Montag, 18. April 2022

Cascadia

Legespieltage auf REZENSIONEN FÜR MILLIONEN: Teil 2 von 3.

Wie geht CASCADIA? Es ist ein Legespiel in zwei Etagen. Die untere Ebene bilden Landschaftsplättchen. Sie sind üblicherweise zweigeteilt und zeigen zum Beispiel halb Fluss und halb Wiese. Fünf Landschaftsarten gibt es. Am Ende des Spiels punktet in jeder Landschaft meine größte zusammenhängende Fläche. Übertreffe ich die Flächen meiner Mitspieler:innen, gibt das Extrapunkte.
Auf die Plättchen kommen hölzerne Tierchips. Auf jedes Plättchen maximal einer. Welches Tier wohin darf, ist auf den Plättchen angegeben. Im Bestfall lässt mir ein Plättchen die Wahl zwischen drei verschiedenen Tieren, im ungünstigsten Fall muss es ein ganz bestimmtes sein.
Auch die Tiere zählen Punkte und steuern sogar den Hauptanteil zum Ergebnis bei. Jedes Tier auf andere Weise: Manche wollen benachbart zu Artgenossen sein, andere nicht, andere wollen Formationen bilden usw. Zu Beginn der Partie wird das festgelegt. Pro Tiersorte gibt es fünf Möglichkeiten.

Zwanzig Mal komme ich an die Reihe und muss eine von vier ausliegenden Plättchen-Tier-Kombinationen nehmen und bei mir einbauen. Die Kombinationen sind zufällig und passen somit mal besser, mal schlechter.
Falls ich einen Tannenzapfen besitze und abgebe, darf ich vor meinem Zug verfügen, dass den Auslage-Plättchen neue Tiere zugelost werden, oder ich darf mir aus der Auslage ein beliebiges Plättchen und ein beliebiges Tier nehmen statt einer der Kombinationen. Und Zapfen verdiene ich übrigens, wenn ich ein Plättchen, das nur eine Sorte Tier duldet, mit exakt diesem Tier bestücke.


Was passiert? Ich versuche beides: große Flächen gleicher Landschaften zu puzzeln und darauf die Tiere so zu legen, wie es gefordert ist. Optimalerweise gelingt es mir, zwischenzeitlich Plättchen unbesetzt zu lassen, die mir viele Tier-Optionen bieten. Bin ich darauf angewiesen, im nächsten Zug unbedingt einen Bussard oder Lachs zu ergattern, schränkt mich das sehr ein.
Komme ich an die Reihe, checke ich also die Auslage ab, welche Kombi am besten bei mir reinpasst. Oder wenn keine wirklich passt: welche am ehesten akzeptabel wäre. Besitze ich einen Zapfen, kalkuliere ich, ob die Gelegenheit gekommen ist, ihn einzusetzen.
Was die anderen machen, interessiert mich nur so halb. Wir spielen eher nebeneinander als miteinander. Wenn alle sich in die Bären verliebt haben, ist es sicher keine gute Idee, ebenfalls Bären zu sammeln. Und wenn jemand dabei ist, eine riesige Gebirgslandschaft zu basteln, muss ich nicht auf Biegen und Brechen versuchen, das zu übertreffen.
Vor allem schaue ich auf mich selbst. Jedes Teilchen und jedes Tierchen sollte mein Punktekonto erhöhen. Darauf knoble ich hin. Ein Zug ist aber mehr als nur die Matheaufgabe, welche Tier-Plättchen-Kombi den größten Punktgewinn bringt. Es geht auch um Risiko-Management. Für künftige Züge handlungsfähig und flexibel zu bleiben, ist auch etwas wert, ohne dass es sich direkt in Punkten messen lässt.


Was taugt es? Das Thema und die Illustrationen machen CASCADIA sehr sympathisch. Tiere in der Natur anzusiedeln, ist schon schöner als beispielsweise Fabriken auf Grundstücken – auch wenn es mechanisch identisch wäre. Wirklich thematisch ist CASCADIA nämlich nicht: Alle Tiere fühlen sich in allen Landschaften zu Hause. Nicht mal der Lachs besteht auf ein Wasserbett.
Im Vergleich mit SAVANNAH PARK ist CASCADIA zwar das herkömmlichere, aber auch das konstruktivere und deshalb gemütlicher zu spielende Spiel. Um eins, zwei Schritte vorauszuplanen hilft hier natürlich, doch auch auf Basis von Spontanentscheidungen bleibt man konkurrenzfähig.
Pluspunkte sammelt CASCADIA durch Abwechslungsreichtum. Nicht nur, dass für jedes Tier fünf verschiedene Punktebedingungen gelten können, die sich wiederum beliebig kombinieren lassen: Diverse Herausforderungs-Szenarien, sowohl fürs Solo- als auch fürs Mehr-Personen-Spiel, verändern die Wertungen nochmals.
Trotz Abwechslung in den Wertungen macht mich eine Partie CASCADIA jedoch nicht überdurchschnittlich neugierig auf die nächste. In dem top-soliden und schön gestalteten Legespiel fehlen mir Überraschungen oder Reibepunkte.
Ab einem gewissen Level verlässt CASCADIA dann auch den Wohlfühlbereich und wird zu echter Kopfarbeit. In meinen Runden haben bereits die Tierwertungen für Fortgeschrittene die Hirne mächtig qualmen lassen. Die Sichtlinien der Bussarde und die erlaubten Nachbarschaften bei Lachsstraßen wurden nicht so ohne Weiteres verstanden. Die Wartezeiten verlängern sich, vor allem zu viert, wo ich ohnehin wenig vorausplanen kann, weil sich die Auslage während einer Runde sehr stark ändert.


**** solide

CASCADIA von Randy Flynn für eine:n bis vier Spieler:innen, Kosmos.

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Aufklärung über den Datenschutz
Wenn Sie einen Kommentar abgeben, werden Ihre eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie beispielsweise Ihre IP-Adresse) an den Google-Server übermittelt. Mit dem Absenden Ihres Kommentars erklären Sie sich mit der Aufzeichnung Ihrer angegebenen Daten einverstanden. Auf Wunsch können Sie Ihre Kommentare wieder löschen lassen. Bitte beachten Sie unsere darüber hinaus geltenden Datenschutzbestimmungen sowie die Datenschutzerklärung von Google.