Hier stand eine Einleitung. Aber dann ist sie weggeschmolzen.
Wie geht BONFIRE? BONFIRE ist ein Optimierungsspiel mit diversen Baustellen. Vor allem wollen wir Aufgaben erledigen (wofür wir bestimmte Dinge besitzen oder Konstellationen auf dem Spielplan / persönlichen Tableau hergestellt haben müssen). Aufgaben erhalten wir, indem wir zu Inseln reisen und dort unter Abgabe der erforderlichen Rohstoffkombination eins der ausliegenden Aufgabenplättchen kaufen.
Zwischenzeitlich werben wir auf anderen Inseln Figuren an, die sich Hüterinnen nennen. Den Hüterinnen bauen wir rund um unser Tableau einen Pfad aus Wegplättchen, der sie bis Spielende zu einem unserer Ablagefelder für Aufgabenplättchen führen soll. Je weiter vom Startpunkt das erledigte Plättchen entfernt liegt, desto mehr Punkte zählt die ankommende Hüterin.
Im eng verzahnten BONFIRE kommt es auf allerlei Kleinigkeiten an. Ein Beispiel nur: Die Hüterinnen machen auf ihrer Umlaufbahn nicht einfach nur Tempo, sie sammeln an ihren Haltepunkten auch Rohstoffe ein. Deshalb ist es wichtig, mit welchen Pappteilen ich die Laufbahn baue und wo ich die Hüterinnen Zwischenstation machen lasse. Die Farben der Wegteile sollten außerdem denen der dort abgelegten Aufgabenplättchen entsprechen; dann gibt es Extrapunkte.
Der Motor in BONFIRE sind Aktionsmarker. Um eine bestimmte Aktion ausführen zu dürfen, muss ich einen entsprechenden Marker (oder zwei beliebige) zahlen. Marker wiederum erhalte ich durch eine kleine Puzzelei. Alle Spieler besitzen ein Raster, wo sie nach und nach Teile mit je drei Symbolen ablegen. Jedes der Symbole bringt dann einen Aktionsmarker. Platziert man gleiche Symbole nebeneinander, bekommt man zusätzliche Marker.
Allerdings haben wir immer nur zwei Legeplättchen zur Auswahl. Welche Plättchen in welcher Reihenfolge einsatzbereit sind, steht schon bei Spielbeginn fest, so dass wir bei aller Eingeschränktheit langfristig planen können.
Was passiert? BONFIRE ist ein Wettrennen. Die Zahl der Runden hängt davon ab, wie schnell die Spieler*innen Ziele erfüllen. Wenn meine Pläne sehr langfristig angelegt sind, die der Konkurrenz aber gar nicht, kann die Partie viel früher enden, als es mir gefällt. Auch wenn in BONFIRE weitgehend jede*r für sich spielt, sorgt diese Tempofrage dann doch für spürbare Abhängigkeit von den Mitspielenden.
Die Aktionen selbst sind meist schnell abgewickelt. Viele Züge sind nicht sehr umfangreich und können auch über mehrere Runden im Voraus geplant werden. So hat man das Gefühl, ständig beteiligt zu sein.
Für Variabilität sorgen die wechselnden Aufgaben und die Gnome. (Gnome sind Karten, die für den Rest der Partie bestimmte Fähigkeiten verleihen.) Nicht mal die Hälfte aller Aufgaben und Gnome liegt pro Partie überhaupt aus. Und noch weniger davon werden tatsächlich gewählt. Man hat also nicht so schnell alles gesehen. Die Vielfalt lässt Raum für Experimente, welche Kombinationen besonders hilfreich sind.
Am meisten fasziniert dann aber doch der Puzzlemechanismus. Ich kann nicht immer von allen Aktionsmarkern welche im Vorrat haben. Wenn ich nun eine bestimmte Aktion wählen möchte, den Marker jedoch nicht besitze: Ist mir die Sache dann auch zwei Marker wert oder warte ich, bis ich wieder passende Marker bekomme?
Meist ergibt es sich auch, dass ich von einer Sorte recht viele anhäufe, während andere Arten rar bleiben: Kann ich die Massenware Stück für Stück sinnvoll einsetzen? Oder haue ich das Zeug zwei zu eins als Joker raus, um vorrangig Tempo zu machen?
Was taugt es? Der Mechanismus, dass mein Aktionspool während der Partie wechselt und bestimmten Wellenbewegungen unterliegt, ist neuartig und interessant. Besonders reizvoll: Durch meine Plättchenpuzzelei bestimme ich selbst, welche Aktionen mir in welcher Phase des Spiels zur Verfügung stehen.
Überhaupt ist BONFIRE ein Spiel, das vorrangig Freiheiten bietet. Meine Aufgaben bekomme ich nicht zugeteilt. Ich suche sie mir aus – im Rahmen dessen, was mir die Mitspieler*innen übriglassen und was ich zu zahlen bereit bin.
BONFIRE ist zudem ein überwiegend belohnendes Spiel. Zwischen den vielen hilfreichen Gnomen und den vielen tollen Boni kann man sich manchmal kaum entscheiden. Letztlich ist jeder Spielzug produktiv. Allerdings ist längst nicht jeder Spielzug optimal. Um BONFIRE zu gewinnen, ist Optimierung unerlässlich.
Aber: Trotz der vielen positiven Eigenschaften, einer gelungenen Grafik und tollem Material hat mir BONFIRE weniger Lust auf Folgepartien gemacht als manch anderes Spiel vergleichbaren Anspruchs oder manch anderes Spiel von Stefan Feld. Für mein Empfinden ist um den Aktionspoolmechanismus zu viel herumgebaut, insbesondere auch zu vieles, das konstruiert und austauschbar wirkt.
Wie ich die Aktionsmarker generiere, ist neu. Doch wofür ich die Marker dann einsetze, ist ein Gemisch aus Euro-Mechanismen, das lediglich Komplexität statt Emotion erzeugt. Das allein wäre nicht weiter schlimm, allerdings nimmt dieser herkömmliche Teil des Spiels den größten Raum ein, während der innovative Mechanismus zur Nebensache gerät. Ich hätte gern mehr mit diesem Mechanismus gespielt und direkter und intensiver erfahren, was er leistet.
Ja, ich weiß, Grafiker und Verlag haben extra eine Fantasy-Geschichte entwickelt, die für alle Abläufe im Spiel Begründungen findet. Trotzdem ändert das nichts fürs Spielgefühl. Wer will, kann sich die Mechanismensammlung nun besser erklären; eine Mechanismensammlung bleibt es dennoch.
**** solide
BONFIRE von Stefan Feld für eine*n bis vier Spieler*innen, Hall Games / Pegasus Spiele.
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Aufklärung über den Datenschutz
Wenn Sie einen Kommentar abgeben, werden Ihre eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie beispielsweise Ihre IP-Adresse) an den Google-Server übermittelt. Mit dem Absenden Ihres Kommentars erklären Sie sich mit der Aufzeichnung Ihrer angegebenen Daten einverstanden. Auf Wunsch können Sie Ihre Kommentare wieder löschen lassen. Bitte beachten Sie unsere darüber hinaus geltenden Datenschutzbestimmungen sowie die Datenschutzerklärung von Google.