Wer ist das?
Wie geht SECRET IDENTITY? Erklär’s mit Symbolen! Ich bekomme eine von acht offen ausliegenden prominenten Personen oder fiktiven Figuren zugelost und soll mit bis zu drei meiner Symbolkarten erklären, um wen es sich handelt. Ich darf Symbole auf die grüne Seite meines Tableaus stecken. Das bedeutet dann: Der Hinweis trifft zu. Auf der roten Seite bedeutet es: Hinweis trifft nicht zu.
Meine Mitspieler:innen machen parallel dasselbe. Anschließend raten wir. Jeder Treffer bringt beiden Beteiligten je einen Punkt – also dasselbe System wie etwa bei KRAZY WORDZ, KRAZY PICS oder PICTURES.
Für das gesamte Spiel, das über vier Runden läuft, habe ich nur zehn Symbolkarten zur Verfügung. Zwar sind auf jeder vier Symbole zu sehen, was eine gewisse Auswahl bedeutet. Wenn ich aber in den ersten drei Runden das Maximum von drei Karten verschieße, stehe ich in der letzten Runde ziemlich blank da. Sparsamkeit ist also angeraten.
Was passiert? Man kann Glück, man kann Pech haben. Soll ich „Die Maus“ erklären und habe eine Karte mit einer Maus, erwartet mich zuverlässig ein schöner Punkteregen. Soll ich Nena erklären und besitze ein Mikrofon und einen Luftballon, könnte die Sache ein ähnlicher Selbstläufer werden.
Es gibt aber auch genügend Runden, wo man gar nichts Naheliegendes hat, wo man überlegen und improvisieren muss. Oder sich damit behilft, die darzustellende Person von den anderen sieben ausliegenden irgendwie abzugrenzen.
Je nachdem, ob es anderen genauso ergeht oder nicht, kann es Runden geben, in denen sich die meisten Rätsel blitzschnell lösen lassen. Oder dass es ganz im Gegenteil in Raterei ausartet.
Am besten sind die Runden dazwischen. Jemand hat sich etwas ausgedacht, man muss eine Weile dran knabbern, und dann fällt der Groschen: Jaa! Das ist ein tolles Gefühl. Für beide. Oft ist es auch witzig, wie manche Prominente von irgendwem auf eins, zwei Symbole heruntergebrochen werden. Das Peace-Zeichen und als Negativhinweis eine Kopfbedeckung? Ah, der Dalai Lama! Ein Herz und eine Abwärtsbewegung? Ah, der Typ von der Titanic!
Apropos Titanic: Es sind recht viele Film- und Serien-Charaktere im Spiel. In meinen Runden mussten sie überwiegend aussortiert werden, weil dann doch immer irgendjemand mitspielt, der die Figur nicht kennt. Und es hat wirklich keinen Sinn, die Karten dann drinzulassen. Selbst eine grobe Vorstellung reicht selten aus, weil in den Erklärungen mit Details und Insiderwissen gearbeitet werden muss. Und wenn ich lediglich weiß, dass Marge Simpson irgendwer bei den Simpsons ist, aber ihre Eigenschaften nicht kenne, bin ich raus. In Runden, die SECRET IDENTITY mehrfach gespielt haben, entstand so der Eindruck, alle in Frage kommenden Charaktere schnell durchgespielt zu haben.
Was taugt es? Prinzipiell finde ich solche Spiele super: SECRET IDENTITY ist leicht erklärt, es funktioniert in bunten Runden, man kann ein bisschen kreativ sein, und bei den Auflösungen wird immer mal wieder gelacht.
Allerdings ist man bei SECRET IDENTITY wirklich nur „ein bisschen“ kreativ. Meine Symbole schränken mich ein, und es sind etliche dabei, die so gut wie nie verwendet werden. Andere doppeln sich. Sie sind zwar nicht identisch, sagen aber dasselbe aus und werden für immer dieselben Kategorien eingesetzt, zum Beispiel der Notenschlüssel, die Note oder das Mikrofon immer wieder bei Musiker:innen. Am Ende ist die Vielfalt also gar nicht so groß.
Am meisten missfällt mir das Material. SECRET IDENTITY ist überproduziert. Als unsere Lösungen stecken wir (warum auch immer) nummerierte Pappschlüssel in Tresor-Tableaus. Das ist umständlich, und manchmal fallen die Schlüssel heraus, bevor sie es sollen. Im schlimmsten Fall wird dabei die Lösung verraten.
Mein Spiel ist inzwischen auch total abgerockt. Es war viel im öffentlichen Spieletreff im Einsatz, schätzungsweise 30 bis 40 Partien wurden damit gespielt. Jetzt sind einige Schlüssel ausgefranst und passen kaum noch in die Öffnungen. Mehrere der Magnetverschlüsse sind ausgerissen.
Die eingangs genannten Spiele – zur Erinnerung: KRAZY WORDZ, KRAZY PICS und PICTURES – finde ich allesamt runder und somit besser. Das Spielgefühl ist ähnlich. Wie sie schafft auch SECRET IDENTITY immer wieder Momente, bei denen man sehr lacht, über die man noch länger redet oder die man noch Tage später weiß.
Das Tüfteln macht Spaß. Dass man nicht im luftleeren Raum rät, sondern weiß, dass es eine von acht möglichen Lösungen sein muss, ist die entscheidende Hilfestellung, die das Kombinieren reizvoll statt beliebig macht. Die oben genannten Spiele – ich wiederhole ihre Namen nicht noch einmal – nutzen genau diesen Mechanismus auch.
Rein auf den Spielspaß bezogen, hätte ich „reizvoll“ unter den Text geschrieben, wegen der Materialumsetzung möchte ich SECRET IDENTITY aber nicht zu sehr empfehlen. Als Mittelwert nenne ich das jetzt „solide“, auch wenn der Begriff so gar nicht passt.
(Auflösung des Einleitungsrätsels: Ich!)
**** solide
SECRET IDENTITY von Johan Benvenuto, Alexandre Droit, Kévin Jost, Bertrand Roux für drei bis acht Spieler:innen, Strohmann Games / Funnyfox.
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