Dienstag, 26. April 2022

Codex Naturalis

Legespieltage auf REZENSIONEN FÜR MILLIONEN. Heute: Teil 3 von 3.

Wie geht CODEX NATURALIS? Es ist ein Legespiel mit Karten. Immer drei habe ich auf der Hand, eine muss ich an mein Kartengebilde anlegen, eine ziehe ich dann aus dem Markt nach.
Karten lege ich so, dass sich ihre Ecken überlappen. Und eine Ecke darf ich nur dann belegen, wenn dort ein Bauplatz ist. Nicht alle Karten bieten in allen vier Ecken Bauplätze.
Manche Karten erfordern für ihren Bau die Sichtbarkeit bestimmter Ressourcen in meiner Auslage. Und dummerweise sind Ressourcen auch auf den Bauplätzen abgebildet und können von neuen Karten überbaut werden.
Je schwieriger eine Karte zu bauen ist, desto mehr Punkte zählt sie. Und je mehr Punkte eine Karte zählt, desto weniger Bauplätze und Ressourcen bringt sie mit. Manche Karten zählen einen festen Wert, andere in Abhängigkeit von sichtbaren Symbolen oder von ihrer Platzierung.
Sobald jemand zwanzig Punkte gesammelt hat, naht die Schlusswertung. Hier punkte ich gemäß meiner geheimen Aufgabenkarte und der zwei öffentlichen Aufgaben, die bei Spielbeginn ausgelost wurden und für uns alle gelten: Wir sollen bestimmte Symbole gesammelt haben oder unsere Karten sollen bestimmte Farbmuster ergeben.


Was passiert? Jede:r tüftelt für sich. Ab und zu schnappen wir uns gegenseitig Karten weg, aber kaum gezielt, sondern eher versehentlich. Die Beschränkung auf drei Handkarten zwingt mich zur Konzentration auf mein eigenes Spiel.
Anfangs werde ich üblicherweise so bauen, dass ich Bauplätze und Ressourcen erschaffe, um in der zweiten Spielhälfte möglichst flexibel zu sein. Wenn Aufgaben verlangen, dass ich bestimmte Farbmuster bilden soll, versuche ich, mich von Beginn an daran zu orientieren.
CODEX NATURALIS ist ein Wettrennen. Nach etwa 15 Zügen kann es schon vorbei sein. Deshalb wird es nach einigen Aufbauzügen Zeit, aufs Generieren von Punkten umzuschwenken. Optimalerweise habe ich dafür auch schon eine oder gar zwei Karten auf meiner Hand gebunkert, deren Ausspiel ich vorbereite. Und ich hoffe darauf, weitere passende beim Nachziehen zu ergattern. Was da in den Markt kommt und wie gut es mir in die Karten spielt, ist auch Glück.


Was taugt es? Ich habe zu planen, ich habe zu tüfteln. Ich hoffe auf die passenden Karten und muss meine Auslage so timen, dass ich nicht zu früh Bauplätze und Ressourcen zugunsten von Punkten opfere, aber eben auch nicht zu spät.
Mit anderen Worten: CODEX NATURALIS ist taktisch. Aber – und da wiederhole ich mich – nur deshalb ist es ja nicht automatisch auch reizvoll. Für mein Empfinden verlaufen die Partien gleichförmig, emotions- und höhepunktarm. Was passiert, ist erwartbar. Und die Puzzle-Aufgabe als solche ist nicht so faszinierend, dass sie mich zu immer weiteren Partien verlockt.
Das Spektakulärste an CODEX NATURALIS sind die Illustrationen und die Aufmachung mit Golddruck. Funktional ist das allerdings nicht. Man muss schon in gutem Licht spielen, um alles zu erkennen. Und mindestens einmal pro Partie verläuft sich ein Wertungsstein auf der unübersichtlichen Zählskala. Auch ein thematischer Sinn des Ganzen erschließt sich nicht. Dass es in CODEX NATURALIS, wie die Schachtel verrät, um ein geheimes Manuskript geht, hätte man, ohne es dort zu lesen, niemals geahnt.


*** mäßig

CODEX NATURALIS von Thomas Duport für zwei bis vier Spieler:innen, Huch!

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