Um sich vor Einleitungen zu drücken, gibt es keinen besseren Spieletitel als diesen. Tausend Dank!
Wie geht LESS IS MORE? Pro Partie kommt jede:r einmal an die Reihe, ein Wort zu erraten, während die restliche Runde umschreibt. Führt meine Umschreibung dazu, dass das Wort geraten wird, bekomme ich Punkte, und wer es erraten hat auch.
Immer nur eine Umschreibung wird vorgezeigt, dann folgt ein Rateversuch. Vorzeigen darf zuerst, wer zum Umschreiben am wenigsten Buchstaben benutzt hat. Geht der Rateversuch schief, darf nun vorzeigen, wer am zweitwenigsten Buchstaben verwendet hat. Und so weiter.
Um „Eiswürfel“ zu erklären, könnte ich beispielsweise „KALT IM COCKTAIL“ schreiben. Das sind 14 Buchstaben, ziemlich viele, was vermutlich dazu führen wird, dass ich recht spät oder aber gar nicht mehr drankomme. Ich könnte aber auch - und das ist der Witz - „KLT M COCTL“ schreiben, nur neun Buchstaben, jedoch auch unverständlicher. Früh an die Reihe zu kommen, ist zwar schon erstrebenswert, doch wenn ich nicht geraten werde, bin ich nur Steigbügelhalter der Nummer zwei oder drei. Mit jeder sichtbaren Umschreibung wird das Erraten etwas leichter.
Was passiert? LESS IS MORE produziert lustige Situationen. Ich versuche, noch einen Buchstaben einzusparen und noch einen, und dann darf ich tatsächlich als Erster vorzeigen, aber die Freude währt nur kurz, weil das Gegenüber statt des erhofften Geistesblitzes nur völlige Verständnislosigkeit erkennen lässt. Und jetzt frohlockt die Nummer zwei, freut sich auf leichte Punkte und … wieder nur Verständnislosigkeit!
LESS IS MORE lebt vom Spaß an der Kreativität. Man versucht, um die Ecke zu denken, hofft auf den ultimativen Wortverkürzungsgeistesblitz, staunt über die Ideen der anderen und wird dabei gut unterhalten.
Aber es gibt auch weniger spannende Phasen. Irgendwer zeigt die Umschreibung vor, und man weiß sofort: „Alles klar, das ist perfekt.“ Und tatsächlich wird auch sofort richtig geraten und die Runde verpufft. Immer wieder kommt es vor, dass ich mir etwas ausdenke, aber nicht die Gelegenheit erhalte, es zu präsentieren, und auch niemand noch danach fragt. Die Idee, dass alle schreiben und eine:r rät, zündet im kooperativen JUST ONE besser, weil alle das Gefühl haben, dass es auf ihren Beitrag ankommt.
Was taugt es? LESS IS MORE unterhält. Allerdings habe ich in allen Runden beobachtet, dass es für sämtliche Beteiligten okay war, nach einer Halbstunden-Partie wieder einzupacken. LESS IS MORE hinterlässt schnell das Gefühl, erfahren zu haben, was das Spiel so kann. – Und, ja, es kann schon was. Aber ein paar Kostproben davon genügen für eine Weile.
Die Art der Punktwertung führt zu großen Abständen im Ranking. Und die Punkte mit Klemmen am Schachtelrand zu markieren, ist sehr unübersichtlich. Beides zusammen führt dazu, dass sich niemand für die Punkte interessiert. Falls das als geheimes Erziehungsziel subtil angestrebt worden sein sollte, funktioniert es wirklich famos.
Ich persönlich interessiere mich vor allem für Gleichstände, denn bei Gleichständen gewinnt hier, wer den kürzesten Vornamen hat. Yeah!
**** solide
LESS IS MORE von Ralf zur Linde für drei bis sechs Spieler:innen, Ravensburger.
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