Den Schlüssel zu einer guten Einleitung habe ich diesmal nicht gefunden.
Wie geht THE KEY? Wir lösen einen Kriminalfall. Nicht gemeinsam, sondern konkurrierend. Alle Hinweiskarten, die ich genommen habe, zählen Minuspunkte. Wer richtig löst und die wenigsten Minuspunkte hat, gewinnt. Wer zuerst löst, darf zur Belohnung eine Karte abgeben und erspart sich so ein paar Miese.
THE KEY erzählt keine Geschichte, sondern geht mehr in Richtung Logikaufgabe. Im Freizeitpark wurden an drei verschiedenen Tagen von drei Täter:innen mit drei Werkzeugen drei Attraktionen sabotiert. Wir sollen für jeden Tag herausfinden: Wer? Womit? Was?
Um loszuspielen, kippen wir einfach alle Karten in die Tischmitte. Ohne feste Zugreihenfolge schnappen wir uns nun welche. Gerne mit ein bisschen Vorüberlegung: Alle Rückseiten zeigen den Strafpunktwert und was uns in etwa auf der Vorderseite erwartet, zum Beispiel eine Information zum Werkzeug an Tag drei.
Wenn ich glaube, dass mich das weiterbringt, nehme ich die Karte. Allerdings lese ich vorne dann nicht einfach „Zange!“ Die Information ist indirekter. Ich muss ein bisschen nachdenken. Zum Beispiel steht da: „Das Tatwerkzeug wog weniger als 600 Gramm“, und ich muss auf die Idee kommen, dass ich Längenangaben in der kleinen Ermittlungsakte finde, die wir zu Beginn bekommen haben. Wie sich zeigt, gibt es zwei Werkzeuge, die leichter als 600 Gramm sind, also benötige ich weitere Informationen. Und ganz nebenbei habe ich noch etwas herausgefunden: warum die Karte nur zwei Strafpunkte wert ist.
Was passiert? Alle sind gleichzeitig beschäftigt, tüfteln, ermitteln, ziehen logische Schlüsse, haben mal Häh?- und mal Aha-Momente. Uns erwarten keine komplexen Knobeleien, sondern eher spielerische Aufgaben, die oft genaues Hinschauen erfordern. THE KEY ist leichter als typische Escape-Spiele.
Im Falle von LUCKY LAMA LAND müssen wir beispielsweise Fußspuren mit Profilen vergleichen und winzige Unterschiede finden. Und das spiegelverkehrt. Dem Spiel liegt ein kleiner Spiegel bei, und wenn man früher als ich auf die Idee kommt, die Schutzfolie abzupulen, funktioniert er auch von Beginn an. Ein anderer Aufgabentyp verlangt, auf dem Lageplan des Parks den Standort zu ermitteln, von dem aus ein bestimmtes Foto gemacht worden ist. Oder zerrissene Showtickets müssen identifiziert und mit einer Tabelle abgeglichen werden.
Was taugt es? THE KEY vermittelt durchaus ein Gefühl von Ermittlungsarbeit. Wir kombinieren Fakten, wir denken logisch, wir lösen kleine Rätsel. Unser Gehirn ist hier stets aktiv.
Die Box enthält neun verschiedene Fälle, die sich allerdings nur in der Lösung, nicht aber in der Machart unterscheiden. Nach neun Partien hat man mit Sicherheit die Auflösung der ersten vergessen und könnte wieder von vorn beginnen. Für reine Erwachsenenrunden trägt der Reiz allerdings nicht so lange.
THE KEY ist natürlich solistisch. Jede:r tüftelt für sich. Dass man mit anderen in einem Wettbewerb steht, vergisst man trotzdem nicht. Erst recht nicht, wenn jemand ausgerechnet die Karte weggrapscht, die man sich auch gerade ausgeguckt hatte.
Der Zufallsfaktor ist nicht unerheblich. Selbst wenn ich mir vorab Gedanken mache, welche Karten ich wähle, kommt es immer wieder vor, dass ich Informationen erhalte, die ich längst habe. Das finde ich im Rahmen einer 30-Minuten-Partie aber in Ordnung, zumal es dazu beiträgt, dass nicht immer dieselben gewinnen.
Was hat nun LUCKY LAMA LAND, das die anderen Boxen (RAUB IN DER CLIFFROCK VILLA, MORD IM OAKDALE CLUB) nicht haben? Andere Aufgaben. Welche Box man besser oder schlechter findet, dürfte größtenteils Geschmackssache sein. Mir gefallen alle drei etwa gleich gut. Allerdings hat auch jede Box irgendeinen Fallstrick, der Neulinge stolpern lässt (hier: die Fußspuren- und Foto-Aufgaben). Und helfen kann man während der Partie kaum. Im schlimmsten Fall nehmen ratlose Mitspielende so viele Hinweise, dass sogar die Karten knapp werden.
Die THE KEY-Reihe ist mir sympathisch, sie hat Charme. THE KEY bettet kleine spielerische Aufgaben in einen kriminalistischen Gesamtzusammenhang ein. Weil die Hinweise schön unterschiedlich sind, werden wir auf immer andere Weise gefordert. Jedoch lebt jede Box, also auch LUCKY LAMA LAND, vom Reiz des Neuen. Je häufiger man spielt, desto mechanischer geht man vor. Aus Erwachsenensicht geurteilt: Ich spiele gerne mit, stelle mir das aber nicht in den Schrank.
**** solide
THE KEY – SABOTAGE IM LUCKY LAMA LAND von Thomas Sing für eine:n bis vier Spieler:innen, Haba.
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