Die Erinnerungen an gute alte Spiele sind für mich oft an bestimmte Mitspieler:innen geknüpft. Denn so manches Spiel hat in einer Runde besonders gezündet und wurde in den anderen nur wenige Male gespielt und war dann weg vom Fenster. – Ich darf das nicht beklagen. Ich bin selbst schuld daran, weil ich überall immer wieder neues Zeug angeschleppt habe.
EUROPA TOUR (von Alan Moon und Aaron Weissblum) war über einen sehr langen Zeitraum das Absackerspiel meiner damaligen Montagsrunde, und wir haben über 50 Partien gespielt. Die letzte dürfte allerdings lange her sein, was kein Wunder ist, da sich die Montagsrunde inzwischen ganz anders zusammensetzt. Und mit anderen Menschen entwickeln sich andere Vorlieben.
Dass sich in einer Runde Favoriten etablieren, hat Vorteile. Man muss zum Beispiel keine Regeln mehr erklären, was bei EUROPA TOUR allerdings nicht so dramatisch ins Gewicht fällt. Zusätzlich herrscht eine Grundeinigkeit über das Spiel. Man muss nicht lange überlegen, was aus dem Regal gezogen werden soll, alle haben Lust dazu, keiner nörgelt, keiner findet das Spiel hinterher doof. Man weiß, was einen erwartet, hat schon verschiedene Taktiken ausprobiert, kennt auch die Schwächen des Spiels und akzeptiert sie einfach.
Sehr viele solcher Spiele, die zu irgendeiner Zeit mit bestimmten Menschen besonders gut waren, stehen noch bei mir im Regal. Mit der Idee, sie irgendwann mal wieder zu etablieren. Aber ich fürchte – nein: ich weiß –, dazu wird es nie kommen, denn die Menschen, mit denen ich heute spiele, sind oft andere. Und das Gefühl und die Vertrautheit, die man mit einem Spiel hatte, lassen sich nicht auf neue Konstellationen übertragen. Regelmäßig, wenn ich irgendwo alte Perlen auf den Tisch gebracht habe, wurde ich tendenziell enttäuscht. Es war dann doch nie wie früher oder so wie in meiner Erinnerung von früher. Selbst mit denselben Menschen nicht. Weil nach Jahren auch die Vertrautheit schwindet. Und – man muss es zugeben – weil Spiele auch besser werden und das Neue das Alte alt aussehen lässt.
Das gilt natürlich ganz bestimmt nicht für EUROPA TOUR, was ich jetzt einfach mal ungeprüft behaupte. Zugegeben, die Grafik ist oll. Aber das war sie auch vor 20 Jahren schon. Und okay, die Spielidee ähnelt RACKO, und RACKO ist vielleicht auch nicht mehr taufrisch, sondern sogar älter als ich. Und das gilt ansonsten nur noch für SCHACH und GO.
EUROPA TOUR ist ein etwas komplexeres RACKO. Wir bringen nicht Zahlen in eine Reihenfolge, sondern bereisen europäische Länder. Auf unserem Kartenhalter soll eine Verbindung von benachbarten Ländern oder dazwischengeschalteten passenden Verkehrsmitteln entstehen. EUROPA TOUR ist sozusagen ein völkerverbindendes Spiel. Dass die Realität in Europa 20 Jahre später ganz anders aussehen würde, hätte ich damals nicht gedacht.
- Vor 20 Jahren (127): Alhambra
- Vor 20 Jahren (129): King Arthur
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