Samstag, 28. Mai 2022

Gutenberg

Wer befürchtet hatte, dass den Autor:innen für ihre Eurogames irgendwann die Städtenamen ausgehen, darf aufatmen: Puh, zum Glück gibt es ja auch noch sehr viele Namen von historischen Persönlichkeiten!

Wie geht GUTENBERG? Wir erledigen Druckaufträge. Das bringt Geld und zählt Punkte. Jeder Druckauftrag besteht aus einem Pflicht- und einem freiwilligen Teil. Der Pflichtteil erfordert, dass ich vorgegebene Buchstabenplättchen besitze. Ich gebe die Plättchen nicht ab, aber darf keines für zwei Aufträge gleichzeitig einsetzen. Der freiwillige Teil verlangt, dass ich Farbtropfen zahle und / oder bestimmte Mindeststufen irgendwelcher Fähigkeiten erreicht habe.
Ich brauche also erstens Buchstabenplättchen. Die darf ich mir jederzeit kaufen, sie kosten aber zunehmend Geld. Und ich brauche zweitens Aufträge und Farbtropfen sowie Aufstiege bei meinen Fähigkeiten. All das wird Runde für Runde verteilt, die Frage ist nur: Wer darf zuerst aus dem Angebot wählen?


Was passiert? Um die Wahlreihenfolge festzulegen, haben wir geheim Marker eingesetzt. Fünf Phasen, in denen ich etwas bekommen könnte, gibt es. Will ich von allem etwas, bedeutet das also schon mal, fünf Marker zu setzen, für jede Phase einen. Abhängig von meiner Sitzposition besitze ich sieben bis zehn Marker. Zwei bis fünf sind somit mein Spielraum, um meine Ansprüche hier und da etwas zu verstärken. Gegen Spielende brauche ich manche Dinge gar nicht mehr. Dann kommt es eher mal vor, dass ich vier oder fünf Marker biete, um in einer Phase zuerst an der Reihe zu sein.
Der Rundenablauf ist strikt schematisch. Wir gehen eine Phase nach der anderen durch, kassieren Ressourcen und klettern auf Skalen. Anschließend checken wir, ob und welche Aufträge wir erfüllen können.

Zusätzlich gibt es ein Wettrennen um öffentliche Aufträge: Man soll bestimmte Buchstabenplättchen besitzen oder bestimmte Fähigkeitslevel erreicht haben oder muss bestimmte Farbtropfen bezahlen, um dafür Punkte zu erhalten. Die Aufträge liegen schon für die gesamte Partie bereit, werden aber erst Karte für Karte freigeschaltet. Man kann darauf hinplanen.
Und es gibt ein zusätzliches Taktikelement, das an die Mechanik einer Werkstatt erinnert: Man kann bis zu drei Zahnradteile erwerben und auf dem eigenen Tableau installieren. Je nach Stellung der Zahnräder erhält man Boni für die laufende Runde. Zu Beginn jeder Runde werden die Zahnräder gedreht, sodass ab jetzt andere Boni gelten.


Was taugt es? Auch für GUTENBERG muss ich dieselbe Vokabel verwenden, die ich zuletzt häufiger verwendet habe: GUTENBERG ist „herkömmlich“. Ich sammle Komponenten ein, die ich in vorgegebenen Kombinationen einsetze, um Aufträge zu erfüllen und eine Belohnung zu erhalten.
Das ist das übliche Grundgerüst eines Workerplacement-Spiels. Und letztlich sind die sieben bis zehn Marker, die wir geheim einsetzen auch nichts anderes als Worker. Das simultane Einsetzen spart Zeit, bringt dem Genre aber nichts Neues. Es passiert das, was bei verdeckten Geboten traditionell passiert: Man überlegt sich was, und mal wird man dann unerwartet überboten, mal fällt einem etwas in den Schoß.
GUTENBERG ist kein bestrafendes Spiel. Wer sich nicht vollkommen verzockt oder Misswirtschaft betreibt, kommt sicher voran. Das Spiel fließt verlässlich dahin und eben auch ohne große Höhepunkte.

Was hier die besondere Idee sein soll, bleibt mir verschlossen. Und was das nun mit Buchdruck oder Gutenberg zu tun haben könnte, ebenso. Okay, das Spiel enthält schöne Holzlettern. Aber wären es Farbtiegel, könnte man das Spiel „da Vinci“ nennen, statt Druckaufträge wären es Malaufträge, die Zahnräder könnten Zahnräder bleiben – und es wäre kein bisschen weniger passend.


*** mäßig

GUTENBERG von Katarzyna Cioch und Wojciech Wisniewski für eine:n bis vier Spieler:innen, HUCH! / Granna.

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