Donnerstag, 24. Dezember 2020

Mysterium Park

An Heiligabend habe ich mir die Einleitung mal geschenkt.

Wie geht MYSTERIUM PARK? MYSTERIUM PARK ist wie MYSTERIUM ohne das ganze Drumherum: Wir klären kooperativ einen Mord auf. Eine*r ist Geist und gibt den anderen Spieler*innen eine oder mehrere von sieben traumbildartigen Handkarten, um sie (in der ersten Runde) zu einer von neun Personen und (in der zweiten Runde) zu einem von neun Orten hinzuführen. Um welche Personen / Orte es geht, zeigt dem Geist eine Rasterkarte.
Haben binnen sechs Runden alle ihre Personen / Orte gefunden, entscheidet eine Finalrunde mit etwas anderen Regeln über den Sieg der Gesamtgruppe inklusive Geist.


Was passiert? MYSTERIUM PARK lässt weg, was MYSTERIUM so unnötig kompliziert gemacht hat: Der Spielaufbau ist nun zweckmäßig und klar, und viele Gruppen kennen das zugrundeliegende Prinzip mittlerweile aus CODENAMES. Auch die individuelle Punktwertung mit Wetten und Gegenwetten auf andere Spieler*innen ist zum Glück Vergangenheit.
Und so konzentrieren wir uns auf den Kern des Spiels. Wir erhalten Bilder und deuten sie: Ist die Zahnbürste ein Hinweis auf den Vampir oder auf den Weihnachtsmann mit all seinen Leckereien? Zielen die Karten auf Farben ab, auf Lichtstimmung, auf Perspektiven oder geht es um Bilddetails? Wie auch MYSTERIUM setzt MYSTERIUM PARK intensive Kommunikation und Interpretation in Gang.
Die Spielgeschichte allerdings wird trotz der Weglassungen nicht plausibler. Der Geist gibt rundenlang Hinweise auf unschuldige Menschen und belanglose Orte – um sie nach und nach auszuschließen. Spieldramaturgisch verstehe ich das. Fürs Finale sollen exakt drei Möglichkeiten offenbleiben. Aber effizient ist dieses Einkreisen nicht. Noch bin ich kein Geist und weiß deshalb nicht, wie sie ticken. Statt diverse Male zu sagen, wer es nicht ist, käme es mir zielführender vor, gleich zum Thema zu kommen, wer ist ist.


Was taugt es? So kompliziert der Aufbau von MYSTERIUM auch war: Das Setting schuf Atmosphäre, die das Nachfolgespiel nicht besitzt. MYSTERIUM PARK wirkt wesentlich nüchterner, obwohl es sogar in einer speziellen Themenwelt spielt. Alle Berufe und Orte drehen sich hier um Jahrmarkt. Dadurch ähneln sich die Orte ziemlich: viele Buden, viel Dunkelheit, viele Glühlampen. Oft tut sich der Geist mit den Hinweisen schwer.
Trotzdem liegt es wohl nur teilweise an diesen Ähnlichkeiten, dass ich MYSTERIUM PARK als schwieriger empfinde. Die Bildauslage umfasst jetzt grundsätzlich neun Karten. Auf diese Zahl kam MYSTERIUM nur in der höchsten Schwierigkeitsstufe und in Vollbesetzung. In MYSTERIUM konnten Spieler*innen auch schon in eine andere Runde aufsteigen und beispielsweise Orte ermitteln, während andere noch mit Verdächtigen beschäftigt waren. So haben die Voraneilenden für die Nachrückenden schon mal das Feld gelichtet.
Schwieriger muss natürlich nicht generell schlechter sein. Doch die Regelung, dass das Spiel wartet, bis alle erst ihr erstes und später ihr zweites Rätsel gelöst haben, führt zu stockendem Kartendurchlauf beim Geist – und das ausgerechnet in Situationen, in denen es ohnehin gerade hakt. Durch diesen systembedingten Engpass kann das Interpretieren in ermüdende Raterei umschlagen. Es mag sein, dass sich das in großer Runde etwas leichter auflöst. Coronabedingt werde ich das vorläufig nicht herausfinden können.
MYSTERIUM PARK hat tolle Grafiken, das Spielprinzip ist weiterhin reizvoll und herausfordernd. Aber die Lösungen für Probleme des Originals und vermeintliche Abrundungen einiger Kanten verursachen neue Probleme. Das Spiel passt sich weniger gut an die Gruppengröße an. MYSTERIUM PARK ist eine Alternative zu MYSTERIUM – aber nur eine Vereinfachung, keine Verbesserung.


**** solide

MYSTERIUM PARK von Oleksandr Nevskiy und Oleg Sidorenko für zwei bis sechs Spieler*innen, Libellud.

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