Dienstag, 2. Februar 2021

Escape The Room – Das verfluchte Puppenhaus

Wie bereits erzählt: Ich hatte nie eine Modelleisenbahn und war sehr froh, sie Jahrzehnte später mit SWITCH & SIGNAL nachgeliefert zu bekommen.
Ein Puppenhaus hatte ich übrigens auch nie. Dennoch …

Wie geht ESCAPE THE ROOM – DAS VERFLUCHTE PUPPENHAUS? Es ist ein Escape-Spiel. Wir erhalten Materialien und müssen damit Rätsel lösen. Als Lösungen ergeben sich jeweils Symbole, die auf dem blauen, grünen oder roten Ring der Lösungsscheibe eingestellt werden müssen. Sind alle drei Ringe korrekt eingestellt, geht es in die nächste Rätselabteilung. Oder korrekter gesagt: in den nächsten Raum. Denn wir spielen in einem Puppenhaus mit fünf Zimmern.


Was passiert? Die Aufschrift auf der Verpackung warnt, dass selbst Rätsel-erprobte Spieler*innen zwei bis drei Stunden herumknobeln werden. Das stimmt auch. Allerdings sind Rätsel nicht zwangsläufig wegen ihrer Dauer gut. Lange Beschäftigung kann sich beispielsweise auch daraus ergeben, dass man stupide Fleißarbeiten ausführen soll.
Das passiert in DAS VERFLUCHTE PUPPENHAUS nicht. Und ich will auch positiv anmerken, dass es hier mal keine Zahlen- oder Mathematikrätsel gibt. Sondern es wird überdurchschnittlich viel gefaltet, gepuzzelt, geflochten. Was teilweise manuelles Geschick erfordert oder – wenn man es nicht in genügendem Maße besitzt – viel Geduld und mehrere Anläufe ... Und auch das verlängert die Spieldauer, ohne dass in demselben Maße auch der Spielspaß steigt.


Was taugt es? Die Qualität von Rätseln zu beurteilen, ist etwas zweischneidig. Hat man alles lösen können, fühlt sich das Spiel meist gut an – aber möglicherweise unberechtigt, weil es schlichtweg zu leicht war. Hat man es nicht geschafft, neigt man eher dazu, das Spiel in Frage zu stellen – aber möglicherweise unberechtigt, weil man schlichtweg zu blöd war.
Es ist also ein schmaler Grat. Hier trotzdem ein Versuch: Wir haben die meisten Rätsel in DAS VERFLUCHTE PUPPENHAUS lösen können, aber nicht alle. Online kann man sich Hilfe holen, das taten wir, und ich war gleich in mehreren Fällen erstaunt, wie dort die Lösung hergeleitet wurde. Im Puppenhaus befinden sich Hinweise, die wir gar nicht als Hinweise wahrgenommen, nicht auf das Rätsel bezogen oder schlichtweg nicht verstanden hatten. Und selbst im Nachhinein und mit Erklärung kommt mir nicht alles schlüssig vor.
Nach dem Spiel habe ich systematisch sämtliche Hilfeanweisungen durchgeklickt und stellte fest: Oh, zwei der von uns gelösten Rätsel hätten in Wahrheit deutlich komplizierter sein sollen, als wir es gemacht hatten. Unsere Lösung war dann wohl Zufall – und auch da fragte ich mich, wie viele Menschen wohl den vorgesehenen Weg gegangen sind.
Gewiss dürfte in Tests aufgefallen sein, dass DAS VERFLUCHTE PUPPENHAUS Schwierigkeiten bereitet. Aber ich spekuliere, man hat sich gesagt: Gut so! Lassen wir! Soll ja eine Herausforderung sein. Falls diese Spekulation zutrifft, möchte ich einwenden: Nein! Nicht gut so! Schwierigkeiten nur der Schwierigkeiten wegen sind kein Qualitätsmerkmal.
Die EXIT-Spiele zeigen immer wieder, wie man Hinweise dosieren und platzieren kann, dass sie nicht sofort alles verraten, aber trotzdem auf die Sprünge helfen. So fühlt es sich für die Spielenden durchweg besser an: a) währenddessen, weil man eine Chance bekommt, b) hinterher, weil man feststellt: Na gut, wir hätten drauf kommen können.
Ein gutes Rätselspiel vermittelt das Gefühl, dass es sich lohnt, weiterzuknobeln und nicht in die Hilfe zu schauen. Ein gutes Rätselspiel erarbeitet sich dadurch das Vertrauen der Spielegruppe. DAS VERFLUCHTE PUPPENHAUS hat mein Vertrauen ziemlich schnell verspielt.
Natürlich muss ich einkalkulieren, dass wir schlichtweg nicht clever genug waren. Deshalb und weil ich mehr als die Hälfte der Rätsel in Ordnung fand, möchte ich das Spiel nicht „misslungen“ nennen.
Aber „solide“ ist es auch nicht. Es gibt viele Escape-Spiele mit besserem Verhältnis von Aufwand und Nutzen. Das Puppenhaus verspricht durch seine Optik ein ganz besonderes Erlebnis. Und tatsächlich schafft der 3D-Effekt Atmosphäre und das Mobiliar ist Teil der Rätsel. Allerdings erschwert der Aufbau auch die Sicht. Thematisch stimmig sind die Rätsel höchstens in Ansätzen, und die Story ist nicht weniger oberflächlich, als man es von Escape-Spielen ohne 3D-Schnickschnack kennt.


*** mäßig

ESCAPE THE ROOM – DAS VERFLUCHTE PUPPENHAUS von Nicholas Cravotta und Rebecca Bleau für eine*n bis vier Spieler*innen, Thinkfun.

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