Sonntag, 14. März 2021

Paris – Die Stadt der Lichter

Lieber das Cover an der Wand als das Spiel auf dem Tisch.

Wie geht PARIS – DIE STADT DER LICHTER? Wir legen Plättchen. Und darauf noch mal Plättchen. Die erste Plättchenlage stellt Straßenpflaster dar. Auf Pflaster meiner und neutraler Farbe darf ich später Gebäudeblöcke bauen: die zweite Plättchenschicht.
Damit die Blöcke viele Punkte zählen, sollten sie benachbart zu möglichst vielen Laternen errichtet werden. Ein großer zusammenhängender Gebäudekomplex ist auch sehr gut. Weitere Punkte gibt es für ein paar Details.
In Phase eins des Spiels legen wir abwechselnd unsere Plättchen oder reservieren uns einen Häuserblock. In Phase zwei bauen wir abwechselnd die reservierten Blöcke oder führen eine von acht Sonderaktionen aus, wodurch wir sie gleichzeitig unserem Gegenüber wegschnappen.


Was passiert? PARIS – DIE STADT DER LICHTER ist ein denkintensives und destruktives Spiel. Lege ich das Pflaster in der gewünschten Anordnung, kriege ich vielleicht nicht das passende Gebäude. Nehme ich zuerst das Gebäude, verhindert mein Gegenüber womöglich die benötigte Pflasteranordnung.
Über solche Fragen und Abhängigkeiten kann ich mir lange und tiefe Gedanken machen, zumal sehr vieles, was man sich so denkt, nicht im nächsten oder übernächsten Zug ausgeführt werden kann, sondern erst irgendwann in Spielphase zwei.
PARIS türmt jede Menge Komplexität und Eventualitäten auf. Gleichzeitig lassen sich Pläne leicht zerstören. Es genügt manchmal schon, dass mein Gegenüber in Phase zwei ein einziges Gebäude ungünstig platziert, um mein ausgeklügeltes Häuser-Arrangement komplett hinfällig werden zu lassen.
Wer Phase zwei beginnen darf, hat deshalb einen großen Vorteil. Und die besten Chancen, Phase zwei zu beginnen, besitzt, wer schon in Phase eins begonnen hatte. Um Chancengleichheit herzustellen, muss man zwei Partien PARIS mit wechselnden Startspieler*innen spielen.


Was taugt es? PARIS – DIE STADT DER LICHTER finde ich herausragend schön gestaltet, wenn auch nicht in allen Belangen praktisch. Die großformatigen Postkarten, die die Sonderaktionen symbolisieren, benötigen entweder viel Platz auf dem Tisch oder sind nicht für beide Spieler*innen gut zu sehen. Für ihren Zweck sind sie überdimensioniert und ihre Symbolik ist nicht in allen Fällen eingängig.
Vor allem aber hinterlässt PARIS – DIE STADT DER LICHTER bei mir kein gutes Spielgefühl. PARIS enthält viele Faktoren, die ich mitbedenken könnte. Und wohl auch sollte. Aber wenn ich in einem Spiel weit vorausrechnen soll, möchte ich auch die Erfahrung machen, dass sich das überwiegend lohnt. In PARIS sind meine Pläne am Ende zu sehr von meinem Gegenüber abhängig. Kommt etwas dazwischen, kann ich das meiste wieder vergessen und muss gedanklich von vorn beginnen. Viele Überlegungen sind unnütz.

Ja, gewiss, PARIS – DIE STADT DER LICHTER ist taktisch, strategisch und sehr interaktiv. Aber solche Attribute allein machen ein Spiel nicht gut.


*** mäßig

PARIS – DIE STADT DER LICHTER von José Antonio Abascal für zwei Spieler*innen, Kosmos.

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