Ich mag Rennspiele. TOP RACE und WETTLAUF NACH EL DORADO gehören zu meinen ewigen Favoriten, GALOPP ROYAL wird meine Sammlung wohl auch nicht mehr verlassen, und dann ist da noch dieses … ja … Kleinod. Das Wort passt im doppelten Sinne. Einerseits weil ROYAL TURF eine spielerische Kostbarkeit ist, andererseits und noch viel mehr, weil das Spiel aus heutiger Sicht erstaunlich kleinformatig ausfällt.
Und da merkt man, was sich in den vergangenen 20 Jahren getan hat: teils zum Guten, weil schönes, wertiges Material, das angenehm in der Hand liegt, einiges zum Spielerlebnis beiträgt; teils aber auch zum Schlechten, weil der Hang zur Überproduktion sogar lächerlich wirkt, wenn der innere Gehalt eines Spiels seiner protzigen Aufmachung nicht annähernd standhält.
ROYAL TURF würde ich aus heutiger Sicht allerdings schon „unterproduziert“ nennen: kleine Pferdchen aus billigem Plastik, kleine Pappchips, ein kleines Spielfeld mit kleinen Feldern und kleinen Ablageflächen. Selbst vor 20 Jahren gab es da Luxuriöseres. Und das ist schade, denn das Spiel verdient mehr.
In ROYAL TURF geben wir in drei Pferderennen Wetten ab. Und mit dem Würfel beeinflussen wir die Zieleinläufe. Es gibt solide Pferde, die bei jedem gewürfelten Symbol ähnlich weit ziehen, und andere, die bei manchen Symbolen explodieren und bei anderen fast stehenbleiben. Wir würfeln im Uhrzeigersinn und ordnen den Wurf einem Pferd zu – aber es muss eins sein, das in dieser Runde noch nicht gelaufen ist. Und das ist ein hübsches Dilemma.
Könnte ich meinem Pferd nur mittelmäßig Gutes tun und nutze das Würfelsymbol deshalb, um der Konkurrenz ordentlich eins reinzuwürgen, bedeutet dies, mein Pferd der Willkür potenziell böser Menschen auszuliefern. Es wäre zu befürchten, dass mein Liebling ausgebremst wird, bevor ich wieder am Zug bin. Vielleicht aber auch nicht, weil man natürlich nicht weiß, wie die Würfel fallen und wer wie hoch auf was gewettet hat.
Reiner Knizia hat sich das ausgedacht, schon in den 90ern; der Vorläufer von ROYAL TURF hieß TURF HORSE RACING. 2001 wurde mit leichten Veränderungen dann dieses alea-Spiel daraus, später erschien es noch als WINNER’S CIRCLE. Opulent war es in keiner dieser Ausgaben. Vielleicht wird es einfach nicht genug wertgeschätzt. Bei Boardgamegeek reicht es derzeit zu Platz 871, was okay ist, aber nicht toll. Viel toller ist natürlich der Platz in meinem Herzen.
- Vor 20 Jahren (103): Die Händler von Genua
- Vor 20 Jahren (105): Sternenschiff Catan
1 Kommentare:
Bei uns hat sich ein rhythmisches "Earl Grey, Earl Grey, Earl Grey!" fest als Anfeuerungs-Floskel etabliert... Auch in anderen Spielen.
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