliger gestaltet sich das Treibstoff-Management. Abgelegene Orte zu erreichen, ist mühsam.
Sehr motivierend sind die Verbesserungen, die man dank der Marker vornehmen darf: Es gibt zwölf Bereiche, die sich ausbauen lassen. Beispielsweise um mehr Benzin zu tanken, mehr Karten nachzuziehen, mehr Reisende gleichzeitig zu transportieren. Nicht alles davon kann man in einer Partie ausschöpfen. Während der Partie orientiert man sich an den situativen Bedürfnissen, über mehrere Partien probiert man verschiedene Kombinationen aus.
Während der ersten Runden spielt sich YUKON AIRWAYS noch relativ flott. Stockender wird es im Finale. Natürlich will man weiterhin Orte erreichen, in denen man noch nicht war. Und oft genug sind leider die weniger trivialen Reiseziele offengeblieben. Die Rechnung, wie man den Flug mit Handkarten und Benzin hinbekommt, ist durchaus komplex, da Symbolkombinationen auf den gespielten Karten Vergünstigungen bringen und man unter bestimmten Umständen Karten als Benzin-Ersatz abwerfen darf. Und was man da in welcher Reihenfolge auslegen, nutzen, abwerfen wird, muss man komplett durchrechnen, schon während man die Augenwürfel nimmt.
Im schlimmsten Fall hat man nicht die passende Zielkarte auf der Hand. Zwar darf man drei beliebige Karten spielen, um eine andere zu ersetzen. Aber gleich drei Karten zu verlieren, verkompliziert die Rechnung zusätzlich. Mehrfach habe ich erlebt, dass sich Spieler*innen hier regelrecht einen abgebrochen haben. Und das Problem sehe ich in diesem Fall weniger bei den Langrechner*innen als beim Spiel.
Einerseits engt es durch ein schmerzliches Handkartenlimit ein, zugleich erfordert die Wertung striktes Optimieren und schließlich gelangt beim Kartennachziehen auch noch jede Menge Zufall ins Spiel. Obendrauf kommt nun noch die Problematik, den gesamten Flug im Voraus durchorganisieren zu müssen. Der Flug selbst ist dann meistens nur noch die Abwicklung. Selten kann man hier noch flexibel auf Aktionen der Mitspieler*innen reagieren und etwas anderes machen als ursprünglich geplant.
Was taugt es? YUKON AIRWAYS ist ein rundes und gelungenes Spiel. Es ist thematisch stimmig und reizt wegen der zahlreichen Entwicklungsoptionen zum Wiederspielen. Den ganz großen Durchbruch hat es bei mir dennoch nicht geschafft. Ich hätte mir etwas mehr Handlung und etwas weniger Rechnerei gewünscht.
Wie bei vielen Spielen wirkt es sich auch bei YUKON AIRWAYS negativ aus, dass eine Phase dazu zwingt, einen komplexen Spielzug im Voraus zu planen, ohne ihn aber schon durchführen zu dürfen. Die Denkpausen können sich sogar verlängern, falls sich später herausstellt, dass Marker weggeschnappt werden und der ausgetüftelte Flugweg gar nicht mehr so erstrebenswert wäre, wie gedacht.
So etwas passiert zum Glück nicht so oft, weil YUKON AIRWAYS überwiegend solistisch abläuft und sich anhand der gewählten Würfelfarben auch erahnen lässt, was die Mitspieler*innen vorhaben.
**** solide
YUKON AIRWAYS von Al Leduc für eine*n bis vier Spieler*innen, Ludo Nova.
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