Donnerstag, 5. August 2021

My Farm Shop

Als Kind hatte ich einen Kaufmannsladen – und der lief nicht gut. Seitdem ist mir jeglicher Unternehmensgeist abhandengekommen.

Wie geht MY FARM SHOP?
Wir leiten einen Hofladen, stellen Waren her und verkaufen sie. Gesteuert wird das durch Würfel, und das ist wie bei MACHI KORO, das wiederum wie CATAN ist: Die Summe zweier Augenwürfel bestimmt, welches Feld bei allen Läden aktiviert wird.

Anfangs sind unsere Höfe noch gleich. Im Laufe des Spiels verbessern wir sie, indem wir die Felder mit Hofkarten überdecken, die den Feldern bessere Eigenschaften zuweisen. Beispielsweise bekomme ich auf der Fünf anfangs nur ein Ei. Später könnte dort eine Karte liegen, die mir Milch plus Wolle bringt, oder die besagt, dass ich ein Set aus allen vier Waren für acht Münzen verkaufen darf.
Wie komme ich an die Karten? Dafür ist der dritte Würfel da. In meinem Zug würfle ich nämlich gar nicht zwei, sondern drei. Sechs Hofkarten liegen stets im Markt. Und die Augenzahl eines Würfels nutze ich, um die Karte der entsprechenden Zahl zu nehmen und auf einem Hoffeld meiner Wahl zu platzieren. Und nur die übrigen beiden Würfel sind für alle da und aktivieren ein Feld.


Was passiert? Dass wir drei Würfel haben, eröffnet Raum für Taktik: Sowohl welche Karte ich bekomme als auch welches Feld ich auslöse, ist von Bedeutung. Im Bestfall passt beides. Übrigens sind wir auch nicht total von den Würfelergebnissen abhängig, denn um sie zu manipulieren, dürfen wir Kräuterbeutel zahlen – solange vorhanden. Den Kräuterbeutelnachschub sollte man deshalb auch organisieren.
MY FARM SHOP ist ein konstruktives Spiel, in dem alle vorankommen und alle Geld verdienen. Natürlich manche mehr als andere, was dann doch vom Würfelglück abhängt, aber auch von richtigen Entscheidungen und richtigem Timing. Am Schluss zählen die Waren nichts mehr. Bis dahin sollte optimalerweise alles abverkauft sein.
Dazu müssen die Verkaufsfelder mit den Produktionsfeldern harmonieren. Ganz viel Honig herstellen zu können, während man ganz viel Milch verkaufen kann, wäre eher unharmonisch. Weil man nicht weiß, welche Karten im Spiel sind und welche man bekommt, ist aber auch das wieder ein bisschen Schicksal.


Was taugt es? Die Grundanlage von MY FARM SHOP ist ziemlich toll. Das Spiel bietet Möglichkeiten für Taktik und Strategie; man kann aber trotzdem gewinnen, ohne sich groß Gedanken zu machen. Während einer Partie fühle ich mich nicht unterfordert, deswegen wäre ich auch wieder dabei.
Tatsächlich habe ich aber nie dieselbe Spannung wie in MACHI KORO oder SPACE BASE erlebt. Der Aufbau in MY FARM SHOP vollzieht sich etwas gemächlich und unspektakulär.
Vieles, was enthalten ist, wirkt sich kaum aus, steigert aber den Regelaufwand und macht MY FARM SHOP im Detail kompliziert. Das gilt für die Sonnenblumen, die man einsetzt, um Felderträge zu erhöhen, wie auch für das Modul „Bauer“.
Wegen der Kürze des Spiels werden einige Felder sehr selten ausgelöst. Das mag in MACHI KORO genauso sein, im Unterschied zu MY FARM SHOP gibt es dort aber nur eine Währung. Mit vier Sorten Waren und dazu Sonnenblumen und dazu Säcken lädt sich MY FARM SHOP so viele parallele Elemente auf, dass die Engine, die entstehen soll, am Ende noch gar nicht so recht zum Laufen gekommen ist.
Sehr sympathisch wiederum finde ich das Thema und die Welt, in der MY FARM SHOP spielt. Hofläden sind eine gute Sache.


**** solide

MY FARM SHOP von Rüdiger Dorn für zwei bis vier Spieler:innen, Pegasus Spiele.

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